Virginia Müller und Ingrid Vogel Gonzalez

Man hat mir nicht den Weg gezeigt, sondern die Werkzeuge gegeben, ihn zu finden

Spanien gehört zu den Ländern, die man eher weniger auf dem Schirm hat, wenn es um fehlende Berufsperspektiven für Frauen geht. Die Geschichte von Ingrid Vogel Gonzalez zeigt, dass es in manchen Berufen sehr schwierig sein kann, sich in dem stark von Tourismus geprägten EU-Land einen geeigneten Job zu finden. Durch das Mentorinnen-Programm für Frauen mit Migrationshintergrund der Kontaktstelle Frau und Beruf Heilbronn-Franken hat die Deutsch-Spanierin in Baden-Württemberg eine neue berufliche und private Heimat gefunden.

Ingrid Vogel Gonzalez studierte in Spanien zunächst Psychologie und machte dann ihren Master in Ernährungswissenschaften. Danach fand sie allerdings keine qualifizierte Arbeit, jobbte hier und da, um sich über Wasser zu halten. Die Corona-Pandemie verschärfte ihre Lage zusätzlich, da dadurch auch die Jobs in der Gastronomie wegfielen. 

Ich hatte das Gefühl festzusitzen und mich nicht weiterentwickeln zu können.

Ingrid Vogel Gonzalez

beschreibt sie ihre damalige frustrierende Situation. Die Perspektivlosigkeit veranlasste sie zu dem Schritt, nach Deutschland zu gehen und zunächst bei ihrem Vater zu wohnen. Ihr war klar, dass sie nur mit guten Deutschkenntnissen eine berufliche Chance erhalten würde. Über das Jobcenter nahm sie an einem Deutschkurs teil und erfuhr dort vom Programm der Kontaktstelle Frau und Beruf in Heilbronn-Franken.

Das schien genau zu mir zu passen. Ich hatte ein Studium, aber keine Berufserfahrung, und wusste auch nicht, was ich damit in Deutschland machen kann.

Ingrid Vogel Gonzalez

Frau Rieß, Leiterin der Kontaktstelle Frau und Beruf Heilbronn-Franken, empfahl ihr das Mentorinnen-Programm und fand mit Virginia Müller auch die ideale Mentorin für Ingrid.

Virginia Müller ist Assistentin der technischen Leitung bei Porsche Engineering GmbH und Mentorin aus Überzeugung.

Als Amerikanerin habe ich selbst die Erfahrung gemacht, wie schwer es ist, in Deutschland beruflich Fuß zu fassen. Ich musste mir alles hart erkämpfen

Virginia Müller

Ihre Mentees sollen es leichter haben. Dabei geht es ihr nicht nur darum, den Frauen bei den Formalitäten zu helfen und die hiesigen Gepflogenheiten bei den Bewerbungsprozessen zu erklären.

Mir ist es wichtig, die Frauen durch meine Erfahrungen und mit meinen Kontakten zu unterstützen

Virginia Müller

beschreibt sie ihre Aufgabe als Mentorin. Gemeinsam mit ihrer Mentee Ingrid hat sie am Anfang des Programms nach der Antwort auf die Frage gesucht: Was willst du tun? 

Das Momentum ist, wenn man sich traut

Für Ingrid stand bis dato nur fest, dass sie Arbeit und Wohnung finden wollte. „Meine Offenheit allem gegenüber, hat mich gleichzeitig auch überfordert“, sagt Ingrid rückblickend. Im Laufe der gemeinsamen Arbeit mit Virginia konkretisierten sich diese Ziele. Dabei ging es vordergründig nicht mehr darum, nach dem Traumjob zu suchen, sondern sich mit kleinen Schritten an das Berufsleben in Deutschland heranzutasten. Also, zunächst eine Anstellung zu finden, bei der Ingrid andere Menschen kennenlernen und ihre Deutschkenntnisse verbessern konnte. Gleichzeitig arbeitete Ingrid an ihrer Persönlichkeit. Sie wollte sich nicht mehr so klein machen und mehr Mut beweisen. Auch wenn sie noch nie eine feste Arbeitsstelle hatte, konnte sie es schaffen. Ingrid interessierte sich schon immer für die Kombination aus IT und Psychologie. In diese Richtung begann sie jede Menge Bewerbungen zu verschicken. Virginia versorgte Ingrid zusätzlich mit Links zu passenden Jobofferten. Schließlich wurden ihre Bemühungen belohnt und Ingrid fand einen Job in einer Reha-Klinik am Empfang. Wenn auch noch nicht am Ziel ihrer Träume, ist der Job für Ingrid ein idealer Ausgangspunkt. Sie arbeitet im erweiterten Umfeld mit Psycholog:innen und dem Ernährungsdienst zusammen und lernt durch den Erfahrungsaustausch mit den Kolleg:innen enorm viel. Eine eigene Wohnung hat sie mittlerweile auch gefunden.

Den wichtigsten Schritt habe ich geschafft: berufliche Stabilität

Ingrid Vogel Gonzalez

Virginia Müller empfiehlt, auch kleine Schritte und jeden Erfolg zu feiern. „Man muss Geduld haben und dranbleiben. Gerade Frauen mit Migrationshintergrund müssen es proaktiv angehen, weil sie benachteiligt sind. Die Kontaktstelle Frau und Beruf hilft dabei“, bringt die Mentorin das Programm auf den Punkt.

Infos zum Format Mentorinnen-Programm für Frauen mit Migrationshintergrund finden Sie hier: https://www.frauundberuf-bw.de/mentorinnen-programm

Kontaktstelle Heilbronn-Franken, Mai 2024

Gemeinsames Foto des Tandems auf dem die Mentee links und die Mentorin rechts zu sehen ist

Mentee Ingrid Vogel Gonzalez (l.) und Mentorin Virginia Müller (r.) (Foto: Virginia Müller)

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