Wie ist die berufliche Situation von Frauen in Baden-Württemberg? Welche Herausforderungen und Hürden stellen sich ihnen? Und welchen Beitrag leistet die Arbeit des Landesprogramms Kontaktstellen Frau und Beruf dazu, diese Situation zu verbessern?
Umfragen zur Arbeit des Landesprogramms sowie Statistiken zur Berufssituation von Frauen und Männern in Baden-Württemberg helfen dabei, diese Fragen zu beantworten. Diese Informationen sind wichtige Orientierungspunkte und ermöglichen es den Kontaktstellen Frau und Beruf zugleich, ihre Angebote an den aktuellen Unterstützungsbedarf sowie an wirtschaftliche und gesellschaftliche Gegebenheiten anzupassen. Zudem untermauern sie, wie wichtig gerade heute das Engagement des Landesprogramms für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen am Erwerbsleben ist.
Der Vergleich der Erwerbssituation der Kundinnen vor und nach der Beratung verdeutlicht den Arbeitserfolg der Kontaktstellen:
Der Nichterwerbstätigenanteil sank von 21 Prozent auf 12 Prozent. So waren nach der Befragung 16 Prozent der Kundinnen in Vollzeit beschäftigt (zum Beratungszeitpunkt 13 Prozent); 38 Prozent arbeitete in Teilzeit (vorher 29 Prozent).
Seit mehr als 25 Jahren engagieren sich die Kontaktstellen Frau und Beruf für eine gleichberechtigte Teilhabe von Frauen am Erwerbsleben. Erhebungen zur Reichweite ihres Angebots sowie zu Kundinnenstruktur und -zufriedenheit geben einen Überblick über Qualität und Wirksamkeit der Arbeit des Landesprogramms und helfen dabei, seine Leistungen zielgerichtet zu optimieren.
* Freiwillige Angabe: 2,9 Prozent der Beratenen machten zum Alter keine Angaben.
Ergebnisse unserer letzten Kundinnenbefragung (März-Mai 2019):
2019 konnte das Landesprogramm Kontaktstellen Frau und Beruf sein 25-jähriges Bestehen feiern. Damit sind die Kontaktstellen eine stabile und zuverlässige Institution für die berufliche Förderung von Frauen und bieten eine wichtige Beratungsinfrastruktur für eine gleichberechtigte Teilhabe von Frauen am Erwerbsleben in Baden-Württemberg.
Ein wichtiges Ziel des Landesprogramms ist die Erschließung des Fachkräftepotenzials von Frauen für die Wirtschaft.
Dazu gehört die Mobilisierung der stillen Reserven ebenso wie eine qualifikationsgerechte Beschäftigung von Frauen in Fach- und Führungspositionen, die Erhöhung des Arbeitszeitvolumens sowie die Gewinnung von mehr Frauen für MINT-Berufe.
Auf der Grundlage positiver Evaluierungsergebnisse wurde das Landesprogramm Kontaktstellen Frau und Beruf seit 2016 ausgebaut. Für den regionalen und qualitativen Ausbau wurde die Landesförderung erhöht.
In Baden-Württemberg unterhält das Landesprogramm nunmehr neun Kontaktstellen mit sechzehn Standorten. Die Strukturen und die regionale Abdeckung des Bedarfs mit Angeboten in der Fläche wurden verbessert und die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft und weiteren Kooperationspartnern ausgebaut.
Karriere, faire Bezahlung, adäquate Arbeitszeiten, Altersvorsorge, Vereinbarkeit von Beruf und Familie – für die meisten Frauen sind diese Ziele noch immer schwieriger zu erreichen als für Männer. Und das trotz sehr positiver Entwicklungen in den vergangenen Jahren. Einige Daten und Fakten hierzu:
Erwerbstätigkeit
Der Frauenanteil an sozialversicherungspflichtig Beschäftigten betrug im Juni 2020 in Baden-Württemberg 45,2 Prozent. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Frauen ist dabei von 1.647.069 (2000) auf 2.103.039 (2018) angestiegen und lag 2020 sogar bei 2.137.860.
Prozentual stieg die Beschäftigungsquote von Frauen von 46,3 Prozent (2000) auf 58,4 Prozent im Jahr 2020.
Zum Vergleich: Die männliche Beschäftigungsquote ist in dem gleichen Zeitfenster von 60 Prozent (2000) auf 66,4 Prozent (2020) gestiegen.[1]
Die Zahl der selbstständig tätigen Frauen in Baden-Württemberg ist nach einem deutlichen Anstieg (2000: 128.000; 2015: 181.000) erneut leicht zurückgegangen (2017: 171.900; 2019: 162.200 Frauen) [zum Vergleich: Bei den Männern sank die Zahl von 380.000 (2015) auf 357.500 (2019)]. Der Frauenanteil an allen Selbstständigen lag 2019 bei 31,2 Prozent.
Die Zahl der Frauen in Führungspositionen hat sich von 32.000 (2000) auf 83.000 (2017) erhöht. Dieser Wert erhöhte sich 2019. Der Frauenanteil an allen Führungskräften lag 2019 bei 28 Prozent (96.000).
Ausbildung
Während im Jahr 2005 nur rund 1.507.000 (70,7 Prozent) der erwerbstätigen Frauen in Baden-Württemberg über einen beruflichen Ausbildungs- oder Hochschulabschluss verfügten, waren es im Jahr 2019 2.212.600 Frauen (80,2 Prozent).
Zum Vergleich die Entwicklung bei Männern: 77,5 Prozent (2005), 81,2 Prozent (2019).
32,2 Prozent der Frauen verfügten 2019 in Baden- Württemberg über Abitur oder Fachhochschulreife – 2005 betrug ihr Anteil nur 19,1 Prozent.
Zum Vergleich die Entwicklung bei Männern: 25,6 Prozent (2005), 36,9 Prozent (2019).[2]
190.376 Menschen absolvierten 2019 eine Ausbildung, darunter 68.777 Frauen. Dies entspricht einer prozentualen Quote von 36 Prozent.[3]
Die Zahl der Studentinnen stieg von 85.101 im Wintersemester 2000/2001 auf 178.545 im Wintersemester 2020/2021. Zum Vergleich die Entwicklung bei Studenten: 82.760 (2000/01), 185.674 (2020/21).[4]
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Quellen:
[1] Agentur für Arbeit: Beschäftigungsquoten - Deutschland, Länder, Kreise und Agenturen für Arbeit, Juni 2020, unter https://statistik.arbeitsagentur.de (abgerufen am 20.04.2021).
[2] Statistisches Landesamt Baden-Württemberg: Bevölkerung nach Bildungsabschluss und Geschlecht, unter https://www.statistik-bw.de (abgerufen am 20.04.2021).
[3] Statistisches Landesamt Baden-Württemberg: Auszubildende nach Ausbildungsbereichen und Geschlecht seit 1987, unter: https://www.statistik-bw.de (abgerufen am 07.05.2021).
[4] Statistisches Landesamt Baden-Württemberg: Pressemitteilung 327/2020, unter: https://www.statistik-bw.de (abgerufen am 20.04.2021).