Fast jede zweite Mutter in Teilzeit würde ihre Arbeitszeit erhöhen – wenn die Rahmenbedingungen passen. Das zeigt eine neue Studie der Prognos AG. Sie macht deutlich, welche Faktoren entscheidend sind – und wie Unternehmen das Fachkräftepotenzial von Müttern besser nutzen können.
Die Prognos-Expertise „Mehr ist möglich! Was Betriebe tun können, damit Mütter ihre Arbeitszeitwünsche umsetzen können“ zeigt: Fast die Hälfte aller teilzeitbeschäftigten Mütter (45 %) würde ihre Arbeitszeit erhöhen, wenn die betrieblichen Bedingungen verbessert würden. Im Durchschnitt würden sie auf rund 33 Stunden pro Woche aufstocken – das entspricht 14 Millionen zusätzlichen Wochenstunden oder etwa 350.000 Vollzeitäquivalenten.
Die Grundlage der Studie bildet eine repräsentative Befragung von über 1.500 teilzeitbeschäftigten Müttern in Deutschland. Das zentrale Ergebnis: Betriebliche Vereinbarkeitspolitik hat erheblichen Einfluss darauf, ob Mütter ihre Arbeitszeit erhöhen können und wollen.
1. Flexibilität und Arbeitszeitgestaltung
Mütter wünschen sich mehr Einfluss auf ihre Arbeitszeit – etwa, Beginn und Ende selbst bestimmen oder Arbeitszeitphasen unterbrechen zu können, wenn Kinder krank sind oder Betreuung ausfällt. Auch flexible Urlaubsregelungen und Probephasen für eine Arbeitszeiterhöhung sind wichtig, um neue Modelle risikofrei auszuprobieren.
2. Führungskultur
Eine familienfreundliche Haltung von Führungskräften ist entscheidend: Nur 16 % der Mütter erleben in ihrem Unternehmen ausreichend Rücksichtnahme auf familiäre Verpflichtungen – dabei wäre dieser Punkt für 40 % eine Voraussetzung, um ihre Arbeitszeit zu erhöhen. Für ein Drittel ist zudem wichtig, dass Führungskräfte selbst mit gutem Beispiel vorangehen und Vereinbarkeit vorleben. Aktuell erleben das nur 13 % der Mütter.
3. Kommunikation
Ein überraschendes Ergebnis: Oft scheitert es schlicht am fehlenden Gespräch. 38 % der Mütter wünschen sich, dass ihr Arbeitgeber sie aktiv auf eine mögliche Arbeitszeiterhöhung anspricht – tatsächlich geschieht das aber nur bei 4 %. Schon ein einfaches Nachfragen kann also Türen öffnen und Potenziale sichtbar machen.
4. Karriere- und Entwicklungsmöglichkeiten
Auch Entwicklungsperspektiven spielen eine große Rolle. Wenn Aufstocken mit Karrierechancen oder spannenderen Aufgaben verbunden ist, steigt die Bereitschaft deutlich: 46 % der Mütter würden ihre Arbeitszeit erhöhen, wenn sie Aussicht auf Beförderung hätten; 41 % bei besseren Entwicklungsmöglichkeiten. Regelmäßige Entwicklungsgespräche sind hier ein einfacher, aber wirksamer Schritt – sie signalisieren Wertschätzung und Vertrauen.
Überraschend: Gerade Mütter mit kleinen Kindern zeigen eine hohe Bereitschaft, ihre Arbeitszeit zu erhöhen. Das liegt laut Prognos daran, dass viele von ihnen direkt aus einer Vollzeitstelle kommen und dem Arbeitsmarkt noch eng verbunden sind. Unternehmen, die früh familienbewusste Arbeitsbedingungen schaffen, können verhindern, dass Mütter in der Teilzeitfalle bleiben.
Viele Mütter wünschen sich finanzielle Unterstützung bei Betreuungskosten, da das zusätzliche Einkommen beim Aufstocken oft durch höhere Betreuungsausgaben aufgezehrt wird.
Betriebliche Kinderbetreuung oder Hilfe bei der Platzsuche spielen dagegen eine geringere Rolle – entscheidend ist, dass sich Mehrarbeit finanziell lohnt.
Die Prognos-Expertise zeigt klar: Wenn Unternehmen auf flexible Arbeitszeiten, faire Führung und gute Kommunikation setzen, können sie enorme Fachkräftepotenziale aktivieren.
Angesichts des demografischen Wandels ist das ein entscheidender Hebel – für Betriebe, Beschäftigte und die gesamte Wirtschaft.
Die vollständige Studie steht hier zum Download bereit:
Mehr ist möglich! – Expertise der Prognos AG (PDF)