Drei Frauen - eine Geschichte

Liebe Leser:innen,

mit der folgenden Erfolgsgeschichte beginnen wir unser neues Format „Mentoring Out Loud in Baden-Württemberg“.

Wir möchten Ihnen mit diesem Format einen umfassenden Einblick in das Mentorinnen-Programm für Migrantinnen geben. Sie erhalten lebendige Eindrücke aus verschiedenen Perspektiven und Sachinformationen zur Arbeit der Kontaktstellen.

Viel Spaß beim Lesen!

 

Drei Frauen – eine Geschichte

Natalia Elser

Natalia Elser wusste von Anfang an, was sie wollte. Als die 36-jährige vor zwei Jahren aus Russland nach Baden-Württemberg kam, hatte sie ihren Traumberuf schon gefunden: Nach einem Wirtschaftsstudium und einer Ausbildung zur Fahrdienstleiterin hatte sie fast fünf Jahre lang bei der russischen Eisenbahn gearbeitet. Dann zog sie nach Deutschland um („Ich habe deutsche Wurzeln“), wo mehrere ihrer Verwandten leben. „Ich liebe meinen Beruf, deshalb wollte ich weiter bei der Bahn arbeiten.“
Das Ziel stand fest – der Weg dorthin nicht.

 

Monika Bercea

Monika Bercea hat ebenfalls einen Migrationshintergrund, lebt aber schon seit 20 Jahren in Deutschland. Sie kam als Praktikantin im Hotelfach kurz vor dem Fachabitur das erste Mal nach Baden-Württemberg, studierte dann aber noch in der Slowakei zu Ende und arbeitete dort. „Als mein Mann sein Studium in Deutschland beendet hat, bin ich zu ihm gezogen. Das Anerkennungsverfahren war am Anfang für mich kompliziert – Integration ist auch als qualifizierte Kraft oder Akademikerin nicht einfach.“ Deshalb wollte Monika Bercea ihre Erfahrungen als Mentorin weitergeben.

 

Wie sind Sie zum Mentorinnen-Programm für Migrantinnen gekommen?

Monika Bercea besucht schon seit vielen Jahren Veranstaltungen der Kontaktstelle Frau und Beruf Ravensburg – Bodensee-Oberschwaben. „Die Kontaktstelle hat viele Angebote, die wirklich spannend sind, deshalb habe ich immer wieder teilgenommen. Dann erfuhr ich, dass für das Mentorinnen-Programm für Migrantinnen noch Mentorinnen gesucht wurden und dachte, vielleicht kann ich unterstützen. So ein Angebot hätte ich damals bei meiner Ankunft in Deutschland gerne selbst genutzt, denn auch ich musste Rückschläge einstecken und dabei hilft ein Informationsaustausch ungemein.“

 

Wie lief es als Tandem?

Monika Bercea war gleich zu Beginn positiv überrascht, wie gut die Kontaktstelle alle Tandems „matchte“. Den Kontakt zu ihrer Mentee fand sie „einfach super“. Da Natalia Elser ihr berufliches Ziel schon genau kannte, entwickelte das Tandem zunächst eine Strategie, wie diese ihr Ziel erreichen könnte. „Gleichzeitig haben wir aber auch alternativ über ein Masterstudium gesprochen und beide Wege verfolgt“, erzählt Mentorin Monika Bercea. Dann lasen die beiden Frauen in einer Pressemitteilung der Deutschen Bahn, dass das Unternehmen Fachkräfte sucht. Nach einer ersten – erfolglosen – Bewerbung kontaktierte das Tandem die angegebene Ansprechpartnerin persönlich und schickte ihr Natalia Elsers Bewerbung. Es folgten Tests und ein Auswahlverfahren. „Das war nicht ohne, ich an ihrer Stelle wäre gnadenlos durchgefallen“, erzählt Monika Bercea. Und ihre Mentee ergänzt: „Monika hat mich so motiviert! Manchmal dachte ich, ich schaffe es nicht – wegen der Sprache! Doch sie hat mir immer wieder gesagt: ‚Alles ist gut! Deine Qualifikation und Erfahrung zählen‘. Sie hat mich so toll unterstützt, ich weiß nicht, was ich ohne sie gemacht hätte!“

 

Wer profitiert vom Mentorinnen-Programm?

Ihrer Mentorin war wichtig, dass es Natalia Elser gelingt, ihren Erfahrungsschatz herauszustellen. Insgesamt findet Monika Bercea vor allem wertvoll, dass das Mentorinnen-Programm den Mentees Einblicke in die regionale berufliche Realität bietet – mit kompetenter Unterstützung an der Seite, sodass die Frauen Absagen nicht persönlich nehmen müssen. Natalia Elser bekam den Job bei der Deutschen Bahn und arbeitet nun auch in Deutschland in ihrem Traumberuf! Mentorin Monika Bercea hat ebenfalls vom Mentorinnen-Programm profitiert: von den Kompetenztrainings während der Auftaktveranstaltung, den Unterlagen und Workshops für Mentorinnen und verschiedenen Begleitvorträgen. „Ich habe Workshops besucht, die ich sonst nicht gewählt hätte und damit meinen Horizont erweitert – das Begleitprogramm der Kontaktstelle ist wirklich super!“

Tipps von der Expertin

Kathleen Pantel

Kathleen Pantel arbeitet bei der Deutschen Bahn in Stuttgart, ist dort für das Recruiting von Fachkräften in der Region Südwest (Baden-Württemberg) zuständig. Sie betreut schwerpunktmäßig die gewerblich technischen Berufe, die Suche nach qualifizierten Fachkräften ist also ihr „täglich Brot“. So landete auch Natalia Elsers Bewerbung schließlich auf ihrem Tisch und die Einstellung erfolgte dann recht schnell.

Viele Monate später saß Kathleen Pantel mit Natalia Elser und Monika Bercea gemeinsam auf dem Podium bei der Abschlussveranstaltung des Mentorinnen-Programms für Migrantinnen. „Das Programm ist interessant für unser Unternehmen, denn zum einen brauchen und suchen wir Fachkräfte und zum anderen bringen Frauen andere Perspektiven mit“.

 

Was ist wichtig bei einer Bewerbung?

Kathleen Pantel rät interessierten Frauen, mutig zu sein, wenn sie sich auf Ausschreibungen bewerben. „Sie müssen nicht alle Kriterien zu 100 Prozent erfüllen. Das Wichtigste ist, dass die Bewerberin motiviert und ehrgeizig ist, dann kann sie sich eine fehlende Qualifikation schnell aneignen.“


Was sollten speziell Migrantinnen beachten?

Und für Migrantinnen gilt: Wenn Sie einen B1 Nachweis haben, die Stellenausschreibung aber B2 erfordert, muss das nicht unbedingt ein Ausschlusskriterium sein.
Vielleicht hat die Bewerberin schon ein gutes Niveau, bloß noch kein Zertifikat, dann sollte sie nicht zögern, telefonisch nachzufragen – eine direkte telefonische oder ggf. persönliche Kontaktaufnahme erhöht die Erfolgschancen in einem solchen Fall oft ungemein!
Erforderliche Anerkennungen müssen allerdings vorliegen. Wenn diese schon beantragt aber noch nicht eingetroffen sind, können Akademikerinnen auch erstmal eine Übersetzung beilegen.


Welche Wege sind erfolgversprechend?

„Der schnellste und einfachste Bewerbungsweg ist eine Online-Bewerbung direkt auf eine Stelle, selbst wenn das Profil nicht zu 100 Prozent passen sollte. Bei der Deutschen Bahn prüfen wir die Bewerbungen auch für alternative Berufe und schauen, ob es für die Bewerberin eine andere passende Stelle im Unternehmen gibt“, ergänzt Kathleen Pantel. „Initiativbewerbungen prüfen wir natürlich auch, die kommen dann in einen Bewerberpool. Falls aber eine passende Stelle ausgeschrieben ist, ist eine Bewerbung auf diese Stelle der schnellste und direkteste Weg! Dabei ist es wichtig, die Ausschreibungen vorher sorgfältig zu sichten. Und: das Unternehmen sollte passen. Bewerben Sie sich deshalb nur, wenn Sie auch wirklich bei uns arbeiten möchten! Falls Sie unsicher sind, ob der ausgeschrieben Job der Richtige ist, fragen Sie gerne nach. In einem Telefonat lässt sich gut klären, welche Qualifikationen und Voraussetzungen Sie mitbringen und ob Sie damit die geforderten Kriterien erfüllen. Viel Erfolg!“

Mentee Natalia Elser

Mentee Natalia Elser

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