Täglich 14.000 Beratungen, 95.000 Telefonate und 55.000 Vermittlungsvorschläge: Das sind nur ein paar der Zahlen, die die Bundesagentur für Arbeit (BA) zur größten Dienstleisterin für den Arbeitsmarkt in Deutschland machen. Doch was bedeutet es eigentlich, Teil dieser Organisation zu sein? Welche Karrierechancen bietet die BA? Genau darum ging es bei der Online-Veranstaltung „Unternehmenseinblicke“ der Kontaktstellen Frau und Beruf im September, die den Teilnehmenden Einblicke in die Einstiegs-, Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten bei der BA gab.
In 90 Minuten erklärten Dr. Susanne Koch, Geschäftsführerin Operativ, und Stefan Simon, Personalleiter der Regionaldirektion Baden-Württemberg, warum die Bundesagentur nicht nur eine sichere, sondern auch eine moderne und attraktive Arbeitgeberin – vor allem für Frauen – ist. Denn mit einem Frauenanteil von insgesamt über 70 Prozent und mehr als der Hälfte der Führungspositionen, die ebenfalls von Frauen besetzt sind, ist die BA ein Vorbild in Sachen Chancengleichheit. Das beginnt bereits in der Zentrale in Nürnberg: Drei der vier Mitglieder des Bundesvorstands sind Frauen, darunter die Vorsitzende Andrea Nahles, ehemals Bundesarbeitsministerin. „Unsere Erfahrung zeigt, dass wir den ständigen Wandel, den der demografische und digitale Fortschritt für unsere Organisation mit sich bringt, am besten meistern, wenn unsere Führungsteams vielfältig aufgestellt sind“, betonte Dr. Susanne Koch und hob die besondere Bedeutung von Frauen in Führungsrollen hervor.
Wir brauchen die spezifischen Führungskompetenzen von Frauen.
Egal, ob Ausbildung zur/ zum Fachangestellten für Arbeitsmarktdienstleistungen, Bachelor-Studium an den BA-eigenen Hochschulen, Management-Traineeprogramme für Führungskräfte bis hin zum Direkteinstieg in der Vermittlung und Beratung, der IT, im ärztlichen oder technischen Dienst oder sogar in der internen Arbeitsmarktforschung – die Karrieremöglichkeiten bei der BA sind so vielfältig wie die Aufgaben der Behörde selbst. Stefan Simon erläuterte, dass die BA besonders Wert auf persönliche Motivation legt und Karrierewege sehr durchlässig sind: „Wer fachlich und menschlich geeignet ist, kann hier problemlos Karriere machen. Der Aufstieg vom Azubi bis zur Leitung einer Regionaldirektion ist möglich.“
Die BA bietet zudem zahlreiche Vorteile: flexible Home-Office-Regelungen, regelmäßige Weiterbildungsmöglichkeiten, Jobsharing und auch Führen in Teilzeit. „Wer Interesse daran hat, mit und für Menschen zu arbeiten, der ist bei uns genau richtig“, ergänzte Simon.
Eine Frage, die vielen Bewerberinnen unter den Nägeln brennt: Was zählt wirklich bei einer Bewerbung? „Motivation ist das A und O“, betonte Simon. Auch wenn je nach Tätigkeitsbereich formale Voraussetzungen wie ein Studienabschluss berücksichtigt werden müssen, komme es vor allem darauf an, zu zeigen, warum man bei der BA arbeiten möchte. Besonders bei Quereinsteigerinnen spielen persönliche Überzeugung und der Wille, gesellschaftlichen Wandel aktiv mitzugestalten, eine große Rolle.
Das Besondere an der Arbeit bei der BA ist für mich, wirksam sein zu können. Entweder indem die BA als Gesamtinstitution hilft, Härten gesellschaftlicher Krisen abzufedern wie zuletzt durch das Kurzarbeitergeld zur Coronazeit. Oder auch als Arbeitsvermittler Menschen zu helfen, Perspektiven zu schaffen und Wege aus der Arbeitslosigkeit zu finden.
Dr. Susanne Koch und Stefan Simon sind übrigens selbst die besten Beispiele für eine Karriere per Quereinstieg. Nachdem Koch als studierte Volkswirtin viele Jahre zum Arbeitsmarkt geforscht hatte, wollte sie diesen dann auch gern aktiv mitgestalten und stieg vor 13 Jahren als Fachbereichsleiterin Vermittlung in der Zentrale der BA ein und leitete dann unter anderem die Arbeitsagentur Stuttgart. Stefan Simon hatte ursprünglich Politikwissenschaft studiert und begann 2008 als Arbeitsvermittler seinen Weg bei der BA und ist nach Stationen als Teamleiter und Personalberater heute als Personalleiter an der Schnittstelle zwischen lokalen Personalbeauftragten und der baden-württembergischen Zentrale zuständig.
Während der Veranstaltung konnten die 99 Teilnehmenden nicht nur wertvolle Informationen sammeln, sondern auch ihre Fragen direkt an die beiden Referierenden richten. Themen wie Altersobergrenzen, Befristungen von Stellen oder das Bewerbungsverfahren wurden ausführlich diskutiert. Auch Quereinsteigende wurden bestärkt: Selbst nach einer Absage sollte man sich nicht entmutigen lassen – eine Bewerbung könne in einem anderen Bereich durchaus erfolgreich sein.
Es gibt keine Altersgrenzen für eine Bewerbung bei der BA. Stefan Simon und Dr. Susanne Koch unterstrichen im Gegenzug die eher noch verbesserten Aussichten für ältere Arbeitnehmende. Der demografische Wandel mache auch vor der Bundesagentur für Arbeit nicht Halt, sodass Fachkräfte auch hier immer dringend gesucht würden, völlig unabhängig von Alter, Herkunft, Geschlecht, Religion, sexueller Orientierung.
Simon erklärt, dass Stellen immer dann befristet ausgeschrieben würden, wenn die Mittel für die Stellen gleichfalls nur befristet bewilligt sind. Dennoch sei die BA bestrebt, Stellen zu entfristen.
Simon und Koch ermutigen, sich auch im Falle einer Absage in einem Bewerbungsverfahren gern weiter auf andere Stellen zu bewerben. Nur weil man in einem Auswahlprozess nicht genommen wurde, bedeute das nicht, dass man grundsätzlich nicht geeignet sei.
Die BA halte die Bewerbungsprozesse schlank, so Simon. Aus den eingegangenen Bewerbungen gäbe es eine Vorauswahl und anschließend ein Gespräch mit den ausgewählten Kandidatinnen und Kandidaten. In diesen Gesprächen versuche man, eine angenehme Atmosphäre zu schaffen, in der sich alle wohlfühlen und kennenlernen können. Niemand müsse sich Sorgen machen: auch bei der BA seien die Zeiten vorbei, in denen eine riesige Kommission einem einzelnen Bewerbenden gegenübersitze. In den Bewerbungsverfahren für das Management Trainee-Programm komme ein eintägiges Assessment Center dazu.
Bewerbungen sind nur über das Online-Portal der BA möglich. Die BA erhalte bereits auf diesem Weg 140.000 Bewerbungen jährlich. Das bedeute, dass sich etwa jede vierte Minute jemand bei der BA bewerbe. Wer nicht ganz sicher sei, ob er oder sie auf eine ausgeschriebene Stelle passe, solle sich trotzdem bewerben. Die Fachbereiche seien untereinander gut vernetzt, sodass es auch zu Empfehlungen kommen kann.
Laut Stefan Simon seien Studium und Ausbildung grundsätzlich auch in Teilzeit möglich, auch wenn diese Modelle in Baden-Württemberg seit längerem nicht mehr nachgefragt wurden. Wichtig sei in diesen Modellen, dass sich alle Beteiligten gut auf die Herausforderungen einstellen, die Ausbildung oder Studium in Teilzeit mit sich brächten.
Nur im Management-Trainee-Programm sollten Bewerberinnen und Bewerber auf jeden Fall das Sprachniveau C2 mitbringen. Für alle anderen Einstiegsbereiche würden spezifische Sprachanforderungen individuell während des Vorstellungsprozesses geklärt werden. Dr. Susanne Koch betont, dass umgekehrt für die Arbeit bei der Agentur für Arbeit gerade eine Mehrsprachigkeit ein großer Vorteil sein könne.
„Wirklich sehr sympathisch vorgestellt – macht Lust, bei Ihnen zu arbeiten“, lautete das Fazit einer Teilnehmerin. Eine andere fasste neuen Mut: „Vielen lieben Dank. Es war schön, euch kennenzulernen. Ich habe eine Entscheidung getroffen, mich weiter bei der BA zu bewerben.“
Die positive Resonanz zeigt: Die BA hat sich an diesem Abend als attraktiver Arbeitgeber präsentiert – und vielleicht sogar neue Talente für sich gewonnen.
Das Veranstaltungsformat „Unternehmenseinblicke“, das von den Kontaktstellen Frau und Beruf regelmäßig in Präsenz oder online organisiert wird, bietet nicht nur potenziellen Bewerberinnen die Möglichkeit, sich über attraktive Arbeitgeber zu informieren. Unternehmen profitieren ebenfalls von dem direkten Kontakt zu interessierten Fachkräften, wie Dr. Birgit Buschmann, Leiterin des Referats Wirtschaft und Gleichstellung beim baden-württembergischen Wirtschaftsministerium, zu Beginn der Veranstaltung im Interview mit Inge Zimmermann, Leiterin der Kontaktstelle Stuttgart, betonte. Besonders in Zeiten des Fachkräftemangels sei es entscheidend, qualifizierte Frauen für die Unternehmen zu gewinnen.
Auch wenn das Land unter anderem durch das Landesprogramm Kontaktstellen Frau und Beruf, das in diesem Jahr 30-jähriges Jubiläum feiert, schon viele Fortschritte bei der Erwerbstätigkeit von Frauen gemacht hat, bleibt weiterhin viel zu tun. Buschmann machte deutlich, dass zwar mittlerweile in Baden-Württemberg über 75 Prozent der Frauen erwerbstätig sind, aber rund die Hälfte dieser Frauen lediglich in Teilzeit arbeite. Das wiederum wirke sich nachteilig auf ihre Altersvorsorge aus.
Frauen trügen immer noch die Hauptlast der unbezahlten Sorgearbeit und hätten deshalb kaum Kapazitäten für vollzeitnahe Beschäftigungsmodelle, die für die finanzielle Absicherung im Alter so wichtig seien. Laut Buschmann seien aber nicht nur die Frauen, sondern auch die Unternehmen gefordert, diese Situation zu verbessern, zum Beispiel durch flexible Arbeitszeiten und Arbeitsmodelle, Angebote betrieblicher Kinderbetreuung oder generell einer familienbewussten Personalpolitik. In Zeiten des Fachkräftemangels käme das auch den Betrieben zu Gute, denn Frauen seien heute so gut qualifiziert wie nie, brächten oft neue Blickwinkel in die Unternehmen oder könnten speziell als Führungskräfte häufig Mitarbeitende in Transformationsprozessen besser mitnehmen.
Die Bundesagentur für Arbeit bietet Jobs mit gesellschaftlicher Verantwortung und gleichzeitig vielfältigen und fairen Karrierechancen.