JOB-DATING in Kooperation Teil 2

Kontaktstelle, Agentur für Arbeit und Unternehmen gemeinsam für Frauen als Fachkräfte

Firmen wie die Fink GmbH Druck und Verlag sind vom Konzept der Veranstaltung überzeugt

Viel Potential liegt brach

Christiano Menconi ist Personalleiter und „alles Richtung Personalgewinnung“ spricht ihn an. „Dieses Angebot spricht mich besonders an, weil es auf Frauen zugeschnitten ist“, erläutert der 51-Jährige, der bei der Fink GmbH Druck und Verlag in Pfullingen für Neueinstellungen zuständig ist. 

Mit „diesem Angebot“ meint er das Job-Dating, eine Job-Börse, die die Kontaktstelle Frau und Beruf Neckar-Alb gemeinsam mit der Agentur für Arbeit, Reutlingen/Tübingen ins Leben gerufen hat. In unregelmäßigen Abständen laden die Veranstalterinnen Unternehmen aus allen Branchen ein, sich in Räumen der Volkshochschule wie bei einer Messe zu präsentieren. Die Besucherinnen haben so Gelegenheit, in entspannter Atmosphäre mit den Unternehmen ins Gespräch zu kommen.

 

Eine sinnvolle Veranstaltung

Und genau das schätzt der Personalleiter am Job-Dating: „Es war schön, dass die Veranstalterinnen das Ganze einfach gehalten haben von der Vorbereitung. Wir mussten nur ein Banner, unsere Materialien und gute Laune mitbringen. Ich wusste nicht genau, was mich erwartet und habe mich schon gefragt, welchen Wert das für uns haben wird. Es hat leicht stockend begonnen. Zunächst kam eine Gruppe, aber dann war das Foyer voll. Die Teilnehmerinnen kamen aus allen Altersstufen und Berufen. Es sind Fachkräfte dabei und Berufsanfängerinnen, Quer-und Wiedereinsteigerinnen. Ich habe viele Gespräche geführt und Fragen beantwortet: Wer sind wir? Was produzieren wir? Was kann man für uns arbeiten?

Der verpflichtende Charakter fehlte, das war sehr gut, die ganze Atmosphäre war zwanglos. Ich finde so eine Veranstaltung für Unternehmen sehr sinnvoll, wir sind an einer Wiederholung interessiert. Es muss daraus auch nicht direkt ein Arbeitsverhältnis entstehen. Wenn ich heute niemanden brauche, brauche ich morgen jemanden. Falls ich die Bewerbung behalten darf, kann ich später darauf zurückkommen“, erklärt Christiano Menconi.

 

Immer noch zu viele Klischees

Nach Einschätzung des Personalleiters liegt viel Potenzial brach, denn für Frauen sei der Erst- und Wiedereinstieg in den Beruf oft nach wie vor schwierig.

Es existieren sowohl bei Männern als auch bei Frauen leider immer noch viel feste Denkstrukturen à la typisch Mann/typisch Frau oder Ich brauche keine Frauen an der Druckmaschine.

Christiano Menconi

Privat hat Christiano Menconi das bei seiner Frau erlebt, als sie nach der Elternzeit wieder in den Beruf einsteigen wollte und auch bei seinen zwei Töchtern beobachtet er den Kampf gegen Klischees. Er möchte das besser machen.

Nach wie vor gibt es Vorbehalte gegenüber älteren Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen. Völlig zu Unrecht, wie Herr Menconi findet. Gerade hat sein Unternehmen eine 59-jährige Frau als Assistenz der Geschäftsleitung eingestellt. Sie wusste, dass es aufgrund ihres Alters nicht einfach werden wird, wieder eine ihren Fähigkeiten entsprechende Tätigkeit zu finden. „Doch ich habe zu ihr gesagt: Du bist eine gestandene Kandidatin und unser Unternehmen kann von Deiner Lebens- und Berufserfahrung profitieren!“

Leider sind weibliche Bewerberinnen oft nicht selbstbewusst genug. Vor allem, wenn es um die Gehaltsvorstellung geht.

Christiano Menconi

Tipps vom Profi

Ganz wichtig ist Christiano Menconi das authentische Auftreten der Bewerberin. „Sie darf ruhig aufgeregt sein, sollte aber nicht versuchen, etwas anderes darzustellen, als sie ist. Ich hatte gerade ein Vorstellungsgespräch hier im Haus. Eine 21-jährige hat sich auf eine Ausbildungsstelle beworben. Fachlich brachte sie kaum Qualifikationen mit. Da können andere mit mehr aufwarten. Ich habe ihr aber gleich gesagt, dass für uns vor allem entscheidend ist, dass das Menschliche passt. Denn es wäre nicht gut für den Teamgedanken, wenn wir einen Elefanten im Porzellanladen einstellen. Fachlich kann man dazulernen und aufholen, menschlich nicht.“

Insgesamt wünscht sich der Personalleiter, dass die Frauen selbstbewusster auftreten. Eine Bewerbungsmappe ist bei einer Veranstaltung wie dem Job-Dating nicht so relevant, denn die Bewerbung könne man im Nachgang abwickeln. Wichtig ist Christiano Menconi dagegen, dass interessierte Frauen ihr Interesse auch bekunden und zum Beispiel nach einem Schnuppertag fragen.

Denn sonst verläuft das Job-Dating wie eine Urlaubsbekanntschaft. Beide zweifeln, wie es sein wird, wenn sie sich dann im echten Leben zu Hause treffen… Um das zu vermeiden, veranstaltet unser Unternehmen individuelle Schnuppertage. Das kann auch nur ein halber Tag sein, denn beide merken ja sehr schnell, ob Unternehmen und Bewerberin zusammenpassen.

Christiano Menconi

Wie viele andere Unternehmen steht auch die Fink GmbH Druck und Verlag vor der Herausforderung, ausgebildete Fachkräfte zu finden. „Unser Fachpersonal dünnt sich aus. Da suchen wir Nachwuchs. Traut euch also, egal wie alt ihr seid, auch wenn Ihr keine 100 Prozent-Qualifikation mitbringt!“

Hier gehts zur Erfolgsgeschichte Job-Dating Teil 1 

Kontaktstelle Frau und Beruf  Neckar-Alb, Mai 2023

 

 

Anm. d.Red. Juli 2023: Das nächste Job-Dating ist für Januar 2024 geplant. Infos dazu folgen im Veranstaltungskalender der Kontaktstelle Neckar-Alb.

 

 

Collage aus drei Bildern zeigt links oben die Beraterinnen Kontaktstellen, mittig oben der Personalleiter der Fink GmbH und rechts unten zwei Vertreterinnen der Agentur für Arbeit

Die Veranstaltenden des Job-Dating (v.l.n.r.) Dr. Ulrike Landmann, Britta Götzendorfer von der Kontakstelle, Christiano Menconi von der Fink GmbH, Bettina Angelbeck-Timm, Bettina Eyb von der Agentur für Arbeit



zurück zu allen Erfolgsgeschichten