Vereinbarkeit: Ohne Väter geht es nicht

Viele Väter wollen sich die Sorgearbeit in der Familie partnerschaftlicher teilen.

Zum Internationalen Männertag

Am 19. November ist der internationale Männertag - ein guter Anlass, um genauer auf die Rolle von Vätern in Beruf und Familie zu schauen. Der im letzten Jahr veröffentlichte „Väterreport“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zeigt, dass sich immer mehr Männer eine aktive Rolle im Familienleben wünschen. Sie stoßen jedoch oft auf strukturelle Hürden wie unflexible Arbeitszeitmodelle und finanzielle Hindernisse. Der Bericht fordert unter anderem familienfreundlichere Arbeitsbedingungen für mehr Partnerschaftlichkeit. 

Eine partnerschaftliche Vereinbarkeit von Privatleben und Erwerbstätigkeit ist ein Gewinn für alle. Sie ermöglicht Eltern ihre Lebens- und Berufswünsche besser umzusetzen. Kinder erleben eine verstärkte Präsenz der Väter. Sie sichert die wirtschaftliche Basis der Familien und die Fachkräftebasis des Landes und unserer Wirtschaft. Und sie steigert zudem die Arbeitgeberattraktivität unserer Unternehmen.

 

Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg

Väter wünschen sich partnerschaftliche Sorgearbeit

Das Bild von Vätern sowie deren eigene Rollenvorstellung haben sich in den letzten Jahrzehnten deutlich verändert – und tun es weiterhin. Der Väterreport 2023 zeigt, dass Väter heute weitaus häufiger eine partnerschaftlich organisierte Aufgabenteilung anstreben. Eine moderne Vaterschaft schließt die Übernahme von Kinderbetreuung und familiären Aufgaben unverzichtbar ein. So sind 55 Prozent der Väter der Ansicht, dass kleine Kinder ebenso gut von ihren Vätern wie von ihren Müttern betreut werden können, und viele wünschen sich eine gleichberechtigte Verteilung der Kinderbetreuung.

 

Fünf Vätertypen

Die Studie identifiziert fünf Prototypen von Vätern:

  • Überzeugt Engagierte (21 %) verfolgen das Ideal einer partnerschaftlichen Aufgabenverteilung und setzen diese Werte im Alltag am stärksten um.
  • „Urbane Mitgestalter“ (11 %) sind ebenfalls egalitär eingestellt, befinden sich jedoch in einer frühen Familienphase und sind häufig in urbanen Umfeldern verankert.
  • „Pragmatisch Engagierte“ (20 %) äußern sich kaum zu Gleichstellungsfragen, handeln jedoch überdurchschnittlich häufig partnerschaftlich.
  • „Etablierte Konventionelle“ (19 %) sind weder partnerschaftlich noch besonders traditionell eingestellt; sie zeichnen sich durch ein höheres Alter, ältere Kinder und ein hohes Einkommen aus.
  • Überzeugte Rollenbewahrer“ (29 %) vertreten ein konservatives Familienbild mit klaren Rollenerwartungen an Mütter und Väter.

 

Zwischen Wunsch und Wirklichkeit

Obwohl viele Väter partnerschaftlicher leben wollen, zeigt der Väterreport auch eine Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit auf, die viele Väter in unterschiedlicher Ausprägung betrifft. Zwar gibt jeder zweite Vater an, etwa die Hälfte der Kinderbetreuung übernehmen zu wollen, doch in der Realität erreichen nur 21 Prozent dieses Ziel. Auch bei allgemeinen Wertvorstellungen und dem tatsächlichen Verhalten gibt es Differenzen: Die Mehrheit der Väter erkennt die Aufweichung klassischer Rollenbilder an, und etwa zwei Drittel befürworten gleiche berufliche Chancen und finanzielle Unabhängigkeit beider Elternteile. Dennoch verbleiben über die Hälfte in traditionellen Strukturen, insbesondere in Bezug auf die zeitliche Aufteilung von Kinderbetreuung und Erwerbstätigkeit.

 

Elternzeit für beide führt zu mehr Partnerschaftlichkeit

Wichtige Entscheidungen zugunsten einer partnerschaftlichen Aufgabenteilung werden oft nach der Geburt getroffen und langfristig beibehalten. Daher spielen Elternzeit und Elterngeld eine entscheidende Rolle. So geben 34 Prozent der Familien, in denen beide Eltern Elternzeit genommen haben, an, dass dies zu einer gerechteren Aufgabenteilung beigetragen hat. Besonders Väter, die über die klassischen Partnermonate hinaus Elternzeit nehmen, fördern eine partnerschaftliche Aufgabenverteilung.

 

Vereinbarkeit wird zum Wettbewerbsvorteil

Der Anteil der Väter, die Elternzeit nehmen und Elterngeld beziehen, nimmt stetig zu: Während 2008 nur jeder fünfte Vater Elterngeld erhielt, stieg der Anteil bei den 2020 geborenen Kindern auf knapp 44 Prozent. Insgesamt ist vielen Vätern die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein wichtiges Anliegen, was sich in der Bereitschaft zeigt, zugunsten besserer Rahmenbedingungen auch den Arbeitsplatz zu wechseln. Eine familienfreundliche Unternehmenskultur mit aktiver Unterstützung der Vereinbarkeit für Väter wird so zum Wettbewerbsvorteil.

 

Bewusstseinswandel in den Unternehmen

Mit der Einführung der Partnermonate im Elterngeld hat sich auch in Unternehmen ein Bewusstseinswandel vollzogen. Die Elternzeit von Vätern macht deren Sorgearbeit sichtbar und beeinflusst betriebliche Abläufe. In der Folge ist die Väterfreundlichkeit in Unternehmen gestiegen: Der Anteil der Unternehmen, in denen männliche Führungskräfte Elternzeit nehmen, hat sich seit 2015 auf heute 34 Prozent verdoppelt.

Quelle: Väterreport 2023