Frau und Beruf international

Liebe Leser:innen,

mit der folgenden Erfolgsgeschichte möchten wir Ihnen von der Arbeit der Kontaktstellen aus verschiedenen Perspektiven erzählen.

Es geht um das Projekt "Frau und Beruf international" der Kontaktstelle Frau und Beruf Neckar-Alb.

Viel Spaß beim Lesen!

Sandro Walker

Geschäftsführer Advanced UniByte GmbH

Britta Saile

Projektleiterin Kontaktstelle Frau und Beruf Neckar-Alb

Stefanie Ruf

Sozialpädagogische Kursbegleitung „Frau und Beruf international“

Natalia Kikli

Teilnehmerin „Frau und Beruf international“

Sandro Walker, Gründer und Geschäftsführer Advanced UniByte GmbH in Metzingen

„Im Oktober 2019 erreichte uns eine Anfrage der Kontaktstelle Frau und Beruf Neckar-Alb, die Unternehmen in der Region um eine Spende ausgedienter Laptops für das Projekt „Frau und Beruf international“ baten. Wir – das IT-Systemhaus Advanced UniByte GmbH aus Metzingen – haben uns sofort gemeldet und 24 Notebooks zugesagt.“ Sandro Walker wundert sich, dass sein Unternehmen das einzige war, das dem Aufruf der Kontaktstelle nachgekommen ist: „Wir Unternehmerinnen und Unternehmer können alle mit einfachen Mitteln helfen – wenn ich kein Geld übrig habe, dann kann ich vielleicht ein Projekt mit Zeit unterstützen oder ähnliches, man muss es nur tun! Die Spende der Notebooks war keine große Sache, es handelt sich um ältere Geräte aus dem Leasing. Wir mussten nur die Daten vollständig löschen. Das kostet nicht viel Geld, Zeit und Aufwand.“

Britta Saile, Projektleiterin Kontaktstelle Frau und Beruf Neckar-Alb

Keine große Sache für das Unternehmen, ein riesiger Mehrwert für das Projekt, erklärt Leiterin Britta Saile. „Wir haben uns getraut, diesen Aufruf zu schreiben und als wir die Rechner im April dieses Jahres dann übergeben bekamen, war unsere Freude doppelt groß: Dieses Schuljahr mussten wir etwas verlängern um die Corona-bedingte Unterbrechung aufzuholen. Wir konnten die Laptops an die Teilnehmerinnen ausleihen, sie können die Geräte während der Lehrgangszeit auch Zuhause nutzen und davon profitieren. Deshalb funktioniert der Unterricht in zwei Präsenzgruppen und einer Gruppe im Home-Schooling nun reibungslos. Und auch unabhängig von Corona ist die digitale Teilhabe für die Frauen unseres Projektes existenziell!“

Stefanie Ruf, Sozialpädagogische Kursbegleitung „Frau und Beruf international“

„Wir qualifizieren, fordern und fördern die Frauen in unserem Projekt sehr individuell, damit sind wir sehr erfolgreich! Wir versuchen, mit jeder Teilnehmerin einen maßgeschneiderten Weg in den Berufsalltag zu finden – je nach Voraussetzung, Begabung und persönlichen Zielen. Dafür ist eine enge Zusammenarbeit mit ortsansässigen Firmen grundlegend, denn wir wollen und müssen unseren Teilnehmerinnen realistische Unternehmenseinblicke ermöglichen. Wir freuen uns also über jeden Betrieb, der sich unserem Netzwerk anschließt.“

Natalia Kikli, Teilnehmerin „Frau und Beruf international“

„Der Deutschunterricht hat mir sehr geholfen, der Wirtschaftskurs und die EDV-Schulungen sind sehr informativ und so wichtig: Zahlreiche Teilnehmerinnen des Kurses wussten nicht mal, wie sie den Computer anschalten sollen! Im Kurs habe ich Ideen bekommen, was ich hier beruflich machen kann. Denn in der Ukraine hatte ich Psychologie studiert, aber um diesen Beruf in Deutschland auszuüben, müsste ich sehr gut Deutsch können. Eine Arbeit mit Menschen möchte ich aber auf jeden Fall machen, ich hatte schon einen Praktikumsplatz in einer Einrichtung für Menschen mit Behinderung. Dann kam leider die Corona-Pandemie. Ich hoffe, dass ich das Praktikum nachholen kann.“

 

 

Was verbirgt sich hinter dem Namen „Frau und Beruf international“?
„Frau und Beruf international (FBi) ebnet Migrantinnen Wege in den Arbeitsmarkt – aktuell sind es 24 Frauen aus acht Nationen. Im Kurs verbessern sie ihre deutschen Sprachkenntnisse und orientieren sich auf dem deutschen Ausbildungs- und Arbeitsmarkt, um damit ihre Beschäftigungschancen zu erhöhen und für sie individuell realistische Arbeitsfelder zu finden. Idealerweise gelingt ihnen ein direkter Einstieg in eine sozialversicherungspflichtige Arbeit oder Ausbildung.
Unser Deutschunterricht ist berufsbezogen und wir vermitteln auch fachpraktische Inhalte aus verschiedenen Arbeitsbereichen. Außerdem sammeln die Teilnehmerinnen praktische Erfahrungen, während eines Kurzpraktikums und bei diversen Betriebsbesichtigungen. Ziel des Projektes ist es, die Teilnehmerinnen in ihren Fähigkeiten zu bestärken, wir wollen obendrein ihr Gesundheitsbewusstsein untermauern und sie dazu befähigen, eine Beruf und Familie besser zu vereinbaren. Wir vermitteln darüber hinaus soziale Kompetenzen und unser Wertesystem, vor allem in Bezug auf den Arbeitsmarkt und auf Frauen in der Gesellschaft."

Was ist das Besondere am Projekt „Frau und Beruf international“?
„Ich mache ganz viel individuelle Begleitung, helfe bei der Organisation von geeigneten Kinderbetreuungsmöglichkeiten, unterstütze bei Behördengängen und Anträgen und berate die Frauen, wie sie Lernhemmnisse überwinden können“, erzählt Stefanie Ruf. „Und – klar – beteilige ich mich auch ganz stark an der Praktikumsplatz- und Arbeitssuche der Teilnehmerinnen.“ Die Projektleiterin der Kontaktstelle, Britta Saile, ergänzt: „Wir laden auch Expertinnen und Experten ein, zum Beispiel aus der Schuldnerberatung oder einer Anlaufstelle zu häuslicher Gewalt. Die stellen dann ihre Arbeit vor. So bauen wir Hemmschwellen ab – die Teilnehmerinnen kennen diese Hilfseinrichtungen dann und nehmen sie bei Bedarf eher in Anspruch.“
„Es sind aber nicht immer existenzielle Probleme, mit denen wir uns beschäftigen, oft geht es auch um interkulturelle Missverständnisse“, ergänzt Stefanie Ruf. „Ich hatte eine Teilnehmerin, die aus dem arabischen Raum kam und während ihres Praktikums in einem Kindergarten immer Kopftuch und einen schwarzen Mantel trug. Wir haben dann besprochen, ob sie sich vorstellen kann, sich anders zu kleiden, denn die Kinder hatten wegen ihres Outfits Angst vor ihr.“
„Eine andere Teilnehmerin stammte aus einem Land, in dem Frauen nicht Fahrrad fahren dürfen“, erinnert sich Britta Saile. „Am Anfang ließ sie sich immer von einem männlichen Verwandten begleiten, aber im Laufe der Zeit kam sie alleine zum Kurs und wurde selbstbewusster. Schließlich hat sie mit ihrem Mann ausgehandelt, dass sie Fahrrad fährt – und sie liebt das Radfahren total!“

Teilnehmerin Natalia Kikli bestätigt, dass das Projekt sie sehr motiviert hat: „Viele von uns sind Zuhause bei den Kindern geblieben und wussten dann nicht, wie wir uns beruflich organisieren können. Mein Mann hatte einen guten Job, aber als er vor drei Jahren starb, musste ich mich als Mutter mit zwei kleinen Kindern komplett neu organisieren. Hier treffe ich andere Frauen, mit denen ich sprechen kann, die mir ihre Gedanken, Meinungen und Anregungen mitteilen. Alleine denkt man schon mal, dass etwas für mich zu schwierig ist, hier aber werde ich von den anderen Teilnehmerinnen, unser Kursbegleitung und der Projektleitung bestärkt, dass ich etwas schaffen und erreichen kann. Das Projekt ist eine tolle Chance für mich!“

Wie geht es nach dem Kurs weiter?

Wir als Kontaktstelle Frau und Beruf Neckar-Alb begleiten die Teilnehmerinnen auch nach dem Ende der Unterrichtszeit weiter, wenn sie das möchten. „Die Verbindung ist meist sehr innig“, erzählt Projektleiterin Britta Saile. „Das Projekt dauert lange und deshalb bauen wir einen engen Kontakt auf. Viele Frauen kommen danach zum Beispiel in unsere reguläre Einzelberatung oder nehmen an einem Bewerbungstraining teil. In der Regel vernetzen sich die Teilnehmerinnen langfristig auch untereinander. Unsere Kontaktstelle pflegt außerdem ein stabiles Netzwerk, sodass wir schauen können, wo und wie eine Teilnehmerin nach der Maßnahme beruflichen Anschluss findet, wohin sie passen könnte. Durch diese Nachbetreuung der Kontaktstelle haben potentielle Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber während der Probezeit weiterhin eine Ansprechpartnerin zur Seite, um eventuell auftretende Probleme zu lösen. Damit wollen und können wir vorschnellen Kündigungen oder Ausbildungsabbrüchen vorbeugen. Wir evaluieren unsere Projekte, deshalb kennen wir die Bedürfnisse und Notwendigkeiten aller Projektpartnerinnen und -partner!“

Und was sagt das Unternehmen?
Unternehmer Sandro Walker fasst seine Erfahrungen mit der Kontaktstelle Frau und Beruf Neckar-Alb zusammen: „Ich habe viel Herzblut, viel Engagement und ebenso viel Professionalität erlebt!“ Deshalb will sein IT-Systemhaus den Teilnehmerinnen auch die Türen für Unternehmenseinblicke öffnen. Und falls sich eine Frau wirklich für die Arbeit dort interessiert, wäre auch ein Praktikum bei der Advanced UniByte GmbH möglich. „Natürlich wäre es im Sinne des Unternehmens, wenn wir über solche Initiativen neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewinnen könnten – das ist ja in Zeiten des Fachkräftemangels keine Frage! Diese Überlegung ist jedoch nicht unser einziger Antrieb, denn wir wollen auch im Alltag ‚über den Tellerrand schauen‘ und die AU-Werte Nachhaltigkeit, Verantwortungsbewusstsein und Expertentum mit Leben füllen.
Als unsere erste Systemingenieurin Mutter wurde, hat sie mit einer Kollegin die Kita im Haus auf den Weg gebracht. Denn in unserer Branche kann man aufgrund der Dynamik nur schwer längere Zeit pausieren, also müssen Väter und Mütter die Vereinbarkeit von Familie und Beruf leben können. Initiativen und Projekte müssen dabei nicht zwingend von der Führungsebene ausgehen. Wenn unsere Azubis etwas Sinnvolles auf die Beine stellen möchten, dann legen wir ihnen keine Steine in den Weg – jemand muss es nur in die Hand nehmen“. Die Azubis engagieren sich übrigens in Eigeninitiative in der Vesperkirche Reutlingen.

Mehr zum Systemhaus Advanced UniByte GmbH finden Sie hier: www.au.de

 

Bild-Collage mit den Teilnehmenden des Projekts Frau und Beruf international
zurück zu allen Erfolgsgeschichten