New Work bei doubleSlash

New Work: Mama mit Kind im Eltern-Kind-Zimmer in der Firma

Wenn es eng wird bei der Kinderbetreuung, dürfen die Kleinen mit ihren Eltern das "Eltern-Kind-Zimmer" beziehen. Foto: Peter Neusser

Workation? Urlaub für die ganze Familie, vom Arbeitgeber bezahlt? Im Wettbewerb um Mitarbeitende lässt sich die IT-Branche einiges einfallen. Das Unternehmen „doubleSlash“ am Bodensee hat für seine New-Work-Ansätze Preise bekommen -  und zufriedene Kolleginnen und Kollegen. Durch verschiedene Angebote konnte doubleSlash auch seinen Frauenanteil steigern*.

„Die Wertschätzung ist der Kern der New Work-Aktivitäten. Man muss die individuellen Bedürfnisse der Kollegen und Kolleginnen in den Mittelpunkt stellen.“
Leonie Hlawatsch, Leitung Human Resources, doubleSlash

New Work und Familien
„Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist uns eine Herzensangelegenheit. Mit unserem Gleitzeitmodell sowie verschiedenen Teilzeitmöglichkeiten wollen wir unsere Kolleginnen und Kollegen dabei unterstützen, den Spagat zwischen privatem Alltag und Beruf zu meistern“, ist auf der Website des Unternehmens zu lesen.
Im Alltag helfe denjenigen, die Care- und Erwerbsarbeit kombinieren, vor allem das hybride Arbeitsmodell so die Personalerin Leonie Hlawatsch. Dabei unterscheidet das Unternehmen zwischen „Community-Tagen“ (mit Anwesenheit in der Firma) und „Mobile Office“. Wer will, kann bis zu zwei Tage pro Woche von zuhause arbeiten und bekommt dazu die Ausstattung gestellt. Wer in welchem Modus arbeitet, wird im jeweiligen Team entschieden, es gibt  - außer der 3:2-Regelung - keine starren Vorgaben. Das gibt Müttern und Vätern Flexibilität, auf die Bedürfnisse der Kinder einzugehen.

Und wenn es mal nicht klappt mit der Kinderbetreuung, dann bucht Papa (oder Mama) den firmeneigenen Eltern-Kind-Raum - ausgestattet mit großem und kleinem Arbeitsplatz und allerhand Spielgerät – und nimmt den Nachwuchs einfach mit ins Büro.

Apropos Väter: Leonie Hlawatsch nimmt wahr, dass sich immer mehr Väter im Unternehmen um ihre Kinder kümmern wollen. Sowohl die Anzahl der Männer, die Elternzeit nehmen, als auch die Dauer der Auszeit seien in den letzten Jahren stark gestiegen. Und die Väter werden nicht schräg angeschaut, wenn sie Elternzeit beantragen? Im Gegenteil: Die Firma ist bestrebt, auch auf der Führungsebene vorzuleben, dass sich Väter um die Arbeit zuhause kümmern, bekräftigt Hlawatsch.

 

New Work, Frauen und Führung

Auf der obersten Management-Ebene weist die Führung acht Männer und nur eine Frau auf, wie man auf der Homepage der Firma sehen kann. Unter den Teamleitern gebe es allerdings deutlich mehr Frauen, die führen: „Es gibt hier eine Steigerung während der letzten drei Jahre von 13 auf 23  Prozent“, freut sich die Personalerin.

Führen ist auch in Teilzeit möglich. Führungspositionen werden durch Elternzeit unterbrochen und danach wieder fortgesetzt. Ein Mentoring-Programm, das sich an Männer und Frauen richtet, hilft den einzelnen Kolleginnen und Kollegen dabei, sich im Unternehmen fachlich oder persönlich weiterzuentwickeln.

Die Vorbildfunktion, die Frauen in ihren Fachgebieten und in der Führung ausüben, ist laut Hlawatsch ein sehr wichtiger Faktor, um junge Frauen zu gewinnen. Führungsfrauen und Fachexpertinnen von doubleSlash zeigen das bei Fachvorträgen an Schulen und Hochschulen, wo sie den Interessierten die „Welt der Informatik“ nahebringen, um Lust auf den Beruf zu machen.

 

New Work und Mitgestaltung

Werte, die gemeinsam im Unternehmen entwickelt werden, sind die Grundlage allen Handelns bei doubleSlash. Ein wichtiger Baustein dabei ist die Mitgestaltung.  Dafür gibt es unterschiedliche Projektteams.

Ein Beispiel: Der Neubau des Firmengebäudes in Friedrichshafen wurde von solch einem Team begleitet. Herausgekommen ist ein Gebäudekonzept, das den verschiedenen Bedürfnissen der Belegschaft entspricht: mit Zonen für Austausch, aber auch Ruheräumen, in denen konzentriert gearbeitet wird. Wer sich sportlich betätigen will, nutzt den Fitnessraum. Im Freizeitraum gibt´s Tischkicker, Darts, Air Hockey und eine Gaming Ecke mit Spielekonsolen.

Sogar die Bezahlung der Mitarbeitenden wird von ihnen selbst mitbestimmt: Im Moment arbeitet ein Projektteam am so genannten „Kompetenzbewertungsmodell“, das die Kolleginnen und Kollegen anhand ihrer Fähigkeiten in verschiedene Gehaltsstufen einordnet. „Da schauen wir auf eine gute Mischung im Team, auch was die Geschlechterverteilung, die Altersverteilung und die Beschäftigungsgrade angeht,“ unterstreicht Hlawatsch. Die Nachfrage, am Team mitzuwirken war groß. Es wurden 12 Personen für die Arbeitsgruppe ausgewählt, die die unterschiedlichen Beschäftigten repräsentieren.

Wie weit aber geht die Mitgestaltung hier? Was passiert, wenn dieses Team zur Auffassung gelangt, alle im Unternehmen sollten gleich bezahlt werden? „Das Projekt ist ganz offen angelegt“, also wird auch diese Option bewertet und mit den Anforderungen des doubleSlash-Teams an das Bewertungsmodell abgeglichen, meint die Personalerin. Das Engagement für solche Themen ist jedenfalls riesig, was die Peronalverantwortliche freut, weil die Partizipation aus Sicht des Unternehmens eine “sehr wichtige Sache“ sei.

Die Mitarbeitenden können auch die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle vorantreiben. In Forschungs- und Arbeitsgruppen analysieren sie Themen und Trends, die in der Zukunft wichtig werden könnten. Die Ergebnisse werden in der Firma präsentiert und haben so einen relevanten Einfluss auf die Entwicklung von Geschäftsfeldern, das Business Development.

Mittels einer im Jahre 2018 gegründeten Mitarbeiterbeteiligungsgesellschaft profitieren die Mitarbeitenden auch direkt am wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens, indem sie Aktien erwerben können. Die doubleSlash Mitarbeiterbeteiligungs AG will die klassische Trennung von Unternehmern auf der einen Seite und den Mitarbeitern auf der anderen Seite aufheben.

 

New Work und Workation

„Workation gehört einfach zu New Work dazu“, begründet die Personalerin Hlawatsch das Angebot, das kurz nach der Coronazeit eingeführt wurde. Es besteht aus einer Kombination von Arbeit (engl. Work) und Urlaub (engl. Vacation). Bei doubleSlash  zahlt die Firma für eine Woche eine Urlaubsunterkunft für die gesamte Familie. Die Mitarbeitenden arbeiten dort mobil, ein Teil der Woche kann via Überstunden oder Urlaub für Familienzeit genutzt werden. Damit der Mix von Arbeit und Urlaub passt, sind hier sehr flexible Vereinbarungen möglich, auch ganz freie Tage sind drin.

Der Run auf dieses Angebot ist groß, etwa 90 Kolleginnen und Kollegen haben sich während des einjährigen Pilotprojektes darauf beworben. Die Erfahrungen damit sind unterschiedlich: Während die einen hellauf begeistert sind, „nach dem Homeoffice an den Strand zu gehen“, empfinden andere das Arbeiten am Urlaubsort zunächst als gewöhnungsbedürftig. Das Feedback aller wird am Ende der Pilotphase ausgewertet, um das Thema Workation bei doubleSlash weiter auszugestalten.

 

Zusatzinformationen

*Zahlen: Über alle Firmenbereiche hinweg liegt der Frauenanteil bei doubleSlash bei 26 Prozent. Das klingt nach wenig, aber mehr als jedes zehnte Unternehmen (11 Prozent) der IT-Branche hat laut Bitcom keine Frau in der Belegschaft.

Im reinen Softwarebereich (Entwicklung und Beratung) ist der Frauenanteil bei doubleSlash in 5 Jahren von 16 Prozent auf jetzt 20 Prozent überproportional gewachsen.

Firmenwebsite

Auszeichnungen

„Beste Arbeitgeber Baden-Württemberg 2023“: Platz 1

„Deutschlands beste Arbeitgeber 2023“: Platz 26

„Beste Arbeitgeber in der ITK 2023“: Platz 19