„Ich kann aus nichts etwas machen!“ - Aida Aktürk erfüllt sich einen Traum
Als Aida Aktürk vor sieben Jahren aus Instanbul nach Deutschland kam, hätte sie sich das nicht vorstellen können – inzwischen hat sie ihr Hobby zum Beruf gemacht!
Die 47-Jährige wollte erstmal vor allem eins: die deutsche Sprache lernen. „Bevor ich Mutter geworden bin, habe ich in der Personalabteilung einer internationalen amerikanischen Firma gearbeitet. Dann bin ich in Elternzeit gegangen. Hier in Deutschland waren die Kinder schon groß genug, sodass ich wieder etwas für mich tun konnte“, erzählt sie. „Ich war auf der Suche nach einem neuen beruflichen Weg.“
Win-Win für beide
Deshalb begeisterte sich Aida Aktürk sofort für das Mentorinnen-Programm für Migrantinnen, als das Jobcenter sie darauf aufmerksam machte. Sie wollte wissen, wie die Arbeitssuche in Deutschland funktioniert und jemanden finden, der bzw. die sie begleitet und professionell unterstützt. Und ganz wichtig war ihr der regelmäßige Kontakt auf Deutsch. Deshalb entschied sich Aida Aktürk, im Jahr 2021 am Mentorinnen-Programm teilzunehmen.
Auch Mentorin Marie-Louise Thoos fühlte sich sofort vom Programm angesprochen:
Ich hatte davon in der Zeitung gelesen und weiß wie es ist, als Frau nach einer Familienauszeit ins Berufsleben zurückzukehren, was mir durch meine freiberufliche Selbständigkeit gut gelungen ist.
Die Juristin hat zuvor viele Jahre im internationalen Beschaffungsmanagement gearbeitet und auch erfahren, was es bedeutet, als Fremde im Ausland beruflich und privat Fuß zu fassen.
Die Arbeit als Tandem
Die beiden Frauen haben sich auf Anhieb gut verstanden und schnell eine Gemeinsamkeit entdeckt: Es ist die Leidenschaft „kreativ zu sein“.
Aida Aktürk beschreibt dies mit den Worten: „Ich kann aus nichts etwas machen“. Ihre Mentorin formuliert es so:
Mich fasziniert es, wenn ich aus einer kleinen Sache etwas Bedeutendes schaffen oder kreieren kann. Wir beide hatten gleich eine außergewöhnliche Verbindung.
„Wir sind anfangs, während des Lockdowns, jede Woche spazieren gegangen und haben viel geredet, um uns kennenzulernen“, erinnert sich ihre Mentee.
Später haben wir uns wöchentlich getroffen und uns über die nächsten Schritte meiner beruflichen Entwicklung ausgetauscht, Stärken-Schwächen-Analysen gemacht, Bewerbungen verfasst, meine Arbeitssuche vorbereitet etc. Anschließend, nach viel Kopfarbeit, haben wir uns über unsere kreativen Hobbies ausgetauscht, uns diese gegenseitig beigebracht und dabei entspannt.
Marie-Louise Thoos ergänzt: „Aber zuerst haben wir Kompetenz- und Persönlichkeitsanalysen erstellt, denn es war nicht klar, in welche Richtung es für Aida beruflich gehen könnte: in den sozialen oder kaufmännischen Bereich? Halbtags- oder Vollzeittätigkeit, Studium oder Ausbildung – vieles schien möglich, da sie sehr vielseitig ist. Ich wollte Aida dabei unterstützen, schnell wieder in ein Berufsleben einsteigen zu können; sich auf dem deutschen Arbeitsmarkt zurechtzufinden, die hierfür erforderlichen Qualifikationen zu kennen, Zweifel an den eigenen Fähigkeiten aufzulösen, sich in allen ihren Stärken sehen zu können uvm. Nach dem ersten Treffen nach sechs Wochen mit den Projektleiterinnen der Kontaktstelle sowie weiteren Mentorinnen und Mentees, stellte ich fest, dass es nicht darum geht, schnell einen Job zu finden. Viele Mentees haben viel erlebt und benötigen Unterstützung auf verschiedenen Ebenen. Also nahmen wir ein wenig ‚Luft heraus‘ aus unserer Vorgehensweise.“
„Von der Kontaktstelle Frau und Beruf Freiburg-Südlicher Oberrhein habe ich dazu Materialien bekommen, beispielsweise so genannte Kompetenzkarten.
Aber jedes Mal, wenn wir über Umwege doch wieder zum Thema Kreativität, zum Thema ‚Schmuck kreieren, Schmuck herstellen‘ kamen, haben Aidas Augen richtig gefunkelt!“
In ihrer Freizeit arbeitete Aida Aktürk schon seit 20 Jahren mit kleinen japanischen Glasperlen, Miyuki-Perlen – diese Fertigkeit hatte sie in Istanbul erworben. Und irgendwann stand dann die Idee im Raum: „Mach doch dein Hobby zum Beruf!“
Den Lebenstraum verwirklichen
Das war es, was Aida Aktürk wirklich wollte, gleichzeitig hatte sie viele Bedenken – die Sprachbarriere war nur eine davon. Deshalb kam Marie-Louise Thoos auf die Idee, ihre Mentee könne das Potential doch erstmal als Dozentin an der Volkshochschule testen.
Dort sprach das Tandem vor und erstellte ein Kurskonzept. Die Leiterin der VHS war begeistert und das Angebot „Schmuck herstellen mit Miyuki-Perlen“ geboren.
Ich war über die Zusage der VHS sehr überrascht – damit hatte ich nicht gerechnet. Denn ich hatte ja keine Erfahrung in diesem Bereich. Ich glaube, schon während des ersten Treffens mit der Fachbereichsleiterin hatte sie entschieden, dass ich das schaffe. Ich habe gleich einen Termin für den Kurs bekommen und dann war er voll. Das war unser Erfolg als Tandem!
Das sieht ihre Mentorin auch so: „In Trainings zuhause hatten wir Test-Kurse simuliert und haben viel dabei gelacht. Dabei konnte Aida ihre Sprachbarriere vor Publikum weitgehend auflösen. Es war schön, diese Entwicklung an ihr zu beobachten.“
Gemeinsam konnte das Tandem den ersten Schritt gehen, um Aida Aktürks beruflichen Lebenstraum zu verwirklichen.
Vom Volkshochschulkurs zum eigenen Laden
Um ihren Schmuck auch zu verkaufen, fehlte der Mentee noch ein passendes Ladenlokal – das zu finden war schwierig. Ihr Mann und ihre Kinder bestärkten Aida Aktürk, weiterzusuchen. Dann hatte sie Glück und es ging alles sehr schnell. Sie ist nun seit 27. Januar 2024 Inhaberin von „Aida Bijouterie“, ihres eigenen kleinen Geschäfts in Freiburg.
Aida Aktürks Mentorin erinnert sich:
Sie hat mich eines Tages angerufen und gesagt: Du sollst die Erste sein, die es erfährt: Ich habe einen Laden gefunden!
Mentorin und Mentee sind auch über das Mentorinnen-Programm für Migrantinnen hinaus in Kontakt geblieben und Freundinnen geworden.
Eine schöne Bilanz
So eine berufliche Reise braucht Geduld, Zeit für innere Entwicklung und Unterstützung. Die hat Aida Aktürk von ihrer Mentorin Marie-Louise Thoos und der Kontaktstelle Frau und Beruf Freiburg-Südlicher Oberrhein bekommen. „Die Kontaktstelle hat uns immer unterstützt und vor allem hat sie uns zusammengebracht – ein perfektes Match!“
Beide sind sich einig: „Wir sind von Anfang bis zum Ende des Projekts sehr kompetent und wertschätzend von den Projektleiterinnen begleitet worden.“
Hier können Sie mehr über die „Aida Bijouterie“ in Freiburg und die Möglichkeit, online Schmuck zu bestellen, erfahren:
Kontaktstelle Freiburg – Südlicher Oberrhein, November 2024
Informationen zur Kontaktstelle Freiburg – Südlicher Oberrhein:
https://www.frauundberuf-bw.de/kontaktstelle-frau-und-beruf-freiburg
Aida Aktürk (l.) und Marie-Louise Thoos (r.); Foto: privat
Sie wollen auch Mentorin oder Mentee werden? Hier finden Sie alle Informationen zum Mentorinnen-Programm für Migrantinnen.