Ines Wolf-Vetter, Leiterin der KS Frau & Beruf NSW, Christine Wüst CHRO und Mitglied der Geschäftsführung Witzenmann GmbH, Rebekka Sanktjohanser, IHK NSW (Foto: Jens Kissig)
Ende März 2025 veranstaltete das Familienunternehmen Witzenmann aus Pforzheim den „Empowerment Summit“, um die Karriereförderung von Frauen und Chancengleichheit zu stärken. Unternehmen wie SEW Eurodrive, Dürr AG oder VfB Stuttgart boten praxisnahe Impulse in Breakout-Sessions unter dem Motto „voneinander, miteinander lernen“. Die Kontaktstelle Frau und Beruf Nordschwarzwald war ebenfalls vertreten. Ines Wolf-Vetter sprach mit Christine Wüst, Mitglied der Geschäftsführung bei Witzenmann, über Diversität und Frauenförderung.
Wolf-Vetter: Frau Wüst, warum integriert die Witzenmann GmbH Chancengleichheit und Diversität in ihre Nachhaltigkeitsstrategie?
Wüst: Unser Unternehmensleitbild verankert Chancengleichheit als Teil unserer sozialen und ökonomischen Verantwortung. Nachhaltigkeit bedeutet für uns soziale und gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen. Wir befinden uns mitten in der kulturellen Transformation, die wir mit einem eigenen Programm vorantreiben. Diversity ist dabei elementarer Bestandteil, da aus unserer Sicht diverse Teams bessere Ergebnisse erzielen und unsere Unternehmenskultur bereichern. Derzeit liegt unser Fokus auf dem Thema Frauenförderung.
Wolf-Vetter: Welche Maßnahmen setzt Witzenmann konkret für die Frauenförderung um?
Wüst: Führungskräfte sind zentral für die Frauenförderung. Mit einem dreijährigen Kultur- und Leadership-Programm haben wir unsere Führungskräfte weltweit vernetzt und Themen wie Positive Leadership, Purpose, Empowerment, und warum Emotionen und Sozialkompetenzen so wichtig für die Führung sind, gemeinsam erarbeitet. Erste Fortschritte sind sichtbar, aber für einen echten Change braucht es Jahre. Unsere integrative Herangehensweise schließt Männer explizit ein – echte Gleichberechtigung gelingt nur gemeinsam.
Wolf-Vetter: Können Sie ein Beispiel für unterschiedliche Wahrnehmungen in gemischten Gruppen nennen?
Wüst: Männer vermuten oft, dass Frauen sich viele Gedanken über ihre Wirkung machen und damit auch Zeit für die Wahl der richtigen Kleidung investieren. In einer Männerrunde wurde ich gefragt, wie lange ich über mein Outfit nachgedacht habe – meine Antwort: 0 Sekunden. Solche Unterschiede zeigen, warum geschützte Räume für Frauen wichtig sind, aber auch gemischte Gruppen notwendig bleiben.
Wolf-Vetter: Welchen Tipp haben Sie, um Stereotypen bei der Berufswahl aufzubrechen?
Wüst: Der „Girl’s Day“ begeistert Mädchen für MINT-Berufe. Es geht darum, frühzeitig Kompetenzen zu fördern und Stereotypen zu überwinden. Ich selbst wurde in meiner Jugend nicht ermutigt, Mathe als Leistungskurs zu wählen – meine Stärke blieb ungenutzt. Ich hatte großen Spaß an technischen Zeichnungen und habe auch selbst Baupläne gezeichnet. Das hätte gut zu meiner Mathe-Begabung gepasst. Wir müssen Jugendliche gezielt unterstützen, ihnen Orientierung bieten und Potenziale zu heben, an die sie bislang selbst nicht glauben.
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