"Frauen und Unternehmen profitieren von den Kontaktstellen"

Portrait Ines Wolf-Vetter

Ines Wolf-Vetter. Foto: Sebastian Seibel

Ein Interview mit der neuen Leiterin der Kontaktstelle Frau und Beruf Nordschwarzwald

Seit rund 100 Tagen leitet Ines Wolf-Vetter inzwischen die Kontaktstelle Frau und Beruf Nordschwarzwald. Im Interview gibt sie Einblicke in ihre Arbeit und ihre Ziele.

 

Frau Wolf-Vetter, was fasziniert Sie an Ihrer neuen Stelle?

 

Wir sind ein tolles Team und es macht sehr viel Spaß, mit den Kolleginnen auch neue Richtungen einzuschlagen. Sehr interessant ist der 360-Grad-Blick, den ich einnehmen kann: Ich unterstütze sowohl Frauen, die in die Beratung kommen in vielfältigen Themen, als auch Unternehmen. Bei Letzteren zeige ich auf, wie Firmen von dem umfangreichen Wissen der Kontaktstellen während einer kostenlosen Beratung profitieren. Beiden, Frauen und Unternehmen können wir viele Tipps geben.  


Sie kommen aus der Personaldienstleistung. Werden Unternehmen auch ein Schwerpunkt Ihrer Arbeit sein?

 

Es ist mir eine Herzensangelegenheit aufzuzeigen, wie Unternehmen vom schlummernden Fachkräftepotential der Frauen profitieren können. Wie sie zum Beispiel Rahmenbedingungen optimieren, damit Frauen ihre Arbeitszeiten aufstocken. Oder was sie tun können, um Frauen zu gewinnen - auch nach der Eltern- oder Familienzeit.

Nachdem die Beratungsarbeit für die Frauen im Nordschwarzwald schon gut etabliert ist, werde ich einen Schwerpunkt auf die Unternehmen legen. Dies ist auch im Sinne unseres Trägers, der IHK Nordschwarzwald, die immer die Interessen der regionalen Wirtschaft und die Fachkräftesicherung im Blick hat.

Wir haben jüngst ein neues Veranstaltungsformat entwickelt, von dem Unternehmen und Frauen profitieren können. In der Reihe „Frauen – Unternehmen – Zukunft“ bringen sich Unternehmen bei Podiumsdiskussionen ein und gleichzeitig werden Frauen in moderierten Workshops mit einer Trainerin ermutigt, ihre Potenziale zu erkennen und sich Ziele für ihren Berufsweg zu stecken.

Zudem planen wir auch auf Messen präsent zu sein, wie zum Beispiel im Juni auf der Messe „Stanztec“ in Pforzheim, die mit vielen Ausstellern aus der Region ein Besuchermagnet für die Unternehmen der Branche ist.

 

Wer kommt zu Ihnen in die Beratung?

 

Wir sind in der Kontaktstelle Frau und Beruf Nordschwarzwald mit 2,5 Stellen besetzt und ich investiere mindestens 50 Prozent meiner Zeit in die Beratungen für Frauen. Zu uns kommen Kundinnen aus allen Bereichen. Wir haben viele Frauen, die zum Beispiel nach der Elternzeit wieder in den Beruf einsteigen wollen oder andere, die sich weiterentwickeln wollen. Da der Nordschwarzwald, ähnlich wie die Region um Mannheim, auch stark von Zuwanderung geprägt ist, haben wir auch viele Migrantinnen, mit denen wir auch schon langjährig am Mentorinnenprogramm für Migrantinnen erfolgreich teilnehmen.

Im Moment sind einige sehr gut ausgebildete Ukrainerinnen in der Beratung. Sie sprechen mittlerweile sehr gut deutsch (Level B2) und möchten in Deutschland bleiben und hier beruflich Fuß fassen. Und auch die, die noch unsicher sind, ob sie bleiben wollen, sind sehr motiviert zu arbeiten. Da ist meine langjährige Erfahrung in der Personaldienstleitung hilfreich, um ihnen Wege  - auch außerhalb ihrer eigentlichen Berufe - aufzuzeigen.

Daneben ist auch Gründen in Elternzeit oder im Nebenerwerb immer wieder ein Thema für gut ausgebildete Mütter. Sie sehen hierin eine Chance mit deutlich mehr Flexibilität beruflich tätig zu sein. Beliebte Bereiche sind dabei Ernährung, Fitness, Coaching. Es kommt dabei leider auch vor, dass Frauen aus Berufen mit Personalengpässen oder MINT-Berufen dann in die Gründung in diesen Bereichen gehen, weil sie sich als Selbstständige flexibler fühlen.

Das bestärkt mich darin, mein Augenmerk auf Unternehmensbesuche zu legen, um individuelle Optionen für familienfreundliche Strukturen aufzuzeigen, damit die gut qualifizierten Frauen dem Arbeitgeber erhalten bleiben.

 

Ist das Thema KI schon ein Thema bei den Frauen, die zur Beratung kommen?


Nein, das Thema ist noch eine Randerscheinung bei den Ratsuchenden. Es stehen mehr die klassischen Themen wie eigene Potenziale, Zieldefinition, Stellensuche und Bewerbung im Mittelpunkt.

 

Was sind mittelfristige Ziele Ihres Engagements in der Kontaktstelle?

 

Wie gesagt werde ich einen Fokus auf Unternehmen und Fachkräftesicherung legen.

Ein weiterer Schwerpunkt ist das Thema MINT (MINT steht für Mathematik-Informatik-Naturwissenschaften-Technik). Hier klären wir Frauen über interessante MINT-Berufe in diesem Bereich auf. Wir zeigen (Wieder-) Einsteigerinnen, Umsteigerinnen oder auch Frauen ohne Ausbildung, welche Chancen sie in diesen Berufen haben. Diese Jobs sind in der Regel finanziell lukrativ, was natürlich auch für die Rente wichtig ist.

Bei der im Nordschwarzwald schon gut ausgebauten Beratungsarbeit werden wir noch etwas mehr in die Fläche gehen und nehmen hier im ersten Step den westlichen Enzkreis in den Fokus.

 

Was wünschen Sie sich für Ihre Arbeit?

 

Wir freuen uns über alle Beratungsanfragen von Frauen, aber auch Unternehmen und Institutionen in der Region, um einen Beitrag zum Thema Fachkräftesicherung und Qualifizierung zu leisten. Niemand sollte sich scheuen, unsere kostenfreie Unterstützung zu buchen!

 

Zur Person

Ines Wolf-Vetter (54) ist gebürtige Pforzheimerin und hat zwei Ausbildungen - in der Gastronomie und zur Personalfachkauffrau - absolviert. Sie bringt über 10 Jahre Erfahrung als Gebietsleiterin in der Personaldienstleistung mit.

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