Der mittelständische Baudienstleister Mörk aus Leonberg beeindruckt durch einen außergewöhnlich hohen Frauenanteil. Lisa Binder, Leiterin der Abteilungen Personal und Marketing, sowie Birgit Sliwka, zuständig für die Personalentwicklung, erläutern, welche organisationalen Bedingungen zu diesem Erfolg führen.
Binder: Derzeit liegt unser Frauenanteil bei 45 Prozent – bei insgesamt 130 Mitarbeitenden. Zusätzlich absolvieren jedes Jahr zwischen 10 und 15 Praktikanten und Praktikantinnen ihr Praxissemester bei uns.
Binder: Frauen sind in allen Bereichen vertreten: Von der Projektentwicklung über die Arbeitsvorbereitung, Projekt- und Bauleitung bis hin zu kaufmännischen Abteilungen wie Marketing und Personal. Der Mix aus Geschlechtern zieht sich durch alle Abteilungen und alle Hierarchieebenen.
Binder: Unser Erfolg beruht stark auf unserer Unternehmensphilosophie. Wir achten auf unsere Werte und auf unseren Umgang miteinander. Kompetenz, Aufrichtigkeit und Zuverlässigkeit werden gelebt.
Als familiengeprägtes Unternehmen leben wir einen „Familien-Spirit“, der Berufliches und Privates gut vereinbar macht. Flexible Arbeitszeiten spielen dabei eine Schlüsselrolle: Mitarbeitende können beispielsweise tagsüber Zeit für ihre Kinder finden und abends weiterarbeiten, wenn die Kinder schlafen.
Wir machen zudem keinen Unterschied, ob Stellen von Frauen oder Männern besetzt werden. Entscheidend ist allein das Potenzial. Berufsbilder wie Bauingenieur oder Architekt haben sich mittlerweile auch von klassischen Rollenklischees gelöst. Wir hinterfragen bei Mörk Stereotype, die Frauen daran hindern ein- oder aufzusteigen.
Binder: Wir pflegen flache Hierarchien und fördern einen offenen Austausch. Es wird nicht von oben herab diktiert, sondern jede und jeder kann Ideen einbringen und aktiv gestalten. Und: der direkte Draht zur Geschäftsführung ist für alle Mitarbeitenden möglich.
Binder: Wir bieten beispielsweise die Möglichkeit, nach einer Familienpause wieder in den alten Job zurückzukehren – auch in Teilzeit. Offiziell haben wir keine Vier-Tage-Woche, ermöglichen diese aber, wenn es gewünscht wird.
Sliwka: Weiterbildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten gibt es bei uns auch für Teilzeitkräfte. Hier wird kein Unterschied zu Vollzeitkräften gemacht.
Sliwka: Ja, wir haben beispielsweise ein internes Mentorinnen-Programm, das auf 2 Säulen aufgebaut ist. Zum einen können sich die Teilnehmerinnen, die das möchten, über ein Kollaborationstool miteinander vernetzen und zu bestimmten Themen austauschen. So entstehen selbstorganisierte Lerngruppen. Zum anderen werden etwa drei mal im Jahr moderierte Impulse zu Themen angeboten, die aus der Gruppe kommen. Das Programm ermöglicht interne Vernetzung und Erfahrungsaustausch und wird sehr gut angenommen.
Binder: Eine Umfrage zeigte, dass derzeit weder ein betriebliches Kinderzimmer noch ein Betriebskindergarten genutzt werden würden, da die Mitarbeitenden ihre Kinder gut betreut wissen. Ein klarer Bedarf besteht jedoch, wenn Kinder krank sind – hier hilft die Homeoffice-Regelung. Teams organisieren eigenständig, wer wann im Büro arbeitet. Im Schnitt nutzen Mitarbeitende etwa zwei Homeoffice-Tage pro Woche.
Die beiden Personalerinnen von Mörk geben zusammenfassend folgende Tipps für Unternehmen, die mehr Frauen rekrutieren und im Unternehmen halten wollen:
Unsere Kompetenzen werden nicht von unserem Geschlecht bestimmt. Sondern von unseren individuellen Talenten und Fähigkeiten, Interessen und Erfahrungen.