Frauenwirtschaftstage: Vorteile partnerschaftlicher Teamarbeit

Die Wirtschaftsministerin spricht am Rednerpult

Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut betont, dass partnerschaftiche Zusammenarbeit von Frauen und Männer viele positive Effekte für die Gesellschaft und die Individuen hat. (Foto: Franziska Kraufmann)

Die Frauenwirtschaftstage 2025 sind eröffnet. In diesem Jahr stehen die positiven Effekte einer partnerschaftlichen Teamarbeit von Frauen und Männern auf Augenhöhe im Mittelpunkt. Anlässlich der Auftaktveranstaltung am 29. September im Haus der Wirtschaft in Stuttgart betonte Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus: „Partnerschaftliches, teamorientiertes Arbeiten ist heute wichtiger denn je. Durch effektive Zusammenarbeit im Team und geteilter Verantwortung können bemerkenswerte Leistungen erzielt werden. Das Zusammenspiel von verschiedenen Persönlichkeiten, Fähigkeiten, Expertisen und geschlechterspezifischen Sicht- und Herangehensweisen, hilft, komplexe Probleme zu lösen und bestmögliche Ergebnisse zu erreichen.“

Das Schwerpunktthema der landesweiten Frauenwirtschaftstage 2025 lautet „Zukunft gestalten: Frauen & Männer stark als Team“. Teamarbeit habe zahlreiche positive Effekte: So würden Verantwortung und Belastung auf mehrere Schultern im Beruf, im Privatleben und bei der Sorgearbeit verteilt. Eine gleichberechtigte Partnerschaft in Beruf und Familie sei heute das Leitmotiv von Frauen und Männern. Der Gender-Care-Gap und der hohe Teilzeitanteil bei der Frauenerwerbstätigkeit verdeutlichen jedoch, dass die Erwerbs- und Sorgearbeit in der Gesellschaft nach wie vor ungleich zwischen den Geschlechtern verteilt ist.

Jobsharing und Topsharing: Modell für starke Teams und Antwort auf gesellschaftliche Herausforderungen

Expertin Esther Himmen von JOYntLEADING hatte spannende Forschungsergebnisse im Gepäck, warum Job- und Topsharing das beste Modell für starkes Teamwork auf Augenhöhe von Frauen und Männern ist und warum es die Antwort auf die Herausforderungen unserer Zeit ist. Denn wegen des demografischen Wandels stehen dem Arbeitsmarkt in den folgenden Jahren immer weniger Fach- und Führungskräfte zur Verfügung, die aber gleichzeitig enorme Transformationsprozesse in Wirtschaft und Gesellschaft bewältigen müssen. 

Diese vergleichsweise wenigen Erwerbstätigen stehen wiederum unter vielfältigem Druck. Frauen, die heute sehr gut qualifiziert und ein enormes Potenzial für den Fachkräftemarkt sind, kämpfen noch immer mit der übermäßigen Belastung durch Carearbeit. Sie leisten in der Woche rund neun Stunden mehr Care-Arbeit als Männer. Das führt laut Himmen zu zwei Phänomenen: 

  • 74 Prozent der Frauen, die gleichzeitig Mütter sind, reduzieren ihre Arbeitszeit beim Wiedereinstieg.
  • Die deutschlandweit 29 Prozent Frauen in Führungspositionen sind häufiger alleinstehend und haben weniger Kinder als ihre männlichen Kollegen.

Das heißt, für viele Frauen kommt eine Führungsaufgabe im klassischen Ein-Stellen-Vollzeitmodell noch immer viel zu häufig wegen der Care-Arbeitsbelastung gar nicht in Frage oder aber sie wäre gleichbedeutend mit Verzicht auf Familie. 

Aber auch Männer signalisieren zunehmend andere Bedürfnisse mit Blick auf die Vereinbarbeit von Beruf und Privatleben: 45 Prozent der Väter in Deutschland wünschen sich mehr Zeit für ihre Familie. In einer eigenen Studie von Esther Himmen geben wiederum 81 Prozent der Männer, für die der Zeitgewinn ein erheblicher Grund wäre, um in einem Topsharing-Modell zu
arbeiten, an, dass sie die gewonnene Zeit vor allem für ihre Familien nutzen wollen würden. 

Es wandeln sich also nicht nur die Anzahl an verfügbaren Arbeitskräften, sondern auch deren Bedürfnisse und persönliche Ressourcen. Aufgrund ihrer Forschungsergebnisse ist Esther Himmen überzeugt, dass vor allem Modelle des Job- und Topsharings helfen können, Menschen nicht nur für die vielen frei werdenden Führungsaufgaben zu gewinnen, sondern es ihnen auch mit Blick auf ihre Ressourcen zu ermöglichen.

Tandemmodelle können dabei ganz unterschiedlich ausgestaltet sein. Die Palette reicht von gleichmäßiger Aufteilung einer 100%-Stelle bis hin zu Modellen, in denen beide Tandempersonen mit ihren individuellen Zeitkontigenten zusammen mehr als 100% des Stellenumfangs abdecken. Je nach Stellenprofil können Aufgaben dabei nach Stärken und Vorlieben separat aufgeteilt werden (Splitting) oder aber alternierend oder überlappend (Pairing) ausgeübt werden, gerade wenn es in bestimmten Bereichen wichtig ist, dass das Tandem immer auf dem gleichen Informationsstand ist.

Damit es gelingt, dass Frauen und Männer -privat und beruflich- in starken Teams zusammenwirken, spricht sich Esther Himmen für einen Kulturwandel mit folgenden Maßnahmen aus, mit denen man früh die richtigen Weichen stellen kann:

  • Netzwerken (Lebensphasen mitdenken, Vielfalt fördern, Voneinander lernen, Austausch fördern, Synergien schaffen)
  • Bewusste Partnerwahl (Transparenz, Gemeinsame Werte, Verantwortung, Perspektivwechsel, Zukunftsplanung,Passende Rahmenbedingungen, Commitment)
  • Know-how schaffen (Arbeitsmodelle, Gender Gaps, Tools & Methoden, Chancen und Herausforderungen, Best Practices)
  • Klar kommunizieren (Klarheit schaffen, Wahrnehmungslücken schließen,
    Rollen definieren, Bedürfnisse, Vereinbarungen treffen, Umfeld einbeziehen)
  • Reviews (Feedback-Kultur, Nachjustieren, Flexibilität, Meilensteine feiern)
  • Sichtbarkeit (Rolemodels zeigen, Vorleben statt vorgeben, Transparenzkultur, Erfahrungen teilen)
  • Repeat 

In dieser Präsentation finden Sie Esther Himmens Erkenntnisse zusammengefasst.
 

Role Models berichten von ihren Erfahrungen

Auf dem Podium gaben zwei Tandems Einblicke, welche Faktoren wichtig sind, damit Tandemlösungen gut funktionieren. Sie betonten die Bedeutung zweier wichtiger Schlüssel, die auch Esther Himmen hervorgehoben hatte: viel Kommunikation und die verschiedenen Stärken des Tandems clever kombinieren.

Kerstin Stier und Jens Stier führen nicht nur gemeinsam ihre Firma engomo, sondern managen auch privat gemeinsam einen Familienalltag mit zwei Kindern. Sie ermutigen andere, dass partnerschaftliche Aufteilung von Aufgaben nicht in Stein gemeißelt sein muss, sondern sich auch immer wieder neu gestalten lässt, je nach Lebensphase.


Sabine Felger-Heinrich und Marcel Bokan besetzen gemeinsam zu je 80% eine Assistenzstelle für eine Bereichsleitung bei Bosch Mobility und berichteten, wie ihre Zusammenarbeit durch Splitting (Aufteilen von Aufgaben) oder auch Pairing (Aufgaben überlappend/alternierend wahrnehmen) gelingt.

Ministerin Dr. Hoffmeister-Kraut nahm diese Beispiele zum Anlass, an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu appellieren: „Lassen Sie uns gemeinsam eine Zukunft gestalten, in der Frauen und Männer gleichberechtigt sind, in der die Arbeit und die Care-Arbeit fair verteilt sind, in der Vielfalt und Inklusion nicht nur wichtige Werte, sondern auch gelebte Realität sind!“

Weitere Informationen zu den Frauenwirtschaftstagen 2025

Die baden-württembergischen Frauenwirtschaftstage finden 2025 bereits zum 21. Mal auf Initiative des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg statt. Vom 15. bis 18. Oktober werden landesweit rund 90 Veranstaltungen von regionalen Partnerinnen und Partnern durchgeführt. 

Nähere Informationen zu den regionalen Veranstaltungen vom 15. bis 18. Oktober 2025 finden Sie hier.


Zielsetzung der Frauenwirtschaftstage ist es, die Chancen und die Bedeutung von Frauen als Fach- und Führungskräfte, Existenzgründerinnen und Unternehmerinnen in und für die Wirtschaft in den Fokus zu rücken. Die regionalen Veranstaltungen widmen sich daher auch weiteren Themen, wie zum Beispiel: Aufstieg von Frauen in Führungspositionen, Frauen in MINT-Berufen, Erfolgsfaktoren für Gründerinnen und Unternehmerinnen, die Unternehmensnachfolge als Karriereoption, Wiedereinstieg in die Erwerbstätigkeit sowie Vernetzungs- und Kooperationsmöglichkeiten. Die Frauenwirtschaftstage richten sich insbesondere an interessierte Frauen und Männer, Unternehmensvertreterinnen und Unternehmensvertreter im Bereich Personalmanagement und die breite Öffentlichkeit.
An den Frauenwirtschaftstagen sind unter anderem folgende Institutionen mit Veranstaltungen beteiligt: Kontaktstellen Frau und Beruf, Agenturen für Arbeit, Regionalbüros für berufliche Fortbildung, Frauen- und Wirtschaftsorganisationen, Gleichstellungsbeauftragten der Kreise und Kommunen, Handwerkskammern, Industrie- und Handelskammern, Hochschulen und Forschungseinrichtungen und Verbände.

Frauen & Männer im Jobsharing.

Warum brauchen wir Frauen & Männer als Team? Was macht ein starkes Team aus? Und wie gelingt es, dass Frauen und Männer in starken Teams

zusammenwirken? Esther Himmens Impulse zeigen es.