Recruiting-Tipps: weibliche Fachkräfte gewinnen

Viele Unternehmen suchen händeringend nach Fachkräften. Im März 2024 lag die Zahl der offenen Stellen für qualifizierte Fachkräfte bei rund 1,2 Millionen (PDF). Bei der Suche nach Verstärkung konzentrieren viele Unternehmen ihre Kommunikation  - in der Regel unbewusst - nur auf einen Teil der potentiellen Arbeitnehmer. Denn sie berücksichtigen im Bewerbungsprozess und dem Employer Branding die Bedürfnisse weiblicher Fachkräfte nicht ausreichend. Um das vollständige Potential auszuschöpfen, sollten sich Personalverantwortliche mit den Bedürfnissen und Besonderheiten der Bewerberinnen vertraut machen.

 

Frauen trauen sich weniger zu

Die Studien des Kompetenzzentrum für Fachkräftesicherung zeigen, dass sich arbeitssuchende Frauen häufiger als arbeitssuchende Männer auf Stellen bewerben, die unterhalb ihrer beruflichen Qualifikationen liegen (Kofa, 2021). Und erwerbstätige Frauen sind nach den Analysen des Statistischen Bundesamtes häufiger als Männer für ihre Jobs überqualifiziert. Warum finden Frauen und passende Stellen nicht zusammen und wie können sie gezielter angesprochen werden?

 

Weibliche Fachkräfte gezielt ansprechen

Frauen nehmen Stellenanzeigen teilweise anders wahr als Männer und fühlen sich durch bestimmte Formulierungen abgeschreckt. So kann die Anzahl der geforderten Eigenschaften in einer Stellenausschreibung dazu führen, dass sich Frauen nicht bewerben, da sie einzelne Anforderungen nicht erfüllen - ganz anders als die männlichen Kollegen, die sich davon nicht abschrecken lassen. Oder die Beschreibung der Vorteile des Unternehmens auf der Website oder in der Stellenanzeige greift wichtige Aspekte für Frauen wie zum Beispiel flexible Arbeitszeiten nicht auf. Da die Zahl der Bewerbungen auf offene Stellen seit Jahren rückläufig ist, wird es für Unternehmen höchste Zeit, die Rekrutierungsprozesse so zu optimieren, dass sie auch die vielen weiblichen Fachkräfte ansprechen und zur Bewerbung motivieren.

 

5 Tipps, wie sich mehr Frauen auf Ihre Stellen bewerben

Frauen konzentrieren sich beim Lesen von Stellenanzeigen stärker auf die Aufgaben und Anforderungen als Männer, die eher das Unternehmensprofil im Blick haben. Wenn eine Ausschreibung viele männlich assoziierte Begriffe enthält, sehen Frauen eher von einer Bewerbung ab. Wollen Sie also explizit auch Frauen ansprechen, achten Sie auf die Wortwahl in den Stellenausschreibungen. Hier lassen sich Stellenanzeigen überprüfen, ob sie gendergerecht sind.

  • Das beginnt bei der Positionsbeschreibung. Diese sollte möglichst neutral formuliert sein und alle Geschlechter ansprechen, idealerweise sogar ohne den Zusatz m/w/d. Schreiben Sie zum Beispiel "Abteilungsleitung" statt "Abteilungsleiter (m/w/d)" oder "Verwaltungskraft" statt "Sachbearbeiter (m/w/d)".
  • Bei den geforderten Eigenschaften finden viele Frauen statt "Durchsetzungsvermögen" zum Beispiel "Selbstbewusstsein" passender oder bevorzugen die Formulierung "Wortgewandtheit" gegenüber "Verhandlungsgeschick". Alternativ können Sie diese Stolperfallen umgehen, indem Sie die Eigenschaften in konkrete Verhaltensweisen übersetzen. Aus "durchsetzungsstark" wird zum Beispiel "die Fähigkeit, Ziele erfolgreich zu erreichen". Die Eigenschaft "analytisch" trifft mit der Formulierung "Fähigkeit, Probleme zu erkennen und zu lösen" eher den Nerv von Frauen.

Bewerberinnen und Bewerber stellen sich viele Fragen, wenn Sie Stellenausschreibungen lesen. Nehmen Sie diese vorweg und beantworten Sie die Fragen so konkret wie möglich. Unterteilen Sie die Anforderungen in erforderliche und wünschenswerte Qualifikationen, statt die "eierlegende Wollmichsau" zu suchen. Vor allem weibliche Fachkräfte neigen dazu, sich erst dann zu bewerben, wenn sie glauben, auch wirklich zu 100% für die Stelle geeignet zu sein und wenn grundsätzlich die Rahmenbedingungen stimmen. Die zu beantwortenden Hauptfragen in diesem Kontext sind zum Beispiel:

  • Welche Aufgaben fallen an?
  • Welche Qualifikationen sind gefordert?
  • Welche Qualifikationen sind darüber hinaus wünschenswert?
  • Welche Arbeitszeitmodelle sind möglich?
  • Ist Home Office möglich?
  • Welche Weiterbildungsmöglichkeiten werden angeboten?
  • Bietet das Unternehmen Kinderbetreuungan oder eine finanzielle Unterstützung an?
  • Wie ist die Bezahlung?
    • Hier helfen bereits ungefähre Angaben weiter, die Bewerberinnen ein Gefühl dafür geben, was Sie erwarten können. Nennen Sie zum Beispiel die mögliche Eingruppierung oder Gehaltsspannen und ergänzen Sie "je nach Qualifikation und Erfahrung".

Zeit fürs Ehrenamt oder Hobbies, Zeit für Familienarbeit oder die Pflege von Angehörigen - ein Vollzeitjob ist heutzutage aus vielen Gründen nicht mehr für alle Jobsuchenden das Maß aller Dinge. Andererseits wollen vor allem Frauen auch mehr als den althergebrachten Halbtagsjob, um besser für das Alter vorzusorgen. Deshalb wünschen sich viele Bewerberinnen mehr Flexibilität bei den Arbeitszeitmodellen. Verweisen Sie daher in Ihren Ausschreibungen lieber auf "flexible Arbeitszeiten" statt auf das starre System von 50 oder 100 Prozent. Seien Sie offen für die Vorschläge und Ideen der Bewerberinnen.

Auch wenn Befristungen in Unternehmen oft üblich sind - sie geben Bewerberinnen keine langfristige Perspektive. Gerade Mütter, deren Erwerbsarbeit für das Familieneinkommen wichtig ist, brauchen Sicherheit und eine Perspektive für die Zukunft. Prüfen Sie daher genau, ob Sie eine Stelle wirklich befristen müssen. Gut qualifizierte Bewerberinnen könnten an dieser Stelle des Bewerbungsprozesses bereits aussteigen und Sie verlieren eine potentielle Fachkraft, noch bevor Sie sie kennengelernt haben. Um herauszufinden, ob neue Mitarbeitende und Ihr Unternehmen zueinander passen, ist das Instrument der Probezeit die faire Lösung für beide Seiten.

Stellenanzeigen lassen sich mit ansprechenden Bildern attraktiver gestalten. Mit ein paar Kniffen können Sie bei der Bildwauswahl viel dafür tun, Frauen aktiv anzusprechen.

  • Wählen Sie für Ihre Stellenanzeige Bilder, bei denen die Personen in einer typischen Arbeitssituation abgebildet sind, am besten ohne Hierarchie, also auf Augenhöhe.
  • Wählen Sie Bilder, bei denen unterschiedliche Menschen als Team abgebildet sind, um die Diversität in den Teams zu signalisieren.