Es ist ganz offensichtlich: Nicht nur die mit Migrationshintergrund in Deutschland lebenden Frauen ziehen einen Vorteil aus dem Mentorinnen-Programm, das die Kontaktstelle für Frau und Beruf Mannheim-Rhein-Neckar-Odenwald seit Jahren erfolgreich anbietet. Dr. Petra Kersten-Frisch betreut mittlerweile ihre fünfte Mentee – jede kommt aus einem anderen Land. Und jede ist anders und hat andere Ziele.“
Die Vielfalt, das unterschiedliche Temperament, der jeweilige kulturelle Hintergrund und die damit verbundene Herausforderung, die Perspektiven zu wechseln, empathisch auf die einzelnen Mentees einzugehen reizt Dr. Petra Kersten-Frisch, die seit 2017 Mentorin ist und ihr Ehrenamt als sehr „inspirierend“ bezeichnet. Ansonsten verfolgten ihre Mentees, die aus Ländern wie Brasilien, Türkei, Chile, Kamerun und Syrien stammen ihre Ziele mit ihrer Hilfe recht konkret.
Ich dachte sofort, das passt!
Aktuell kümmert sich Dr. Petra Kersten-Frisch um eine Mathematiklehrerin aus Syrien, die sich erst einmal mit der Tatsache konfrontiert sah, dass im Gegensatz zu ihrem Herkunftsland ein Lehrer/eine Lehrerin in Deutschland mehr als ein Fach unterrichtet. Dass diese Mentee ein Kopftuch trage mache die Sache nicht leichter, fügt Dr. Kersten-Frisch hinzu. Aber sie nutze alle Möglichkeiten, die sich ihr böten.
Nicht nur gehören ein „Logbuch“, eine Stärken-Schwäche-Analysen sowie eine Mentoring-Vereinbarung zu der Vorgehensweise der Mentorin, sondern natürlich auch die Hilfe beim Überwinden von sprachlichen Barrieren. Auch diesbezüglich geraten ihre Mentees an die Richtige, denn Dr. Petra Kersten-Frisch ist Sprachdozentin.
Dass sie überhaupt zu diesem Ehrenamt kam, dafür wurde „2016 oder 2017 war das“ der Grundstein gelegt bei einer Fortbildung. Dort erfuhr sie von dem Mentorinnen-Programm für Frauen mit Migrationshintergrund. „Ich dachte sofort, das passt.“
Die Arbeit mit ihren Mentees jedenfalls habe sie auch einiges gelehrt. Dr. Petra Kersten-Frisch hat ihrer Schilderung nach auch oft ihr eigenes Land durch die Brille der Mentees betrachtet und gesehen, „was typisch deutsch ist und wie sehr auf formale Voraussetzungen Wert gelegt wird“.
Nicht nur sieht sich Dr. Petra Kersten-Frisch in ihrer Mentorinnen-Rolle als eine Frau, auf die man sich verlassen kann und als eine Frau, die Vertrauen vermitteln und aufbauen möchte. Sie ihrerseits könne auf ein gutes Netzwerk im Bereich der Kontaktstelle Frau und Beruf zurückgreifen. „Wir werden nicht allein gelassen. Ich schätze den Austausch mit dem Team und den anderen Mentorinnen sehr“, sagt sie. Den habe sie im Fall ihrer vierten Mentee auch gebraucht, weil diese eine Kehrtwende weg von der Betriebswirtschaft hin zu einem Sozialberuf gemacht habe. „Und das mitten im Lockdown“, als die Firmen ohnehin dicht gemacht hätten. „Aber sie hat es geschafft“, sagt die Mentorin nicht ohne Bewunderung für das Durchhaltevermögen und den eisernen Willen ihrer Mentee, das Ziel zu verfolgen. Sie selbst hat, so Dr. Petra Kersten-Frisch, am eigenen Leib erfahren, wie viele Steine (auch in Gestalt von Vorurteilen) man aus dem Weg räumen muss, um ein Ziel zu erreichen: Dr. Petra Kersten-Frisch hat mit über 40 Jahren erst im Bereich Sprachen promoviert und ihrerseits auf Mentoren zurückgreifen können, die ihr Mut machten. Und mit der Frau aus Kamerun sei sie auch immer noch in Kontakt; „sie fasziniert mich bis heute“, sagt Dr. Petra Kersten-Frisch. Von ihr könne man sich durchaus eine Scheibe abschneiden.
Bei ihrer ehrenamtlichen Arbeit, fügt die Mentorin noch hinzu, geben ihr die Kompetenztrainings, die Expertenvorträge und die professionelle Begleitung der Kontaktstelle Frau und Beruf Mannheim-Rhein-Neckar-Odenwald Sicherheit. Und von Anfang an hätten sie die in den Begleitmaterialien angebotenen Links und Literaturtipps motiviert, sich intensiver mit kulturellen Unterschieden und Diversität etwa auseinander zu setzen. Letztlich mündete dieses Interesse in der Ausarbeitung einer Vorlesung zu diesem Thema an der Dualen Hochschule Mannheim. „Und hier schließt sich der Kreis, denn die Studierenden arbeiten in Unternehmen, bei denen sich die Mentees bewerben.“
Kontaktstelle Frau und Beruf Mannheim - Rhein-Neckar-Odenwald, 2022.
Text von Susanne Roth (Redaktionsbüro ROTHstift, Pforzheim) im Auftrag der Kontaktstelle Frau und Beruf Mannheim – Rhein-Neckar-Odenwald, Foto privat.
Mentorin Dr. Petra Kersten-Frisch
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