Kitze in Hohenlohe: Betreuungsform für die Kleinsten

Kinderbetreuung: Szene aus einer Kita

(Foto: ©Charlotte Fischer)

Die Kleinen sollen sich wie zuhause fühlen: Spielen, lernen, aufräumen, essen, schlafen stehen auf dem Programm der unter Dreijährigen, die im Hohenlohischen in einem „Kitz“ untergebracht sind: Da sitzt man mit Lätzchen gemeinsam am Mittagstisch und verspeist regionales Gemüse oder man spielt draußen an der frischen Luft, bastelt oder begibt sich auch mal auf einen kleinen Ausflug zum nahegelegenen Hofladen.

 

In sechs Gemeinden in Hohenlohe werden Kinder unter drei Jahren in so genannten „Kitzen“ betreut, einer Betreuungsform, die vom Verein kit – Familiäre Kindertagesbetreuung Hohenlohekreis e.V. organisiert wird. Bei dieser „Kindertagespflege im Zentrum“ (Kitz) sind Tagespflegepersonen und pädagogische Fachkräfte für bis zu 15 Kinder in einem Kitz zuständig, maximal neun gleichzeitig. Eine Person betreut je drei Kinder. Alle Teammitglieder wechseln sich darüber hinaus beim Einkaufen, Kochen, Frühstück richten, Aufräumen und Saubermachen (unterstützt von Reinigungskräften) ab. Sie sind angestellt beim Verein.

 

Vorteile für Tagespflegepersonen und Eltern

Für Vereinsgeschäftsführerin Ingrid von Wurmb macht das die „Kitze“ für Tagespflegepersonen so attraktiv: „Bei uns in der Kindertagespflege arbeiten oft Umsteigerinnen oder Wiedereinsteigerinnen, für die das klassische Modell als selbständige Tagespflegeperson finanzielle und administrative Hürden birgt. Die Festanstellung mit allen Vorteilen wie unter anderem bezahltem Urlaub oder Krankheitsfall erleichtert es diesen Menschen, ihren beruflichen Herzenswunsch Kinderbetreuung zu verwirklichen.“ Außerdem bietet der Verein den Tagespflegepersonen eine intensive und regelmäßige Fachberatung.

Auch für die Eltern sei diese Form der Kinderbetreuung der Kleinsten attraktiv, ergänzt Ingrid von Wurmb: „Die Kinderbetreuungszentren liegen zentral. Dadurch sparen Eltern die im ländlichen Raum oft üblichen langen Fahrtwege zwischen zu Hause, Kindertagespflege und Arbeit. Gerade bei den Jüngsten eine große Entlastung für Eltern im Alltag.

 

Unternehmen und die Kinderbetreuung

Die Räumlichkeiten für die Kitze stellen entweder Gemeinden oder Unternehmen, die ihren Angestellten eine Kinderbetreuung anbieten wollen. So betreut das Kitz in Künzelsau zum Beispiel vorrangig die Kinder der Mitarbeitenden des Landratsamtes, der Sparkasse oder der Stadt Künzelsau. Die Vorteile für Unternehmen sind laut kit e.V.:

  • Kitze sind bereits ab drei Kindern realisierbar
  • Kitze bieten flexible Betreuungszeiten durch individuelle Absprachen
  • Kitze schaffen eine familiennahe Atmosphäre und feste Bezugsperson für die Kleinstkinder
  • Kitze bieten Firmen ein überschaubares finanzielles Risiko und einen geringen organisatorischen Aufwand
    (Quelle: Homepage)

Ingrid von Wurmb: „Unternehmen schätzen vor allem, dass ein „Kitz“ so schnell und ohne große administrative Hürden umsetzbar ist und sie ihren Mitarbeitenden damit unkomplizierte Lösungen zur Vereinbarkeit und Familie und Beruf anbieten können. Die Unternehmen oder Gemeindeinstitutionen müssen lediglich die Räumlichkeiten zur Verfügung stellen. Um die Qualitätssicherung kümmert sich unser Verein aus pädagogischen Fachleuten. Das ist eine große Entlastung gerade für kleinere Firmen, die die Anforderungen an eine klassische Betriebskita nicht stemmen könnten.“ Die aktuelle Entwicklung bestätigt die Attraktivität: die nächsten drei Kitze sind bereits in Planung.

 

Betreuungszeiten sind variabel

Kitze sind auf die Bedürfnisse arbeitender Eltern abgestimmt und haben in der Regel von 7 Uhr früh bis 18 Uhr geöffnet. Ein Kind kann pro Tag maximal 10 Stunden betreut werden. Vorrangig werden die Kinder erwerbstätiger Eltern aufgenommen. Andere Kinder können 15-20 Stunden pro Woche zu den noch verfügbaren Zeiten betreut werden. Um eine stabile Bindung zu den Tagespflegepersonen aufzubauen, sollten Kinder mindestens 15 Stunden pro Woche in der Betreuung sein. Die Kitze schließen nur wenige Tage im Jahr. Die Betreuungszeiten werden pro Stunde abgerechnet (s.u.).

 

Wie werden die Kitze finanziert?

Der Landkreis und viele Gemeinden des Hohenlohekreises tragen den Hauptteil der Kosten. Die Kostenbeiträge, die zusätzlich von den Eltern bezahlt werden müssen, sind nach Anzahl der Kinder pro Familie gestaffelt. Zudem wird unterschieden, ob das zu betreuende Kind unter oder über drei Jahre alt ist. So bezahlen Eltern zum Beispiel mit einem Kind unter drei Jahren 2,55 Euro pro Betreuungsstunde (Stand: 2022).

 

Preisgekrönte Idee

Die Idee zur „Kindertagespflege im Zentrum“ (Kitz) entstand im Jahr 2010, als die Qualifizierungsvorgaben für Kindertagespflegepersonen geändert wurden und rechtlich die Möglichkeit geschaffen wurde, Kindertagespflege in anderen Räumen anzubieten. Zwei Jahre später ging mit der „Kornblume“ in Öhringen das erste Kitz im Kreis Hohenlohe an den Start. Denn das Konzept hatte nicht nur den Landkreis überzeugt, sondern in der Kategorie Familienfreundlichkeit auch die Jury des damaligen IHK-Wettbewerbs „Pakt Zukunft“: 60.000 Euro Fördergeld halfen bei der Anschubfinanzierung des Projekts. 

 

 

Zusatzinfo: Der Verein „kit“

kit wurde im Oktober 1999 als Tagesmütterverein Hohenlohekreis e.V. gegründet und später in kit - Familiäre Kindertagesbetreuung Hohenlohekreis e.V. umbenannt. kit ist ein eingetragener und gemeinnütziger Verein, politisch und religiös unabhängig. Als freier Träger der Jugendhilfe übernimmt er für das Landratsamt/Jugendamt Hohenlohekreis den Aufgabenbereich der Kindertagespflege.

Zur Homepage des Vereins

 

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