Das Tübinger Institut für gender- und diversitätsbewusste Sozialforschung und Praxis (tifs) e.V. hat im Auftrag des Baden-Württembergischen Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus das Mentorinnen-Programm für Migrantinnen des Landesprogramms Kontaktstellen Frau und Beruf evaluiert.
Das Mentoring-Programm richtet sich an Frauen mit Migrationsgeschichte oder Fluchterfahrung, die eine berufliche Qualifikation und ausreichende Deutschkenntnisse aufweisen, formalen Zugang zum Arbeitsmarkt haben und arbeitssuchend sind. Die Mentoring-Prozesse in Tandems von zwei Frauen bilden den Kern des Programms.
Seit 2020 ist das Programm verstetigt und rückwirkend ab 2018 von der Deutschen Gesellschaft für Mentoring zertifiziert (derzeit bis 2024). Es weist damit einen hohen Standard aus, der in der Laufzeit des Programms durch stetige Entwicklung erreicht worden ist.
Zu den Zielen des Programms gehören:
Als quantitatives Ziel sollen 70-75 Mentoring-Prozesse in Tandems durchgeführt werden. Gegenstand der vorliegenden Evaluation ist die Überprüfung, ob die qualitativen und quantitativen Ziele erreicht wurden, die Überprüfung der Qualität und Zielkongruenz der durchgeführten Maßnahmen sowie die Ableitung von Handlungsempfehlungen, wie das Programm weiterentwickelt und verbessert werden kann.
Zentrale Ergebnisse auf einen Blick:
Das quantitative Ziel, 70-75 Mentoring-Prozesse durchzuführen, wurde nicht nur erreicht, sondern übertroffen: Laut Abfrage der Seko im November 2021 haben 78 Mentees am Programm teilgenommen. Davon sind zum Abschluss des Programms 38% in Arbeit, 22% in Weiterbildung und jeweils 5% in Ausbildung oder Praktikum.
Die Vielzahl der Herkunftsländer und Staatsangehörigkeiten lässt auf eine Vielfalt von Migrationskontexten und -gründen schließen und beinhaltet sowohl vermutlich Flucht- als auch andere Migrationsformen.
Fast alle Mentees haben eine eigene Migrationserfahrung, Frauen mit familiären Migrationshintergrund der zweiten Generation finden sich fast gar nicht. Die meisten Mentees leben weniger als 6 Jahre in Deutschland. Zum ersten Mal stellen Mentees aus Syrien die größte Gruppe. Es lässt sich daher vermuten, dass nun langsam auch mehr geflüchtete Frauen aus dem „Sommer der Migration“ 2015 im Programm ankommen, die schon einige Zeit hatten, sich in Deutschland einzugewöhnen und die Sprache zu lernen.
Die meisten Mentees und auch Mentorinnen weisen ein sehr hohes Bildungsniveau auf. Eine Anerkennung des Berufsabschlusses ist etwa bei der Hälfte der Mentees zu Beginn des Mentorings gegeben. Unklar bleibt, ob sie in ihrem gelernten Beruf arbeiten (möchten) – und falls nein, warum nicht. Diejenigen Mentees, die zu Beginn des Mentorings erwerbstätig sind, sind dies v.a. in den Bereichen Erziehung und Unterricht oder sonstigen Dienstleistungen – vermutlich oft nicht in höher qualifizierten Tätigkeiten.
Den kompletten Evaluationsbericht des tifs e.V. können Sie hier einsehen.