Kompetent bewerben

Eine Bewerbung gleicht nie der anderen. Zu unterschiedlich sind die Bewerberinnen, die Jobs, die Firmen und Branchen. Was in einer Branche gut ankommt, kann in der anderen missfallen: Ein kreativ gestalteter Lebenslauf ist im Marketing vielleicht erwünscht oder sogar notwendig. Bei einem Bewerbungsschreiben für einen Job in der Buchhaltung gelten ganz andere Regeln. Bei der Bewerbungsberatung arbeiten die Beraterinnen der Kontaktstellen Frau und Beruf zusammen mit Ihren Klientinnen genau diese Unterschiedeheraus, um deren optimalen Auftritt zu gestalten.​ Dabei wird immer die ganze Lebenssituation der Ratsuchenden betrachtet: Was sind ihre beruflichen Hintergründe und Kompetenzen? Welche Stelle, in welcher Branche ist angestrebt? Wie ist die familiäre Situation der Bewerberin, welche Arbeitszeitmodelle passen zu ihr? Erst daraus leiten sich dann weitere Schritte in der Bewerbungsphase ab.

Es ist immer wieder schön zu sehen, wie stolz Frauen sind, wenn sie während der Beratung erkennen, was sie alles können und schon geleistet haben.

Beraterin aus einer Kontaktstelle Frau und Beruf

Leitfragen für eine Bewerbung

  • Welche Stationen in meinem Werdegang sind für die Stelle wichtig?
  • Was waren meine größten Erfolge?
  • Was zeichnet mich als Person aus und hebt mich von der Konkurrenz ab?
  • Was kann ich der Firma bieten, was andere nicht haben?
  • Wie passen meine Fähigkeiten zu der angestrebten Stelle?

Die schriftliche Bewerbung

Hauptaufgabe bei einer Bewerbung ist es, die eigenen Kompetenzen zu erkennen und in Worte zu fassen. Letzlich geht es darum, zu überzeugen und sich von Konkurrentinnen abzuheben. Sich selbstbewusst darzustellen fällt Frauen oft nicht leicht. Es gilt sich zunächst zu fragen: “Was kann ich, was will ich, wie stelle ich meine Kenntnisse und Fähigkeiten angemessen dar?” Sind diese Fragen geklärt, geht es an das Konzept des Bewerbungsschreibens.

Die Elemente des Bewerbungsschreibens

Das Anschreiben: Das Bewerbungsschreiben ist bei Stellensuchenden meist die erste große Hürde. Gleichzeitig ist es der Eintritt in ein Unternehmen. Richtig formuliert und aufgebaut eröffnet es die Chance, sich von der Masse positiv abzuheben, die eigene Motivation zu begründen und die Personaler zu überzeugen. Es ist deshalb aller Mühe wert. Übrigens: Bewerbungsschreiben werden in den seltensten Fällen noch per Post akzeptiert. Üblich ist eine zusammengefügte PDF aller Unterlagen. Manche Unternehmen stellen auch eigene Uploadseiten auf ihrer Homepage zur Verfügung.

Das Deckblatt: Ein Deckblatt für Lebenslauf und Zeugnisse ist Geschmackssache. Es bietet aber noch zusätzlichen Raum, um ein Kurzprofil unterzubringen, das genau auf die gewünschte Stelle passt.​

Das Foto: Obwohl es nicht mehr vorgeschrieben ist, finden viele Personaler weiterhin gut, einen ersten optischen Eindruck von den Bewerbenden zu bekommen. Wird ein Foto verwendet, darf es von den ehemals strengen Vorgaben abweichen. Erlaubt sind auch Fotos, die mehr zeigen als nur das Gesicht und auch der Hintergrund darf ungewöhnlicher sein. Professionelle Fotografinnen helfen hier weiter. 

Die dritte Seite: Eine „Dritte Seite“ kann der Bewerbung hinzugefügt werden. Sie ist eine frei gestaltete Seite, die Personalverantwortlichen kurz und präzise die Qualifikationen, Motivation oder Ziele der Bewerberin nahebringt. Sie kann Ihrer Bewerbung eine persönliche Note geben. Besonders geeignet ist eine „Dritte Seite“, wenn viele Bewerbungen auf eine Stelle zu erwarten sind und man die Aufmerksamkeit auf sich lenken will. 

Der Lebenslauf: Der Lebenslauf ist das Herzstück der Bewerbung, der die meiste Aufmerksamkeit von Personalverantwortlichen auf sich zieht. Dementsprechend gut muss er aufgebaut und gestaltet werden. Eine Frau mit viel Berufserfahrung und verschiedensten Jobs wird Ihren Lebenslauf komprimierter darstellen als eine Berufseinsteigerin, die außer der Ausbildung - und dem einen oder anderen Praktikum - noch nichts vorweisen kann. Beiden ist jedoch gemein, dass der potenzielle Arbeitgeber oder die Arbeitgeberin aus dem Lebenslauf die Eignung für die ausgeschriebene Stelle herausliest. Ein Lebenslauf einer Person darf sich auch von Bewerbung zu Bewerbung ändern, um vorteilhaft die Lebensstationen zu betonen, die für die zukünftige Stelle relevant sind.

TIPP

Drücken Sie sich sachlich und klar aus. Wählen Sie positive Formulierungen und verwenden Sie Adjektive. Schreiben Sie nicht im Passiv und formulieren Sie eher kurze Sätze.

Das AIDA-Prinzip in der Bewerbung

Was in der Werbung gut ist, funktioniert auch bei der BeWERBUNG gut. Geht es doch ebenfalls darum zu werben - für die eigene Person. Das "AIDA-Prinzip" ist ein Instrument, das im Anschreiben zum Einsatz kommen kann. Es beschreibt vier Phasen, um zum Ziel zu gelangen.

Attention
Aufmerksamkeit gewinnen

Die Betreffzeile mit konkretem Bezug zur Stellenanzeige. Beispiel: „Bewerbung als Medienkauffrau, Ihre Stellenanzeige in der XY-Zeitung am 5.3.2022“

Interest
Interesse wecken

Der Einleitungssatz und 1. Absatz sollen überraschen und Neugier wecken mit Bezug zu den Wünschen des Unternehmens. Zum Beispiel: „Ihre Stellenanzeige vom TT.MM.JJJJ hat mich sofort angesprochen. Nachdem ich schon einige Erfahrungen in xy habe, ist die ausgeschriebende Stelle nun der passende Schritt für mich".

Desire
Den Wunsch wecken, Sie kennenzulernen

Im Haupteil des Anschreibens nennen stehen die fachlichen Qualifikationen und Fähigkeiten. Dabei ist immer ein Bezug zum Unternehmen herzustellen. So wird der Mehrwert, den die Bewerberin dem Unternehmen bringt, offensichtlich.

Action
Einladung zum Vorstellungsgespräch

Am Ende geht es um alles: „Gerne überzeuge ich Sie in einem persönlichen Gespräch davon, dass Sie mit mir eine engagierte und erfahrene Mitarbeiterin gewinnen.“ Auf einen Terminvorschlag freue ich mich.“ Der Konjunktiv („würde gerne…“) ist dabei tabu.

Das Vorstellungsgespräch: Der nächste Schritt zum Ziel

Die Einladung zum Gespräch ist da! Jetzt geht es darum, im persönlichen Gespräch zu überzeugen. Das Bewerbungsgespräch beginnt nicht erst am Besprechungstisch der Personalerin oder des Geschäftsführers. Eine sorgfältige Planung des eigenen Auftrittes inklusive der Anfahrt, der Kleidung und der Kenntnisse über die Gesprächspartner sind notwendig. Wichtigster Punkt der Vorbereitung ist die Frage: “Wie bringe ich meine Eignung für die Stelle überzeugend rüber”? Auch hier gilt, sich der eigenen Stärken bewusst zu sein und die eigenen Kompetenzen in Bezug auf die ausgeschriebene Stelle zu setzen.

Um sich auf das Gespräch vorzubereiten, ist es hilfreich, jemanden um ein Rollenspiel zu bitten. Hier lässt sich dann an Formulierungen feilen und die Wirkung der eigene Person überprüfen. Manch eine Stellensuchende simuliert das Gespräch vor einem Spiegel, um die eigene Präsentation zu kontrollieren. Auch ein Smartphone kann gute Dienste leisten, indem man ein Testgespräch aufzeichnet.

TIPP

In einem Beratungstermin bei einer unserer Kontaktstellen bekommen Sie maßgeschneiderte Tipps für Ihr Vorstellungsgespräch.

Frauen im Bewerbungsgespräch

Frauen neigen dazu, ihre Leistungen im Bewerbungsgespräch herunterzuspielen. Doch HR-Manager wollen wissen, was eine Bewerberin kann, was sie geleistet hat und welchen Wert Sie für Ihr früheres Unternehmen hatte. Es geht also um die eigenen Erfolge.

Personalverantwortliche wollen auch herausfinden, ob die Frau, die ihnen gegenüber sitzt, ein tatsächliches Interesse am Unternehmen hat. Es schadet also nicht, positive Seiten des Unternehmens zu erwähnen und den Eindruck zu vermitteln, dass die Firma auch gut zur Bewerberin passt. 

Körpersprache

Durch das Erscheinungsbild und die Körpersprache werden nonverbale Zeichen gesendet, die ein Gespräch immens beeinflussen können. Der erste Eindruck bleibt haften. Deshalb: Bei der Begrüßung Blickkontakt halten, lächeln und dem Gegenüber mit angemessenem Druck die Hand geben (Vorsicht bei pandemischen Lagen!). Während des Interviews heißt es: Brust heraus und Schultern straffen. Lehnt sich eine Bewerberin im Gespräch leicht nach vorne, wirkt sie interessierter als wenn sie zurückgelehnt im Sessel sitzt.

Nachteilig sind Gesten, die einen kleiner erscheinen lassen, denn diese könnten Schwäche signalisieren. Verschränkte Arme, Hände im Schoß oder ein hängender Kopf sollten vermieden werden. Das Ziel: einen offenen, freundlichen, professionellen und selbstbewussten Eindruck vermitteln. 

Gehalt verhandeln

Über Geld redet man nicht. Auch bei der Gehaltsforderung sind Frauen zurückhaltender als ihre männlichen Kollegen. Die meisten Personaler gehen aber davon aus, dass sie Gehaltsverhandlungen führen müssen und steigen in der Regel am unteren Ende der möglichen Entlohnung ein. Also ist es ratsam, nicht gleich das erste Angebot des Unternehmens bereitwillig zu akzeptieren. Ein Blick in Gehaltsrechner im Internet zeigt welche Gehälter in der jeweiligen Branche üblich sind.

Häufige Fragen

Im Vorstellungsgespräch werden häufig ähnliche Fragen gestellt, auf die sich Bewerberinnen im Vorfeld gut vorbereiten können. Die Antworten im Gespräch sollten dann flüssig kommen.

  • Warum haben Sie sich um die Stelle beworben?
  • Was interessiert Sie an der Stelle/unserer Firma?
  • Warum möchten Sie den Arbeitsplatz wechseln?
  • Warum möchten Sie wiedereinsteigen?
  • Was wissen Sie über unser Unternehmen / unsere Institution?
  • Was stellen Sie sich unter dieser Position vor?
  • Welche Tätigkeiten interessieren Sie an der Aufgabe besonders/weniger?
  • Erzählen Sie etwas über sich selbst!

Sieben Fragen, die das Gegenüber nicht stellen darf

Diese Fragen sind gefürchtet, aber das Beste daran ist: Man darf bei der Antwort lügen. Aber es ist wie alles: relativ. Eine Frage nach dem privaten Vermögen darf man ablehnen, außer sie ist für die angestrebte Stelle relevant. Bewirbt sich jemand zum Beispiel im Bankgewerbe kann es durchaus sein, dass er wegen potentieller Erpressbarkeit nach seinem Vermögen gefragt werden darf.

Seit 2003 haben Bewerberinnen das Recht zur Lüge: Das Bundesarbeitsgericht urteilte, dass gelogene Antworten auf verbotene Fragen keine negativen Konsequenzen nach sich ziehen dürfen. Wird eine Frau also nach einer geplanten Schwangerschaft gefragt, darf sie die Frage verneinen, auch wenn sie im nächsten Jahr plant, Mutter zu werden. Eine mögliche Antwort: "Aktuell ist mir die Karriere wichtiger".

Am besten hilft es, sich auf diese Fragen vorzubereiten, um dann aus dem Handlungsspektrum “schweigen, lügen, wahrheitsgemäß antworten” virtuos auszuwählen. Auch der Satz “Auf die Frage möchte ich nicht antworten”, kann eine mögliche Reaktion sein.

  • Partnerschaft und Familienplanung: Haben Sie vor, bald Kinder zu kriegen?
  • Gesundheit: Haben Sie Krankheiten, wegen derer Sie öfters ausfallen könnten?
  • Glauben: Sind Sie Muslima?
  • Politische Überzeugung und Gewerkschaftszugehörigkeit: Haben Sie ein Parteibuch?
  • Ethnische Herkunft: Woher kommen Sie ursprünglich?
  • Vermögen: Haben Sie ein Eigenheim?
  • Vorstrafen: Sind Sie schon einmal mit dem Gesetz in Konflikt gekommen?

TIPP

Gegen Unsicherheit beim Vorstellungsgespräch hilft, daran zu denken:

1. Auch Sie prüfen, ob das Unternehmen zu Ihnen passt!

2. Ihre fachliche Qualifikation stimmt, sonst wären Sie nicht eingeladen worden. Es geht im Gespräch um Ihre persönlichen Eigenschaften. Spielen Sie nichts vor!

TIPP

Die Beraterinnen der Kontaktstellen gehen mit Ihnen Ihre Bewerbungsunterlagen durch und helfen Ihnen, diese zu optimieren!

Die Bewerbung per Videocall

Spätestens seit der Coronapandemie sind Vorstellungsgespräche per Webcam nicht mehr wegzudenken. Hier einige Tipps dazu:

  • Testen Sie die Videokonferenz-Software im Vorfeld. 
  • Überprüfen Sie Ihren angezeigten Anmeldenamen und Ihr Profil-Foto. 
  • Kleiden Sie sich, wie für ein persönliches Vorstellungsgespräch. 
  • Prüfen Sie die Ausrichtung der Kamera, Qualität und Beleuchtungsverhältnisse, Hintergrund und Bildausschnitt. 
  • Schließen Sie nicht genutzte Programme und Fenster. 
  • Sorgen Sie für ein störungsfreies Umfeld (Telefon und Handy stumm schalten!). 
  • Breiten Sie Ihre Unterlagen vor sich aus und halten Sie Schreibzeug bereit. 
  • Stellen Sie ein Glas Wasser oder Tee bereit. 
  • Melden Sie sich frühzeitig und mit vollem Akku zur Videokonferenz an

TIPP

Sie brauchen Unterstützung bei der Bewerbung? Melden Sie sich zu einem Beratungsgespräch bei unseren regionalen Kontaktstellen an.