Vera Vanié und Masuma Khawary

Ein Leben für die Forschung – auch in Deutschland

Viele Geschichten der Frauen, die uns erreichen, sind in unserer Kultur nur schwer vorstellbar. So auch die von Masuma Khawary. Der gebürtigen Afghanin und Wissenschaftlerin für Mikrobiologie mit Doktortitel, wurde das Arbeiten als Dozentin an einer Universität von den Taliban verboten – wie fast allen Frauen. Damit war ihre Arbeit in der Tuberkulose-Forschung von heute auf morgen beendet. Erschwerend war außerdem ihre Zugehörigkeit zur schiitischen Minderheit der Hazara, die von den Taliban systematisch verfolgt werden. Da Masuma Khawary nicht damit rechnete, dass sich am Machtgefüge der Taliban in absehbarer Zeit etwas ändern würde, verließ sie gemeinsam mit ihrem Mann und den drei Kindern das Land. „Ich möchte weiter forschen und meine wissenschaftliche Arbeit fortsetzen“, sagt sie.

Ich wünsche mir außerdem, dass auch meine beiden Töchter die Freiheit haben, zu studieren.

Masuma Khawary

Gemeinsam den Anfang wagen

Schon bald nach der Ankunft in der Stadt Löffingen zeigte sich, dass ein schwerer Weg vor Masuma Khawary lag, um in Deutschland als hochqualifizierte Akademikerin Fuß zu fassen. Die größte Hürde war zunächst die fremde Sprache. Masuma wurde von Traurigkeit und Hilflosigkeit erfasst, die viele Migrantinnen trifft. Das änderte sich schlagartig als sie von der Kontaktstelle Frau und Beruf erfuhr und von dort aus unterstützt wurde. Olena Schneider und Ursula Lemmertz,  Beraterinnen der Kontaktstelle Freiburg-Südlicher Oberrhein, fanden mit Vera Vanié die ideale Mentorin für Masuma Khawary. Von da an bildeten die beiden im Mentorinnen-Programm für Migrantinnen ein Tandem. Das Programm läuft über etwa neun Monate und startet mit einem Auftakttreffen und Kompetenzworkshops, die von der Kontaktstelle Frau und Beruf begleitet werden. Vera Vanié und Masuma Khawary trafen sich in diesem Zeitraum regelmäßig, um daran zu arbeiten, dass Masuma wieder als Wissenschaftlerin tätig sein konnte. Als stellvertretende Leiterin im International Center der Hochschule Offenburg brachte Vera Vanié ihre Mentee mit den Professorinnen und Professoren für Mikrobiologie in Kontakt und vermittelte ihr einen Intensivsprachkurs. Daraus ergab sich, dass Masuma Khawary ein 5-monatiges Praktikum als Gastwissenschaftlerin an der Hochschule absolvieren durfte. Dafür ist sie ihrer Mentorin sehr dankbar.

Ohne Frau Vanié hätte ich das nicht geschafft. Sie hat sich sehr für mich engagiert!

Masuma Khawary

Durch das Praktikum erhielt sie wertvolle Einblicke in das deutsche Ausbildungssystem für Akademikerinnen und Akademiker. Auf der einen Seite die Lehre im Hörsaal und auf der anderen die Praxis im Labor.

Das Ziel im Auge behalten

Masuma Khawary hat das alles ermutigt, an ihrem Ziel festzuhalten, als Wissenschaftlerin in Deutschland zu arbeiten. Sie ist überzeugt davon, dass sie es schaffen wird und hat aktuell die realistische Aussicht auf eine bezahlte Vollzeitstelle als Gastwissenschaftlerin an der Hochschule Offenburg über einen New Yorker Rescue Fund. Bis dahin arbeitet sie ehrenamtlich weiter.

Sie nutzt jede Chance, das bewundere ich an ihr.

Vera Vanié

Auch wenn das Ziel noch nicht ganz erreicht ist, weiß Masuma Khawary das Mentorinnen-Programm zu schätzen: „Es ist ein wichtiges Programm zur Integration. Daher möchte ich mich beim Wirtschaftsministerium Baden-Württembergs dafür bedanken, dass es dieses Programm gibt und bei der Kontaktstelle Frau und Beruf Freiburg-Südlicher Oberrhein für die große Unterstützung.“

Masuma Khawary und Vera Vanié; Foto: Denise Emard

Masuma Khawary (l.) und Vera Vanié (r.); Foto: Denise Emard

 

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