Was ist künstliche Intelligenz, wie können wir sie in unserem Alltag nutzen und welche Berufsfelder im Bereich KI sind spannend für die Beratung von Frauen in den Kontaktstellen Frau und Beruf BW?
Das IPAI (Innovation Park Artificial Intelligence) im Norden von Heilbronn ist ein ambitioniertes Projekt für angewandte Künstliche Intelligenz in Europa. Im dort nagelneu eröffneten Gebäude IPAI Spaces im Zukunftspark in Heilbronn haben sich die Leiterin des Referats Wirtschaft und Gleichstellung des Wirtschaftsministeriums Baden-Württemberg gemeinsam mit den Leiterinnen der Kontaktstellen Frau und Beruf über die vielschichtige Welt der Künstlichen Intelligenz informiert.
Begleitet von Christian Burkhart, Paula González Avalos und Kaeleigh Burnham Fletcher waren sie die erste Gruppe, die das neue Besucherzentrum des Applied AI nutzten. Begrüßt wurden Sie von der Geschäftsführerin Frauke Goll.
Freundlich, offen, mit viel Licht, gefälliges Design - das zeichnet den IPAI Living Room in den IPAI Spaces aus. In Sitzecken sitzen Leute mit Laptops, offen einsehbare Seminarräume zeigen Gruppen beim Arbeiten. Hier und da steht ein Monitor oder eine Anwendung, an der Workshop-Leiter Christian Burkhart anschaulich erklärt, was KI ausmacht.
Was hat die Gruppe inhaltlich mitgenommen?
Das Thema KI ist schon ziemlich alt und reicht bis in die 1940er Jahre zurück. Wo früher die industrielle Revolution mechanische Arbeit ersetzt hat, ist es heute das Denken, das durch KI-Systeme unterstützt wird. Es hat immer wieder Einbrüche in der Geschichte der Künstlichen Intelligenz gegeben bis im Jahre 2022 ChatGPT an den Start ging und einem breiten Publikum ermöglichte, direkt einen Nutzen aus künstlicher Intelligenz zu ziehen.
Weil ChatGPT eine solche Breitenwirkung erzielt hat, wird es oft für DIE künstliche Intelligenz schlechthin gehalten. ChatGPT ist als ein großes Sprachmodell (LLM = Large Language Model) aber nur ein Vertreter eines LLMs. LLMs gehören wiederum zum Bereich Deep Learning. Letzteres ist selbst Teil des Maschinellen Lernens, was wiederum zum gesamten Bereich KI gehört, der sich laut IPAI folgendermaßen definiert: Künstliche Intelligenz ist „ein maschinenbasiertes System, das seine Umgebung wahrnimmt, Ziele verfolgt, sich an Feedback/ Veränderungen anpasst und Informationen bereitstellt/ Handlungen ausführt.“
Verkürzt dargestellt ist maschinelles Lernen etwa folgendermaßen zu verstehen: Daten rein, Algorithmus anwenden, Modell definieren, Vorhersage raus. Der Algorithmus ist dabei eine Folge von (mathematischen) Anweisungen mit bestimmten Vorgaben. Das System wird so lange mit Daten gefüttert und angepasst, bis es verlässliche Vorhersagen macht. Wir kennen das ganz praktisch von den Captchas im Internet, bei denen man zum Beispiel „alle Teile eines Bildes, auf denen eine Ampel zu sehen ist" anklicken muss. So lernt das dahinterstehende System, wie eine Ampel aussieht und was keine Ampel ist.
Die europäische Regulierung von KI ist beschlossene Sache. Die intendierte Nutzung von KI-Systemen wird hierbei in verschiedene Risikoklassen unterteilt, die unterschiedliche Anforderungen zu erfüllen haben. KI zu Bildung und der kritischen Infrastruktur fällt zum Beispiel in die Hochrisikoklasse, weil sie in das Leben der Menschen direkt eingreifen kann. Die Hoffnung Europas dabei ist, dass sich besser regulierte KI-Systeme am Markt durchsetzen werden, da sie auf Dauer weniger Gefahren bergen.
In einem Praxisworkshop für die Leiterinnen der Kontaktstellen werden verschiedene KI-Tools für die tägliche Arbeit vorgestellt. Für eine gute Übersicht verwiesen die Profis des appliedAI Institutes auf die Plattform Theresanaiforthat, was salopp übersetzt meint: „Dafür gibt es eine KI!“.
Im gemeinsamen Workshop wurden darüberhinaus folgende Tipps im Umgang mit großen Sprachmodellen gegeben:
Für Rechtschreibung und Stil lassen sich Übersetzungstools heranziehen, in denen man Texte hin- und herübersetzt und somit optimiert. So werden Grammatik, Stil und Rechtschreibung verbessert. Beispiele sind https://www.deepl.com/en/translator
https://languagetool.org/
Die Formatierung von Dokumenten: Texte von der Sie-Form in die Du-Form umschreiben können zum Beispiel:
https://www.bing.com/chat
https://chatgpt.com/
https://www.perplexity.ai/
https://claude.ai/
Kurzbiographien schreiben: Man kopiere ein LinkedIn-Profil in ChatGPT und fordere auf: "Erstelle eine Kurzbiographie mit x Zeichen". Voraussetzung dafür ist, dass das Profil ordentlich ausgefüllt ist.
Dokumente/Anhänge checken lassen: In der unbezahlten Version kann ChatGPT keine Anhänge oder PDFs durchsuchen. Das geht erst ab Version 4.0. Mit Copilot von Microsoft kann man zum Beispiel Anfragen an eine PDF stellen: "Fasse zusammen" oder "sage mir, wann der Zug fährt" ohne die PDF zu öffnen und selbst zu lesen.
https://copilot.microsoft.com/
Um in einen KI-Beruf einzusteigen, sind heutzutage nicht unbedingt Kenntnisse in der Informatik Voraussetzung, erklärt Paula González Avalos, die Leiterin der Akademie des Applied AI. Trotzdem stammen viele Interessierte aus dem MINT-Bereich. Neben Fachwissen aus einer Branche sind auch Wissen/Fertigkeiten in diesen Bereichen gefragt:
Bis zum Jahr 2026 werden in Deutschland bis zu 780.000 Technologie-Spezialisten und Spezialistinnen zusätzlich benötigt. Vor allem die Nachfrage nach Daten-Analystinnen und KI-Expertinnen nimmt enorm zu. Es gibt eine Vielzahl von KI-Berufen, die im unteren Teil dieses Textes aufgelistet werden.
Der Wissenstransferworkshop für die Leiterinnen der Kontaktstellen im IPAI kam auf Initiative des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus zustande.
Das IPAI wird mit vom Land Baden-Württemberg mit bis zu 50 Mio. Euro gefördert.
Weiterführende Links: Aktuelle Studie zum Thema "Frauen im Bereich Künstliche Intelligenz"