100 Minuten IT mit Mina Saidze

Foto: Dagmara Musial

Thema: Chancen für alle in der Arbeitswelt von morgen? Künstliche Intelligenz und faire Technologie

„Macht kommt von machen! Zu den Gewinnern gehören die, die handeln!“, mit diesen starken Worten fordert Mina Saidze über 150 Zuhörerinnen und Zuhörer der Onlineveranstaltung "100 Minuten IT" am 9. Juli auf, sich in die Technologieentwicklung einzumischen, die unseren Alltag immer stärker bestimmt. Gemeint ist die IT allgemein und die Entwicklung Künstlicher Intelligenz im Speziellen.

Technologische Kompetenzen gewinnen immer mehr an Bedeutung. Sie sind maßgeblich für die Gestaltung von zukunftsweisenden Aufgaben, wie die digitale Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft. Deshalb ist es wichtig, dass alle Talente aktiviert werden und mehr Frauen für die Techbranche gewonnen werden!

Birgit Buschmann, Leiterin Referat Gleichstellung im Wirtschaftsministerium BW in ihrem Grußwort zur Veranstaltung

Mehr Frauen in die Techbranche!

Das Erfinderland Deutschland brauche mündige Bürgerinnen und Bürger, die sich aktiv engagieren und die neuen Technologien wie Künstliche Intelligenz nach vorne bringen: „AI* - Made in Germany" müsse ein Qualitätssiegel sein, fordert Saidze. Deutschland rangiere in Sachen IT-Innovationen hinter Ländern wie Indien, USA, Israel und China.

Frauen seien in der Techbranche unterrepräsentiert, obwohl sie in den Anfangszeiten maßgeblich die Entwicklung der Informationstechnologien mitbestimmt haben: "Eine der berühmtesten Ingenieurinnen der ersten Stunde war Grace Hopper, eine Navy-Admiralin, deren Programmierung es den Vereinigten Staaten ermöglichte, die Auswirkungen von Atombomben zu modellieren. Es war auch eine Frau, Margaret Hamilton, die das Programmierteam leitete, das den Weg von Apollo 11 zum Mond zeichnete", zitiert Saidze aus ihrem Buch.

Heute sind, der Autorin zufolge, europaweit nur 23 Prozent der Beschäftigten in der Informationstechnologie Frauen.

Es sei nie zu spät, in diesen Bereich einzusteigen. Weder Alter, noch Geschlecht oder ethnische Herkunft seien Gründe, das nicht zu tun. Im Gegenteil: Je diverser ein IT-Team sei, desto unterschiedlicher seien die Perspektiven, was jedem Projekt zugutekomme, betont Saidze. Fachkräfte seien in der Techbranche stark nachgefragt - bei gutem Einkommen. Gleichzeitig biete die Branche oft ortsungebundenes Arbeiten und auch Teilzeitmöglichkeiten.

 

Von Datenspezialistinnen und Kommunikationstalenten

Mina Saidze erklärt verschiedene aktuelle Berufe, wie die der Datenanalystin (Data Analyst), der Dateningenieurin (Data Engineer) und der Datenwissenschaftlerin (Data Scientist). Als Umsteigerin könne man viele Weiterbildungsangebote nutzen, die einen schnell zum Ziel bringen.  Und: Nicht jede muss „coden“ (übersetzt: programmieren) können, um im IT-Bereich zu bestehen: Es gäbe viele „semitechnische“ Berufe an der Schnittstelle zur IT, für die man Kommunikationstalente brauche. Saidze führt beispielhaft Produktmanagerinnen, den UX*-Bereich oder den technischen Vertrieb an. Jede und Jeder könne prüfen, wo die eigenen Schwerpunkte liegen, um auf dieser Basis den geeigneten Beruf in der IT-Welt anzugehen. Eine Liste mit Weiterbildungsinstituten befindet sich unten.

 

Forderungen an die Bildungslandschaft

Auch an die Schule stellt Saidze Forderungen: „Datenkunde“ sollte ab Klasse 3 angeboten werden, damit sich die Kinder schon früh mit der Welt der Daten befassen und von Grund auf lernen, was Daten sind und wie sie verarbeitet werden.

 

Ein leuchtendes Vorbild

Mit ihrer eigenen Biographie gibt Mina Saidze ein herausragendes Role Model ab: als „mehrfachdiskriminierte Frau" (Zitat Saidze) mit Migrationsgeschichte hat sie es geschafft, quer in die Techbranche einzusteigen und sich ihren Platz zu sichern. Die Tochter afghanischer Einwanderer ist die einzige mit Universitätsabschluss in ihrer Familie. Im Herbst 2023 erschien ihr vielbeachtetes Buch "FairTech: Digitalisierung neu denken für eine gerechte Gesellschaft".

 

Mehr Informationen zur Veranstaltung

 

Mina Saidze ist eine mehrfach ausgezeichnete KI-Expertin, Autorin und Gründerin. Das Manager Magazin bezeichnet Mina Saidze als eine der führenden KI-Vordenkerinnen Deutschlands. Sie wuchs als Tochter politischer Aktivisten aus Afghanistan in Hamburg auf. Mina Saidze wollte in der Lage sein, Probleme zu erkennen und Phänomene zu verstehen. Deshalb hat sie sich das Programmieren selbst beigebracht und sich in Big Data Analytics spezialisiert. Durch viel Disziplin und Leidenschaft ist Mina Saidze der Quereinstieg in die Tech-Branche gelungen und sie arbeitet im Bereich Big Data und Künstliche Intelligenz für Hightech-Startups und Konzerne.

Sie gründete Inclusive Tech, europaweit die erste Lobby- und Beratungsorganisation für Diversity in Tech und KI-Ethik. Mina Saidze wurde vom Capital Magazin zu den "Top 40 unter 40" gekürt und mit dem Digital Female Leader Award von Global Digital Woman und dem Emotion Award 2021 ausgezeichnet.

Veranstalterinnen: Kontaktstellen Frau und Beruf Baden-Württemberg und Digital Media Women Bodensee-Oberschwaben. Es moderierten die Kontaktstellenleiterinnen Simone Rieß und Linda Steger. Grußworte von Birgit Buschmann, Wirtschaftsministerium und Carola Wagner, Quartiersleitung Digital Media Women Bodensee-Oberschwaben.

Veranstaltungsreihe 100 Min IT: In dieser Veranstaltungsreihe der Kontaktstellen Frau und Beruf BW werden aktuelle IT-Themen aufgegriffen und in 100 Minuten verständlich erklärt.

 

* AI bedeutet Artifical Intelligence und heißt übersetzt "Künstliche Intelligenz KI.
** Der Begriff User Experience (Abkürzung UXdeutsch wörtlich ‚Nutzendenerfahrung‘ umschreibt alle Aspekte der Eindrücke und das Erlebnis eines Nutzenden bei der Interaktion mit einem Produkt, Dienst, einer Umgebung oder Einrichtung. Dazu zählen auch Software und IT-Systeme. (Wikipedia)

„Jeden Tag haben wir die Wahl, etwas zu machen oder ohnmächtig zu sein“  .

Mina Saidze