„Kompetenz hilft nicht bei der Karriere", provoziert „Die Zeit“ in einem Artikel zum Thema Selbstmarketing für Frauen. Die Fachkompetenz habe gemäß Studien nur einen Anteil von etwa zehn Prozent am Verlauf einer Karriere. Das Image der Mitarbeiterin oder des Mitarbeiters beeinflusst dagegen die Karriere zu 30 Prozent und ihre Bekanntheit in der Firma sogar zu 60 Prozent.
Das „Trommeln“ für sich selbst fällt vielen Frauen schwer. Sie brüsten sich nicht gerne mit ihren Kenntnissen, Fähigkeiten und Erfolgen - und bleiben dadurch unsichtbar. Genau hier setzt das Konzept der Selbstvermarktung an: Es hilft dabei, sichtbar zu werden - möglichst authentisch und ohne zu blenden. Entweder, um einen attraktiven Job zu erhalten oder um eine weitere Stufe auf der Karriereleiter zu erklimmen.
Vielen ist es zunächst unangenehm, Selbstmarketing zu betreiben. Es klingt nach Ellenbogenmentalität und aufgeblasener Wichtigmacherei.
Starke Frauen haben die Fähigkeit, andere von sich zu überzeugen. Von erfolgreichen Marken lässt sich lernen, dass wahre Größe viel mit Sein, weniger mit Schein zu tun hat. Die Ich-Marke überzeugt mit ihrem inneren Kern, ihrer Substanz, ihren Werten. Das bedeutet eine klare Positionierung hinsichtlich folgender Fragen: Was sind meine Werte, die mein Handeln leiten, was macht mich im Vergleich zu Kollegen und Kolleginnen besonders und worin liegen meine Stärken und Schwächen?
Sich selbst zu vermarkten, kann man planen. Der Prozess der Selbstvermarktung erfolgt in drei Schritten:
Maßnahmen der Selbstvermarktung: Die eigene Marke entwickeln und kommunizieren.
Unter „Personal Branding“ versteht man den Prozess, die eigene Person zu einer „Marke“ zu entwickeln. Eine Persönlichkeits-Marke ist ein unverwechselbares Bild von einer Person, das in den Köpfen der anderen oder in Fachkreisen besteht und das mit spezifischen Werten, Charaktereigenschaften und Handlungen verbunden ist. Im ersten Schritt muss also zunächst entwickelt werden, wofür die eigene Marke steht und welches Zielbild man in den Köpfen der Stakeholder erreichen möchte.
Wenn feststeht wofür die eigene Marke stehen soll, geht es im nächsten Schritt um die systematische Selbstvermarktung, also um die Darstellung der persönlichen Kompetenzen und Charaktereigenschaften. Ziel ist es, die eigene Person mit den richtigen Themen und Eigenschaften ins Rampenlicht zu rücken. Doch wie sieht eine eigene Marke aus, um erfolgreich zu sein?
Im Markenkern wird alles zusammengefasst, was uns als Mensch ausmacht und auch von anderen unterscheidet. Dazu gehören unsere Stärken und Fähigkeiten, die Kompetenzen, die Persönlichkeit und Charaktereigenschaften, unser Wissen und die Vision über unsere Zukunft sowie die gelebten Werte. Für die Entwicklung des eigenen Markenkerns hält man am besten die Eigenschaften, die das eigene berufliche Profil beschreiben, schriftlich fest.
Unser Markenkern ist für andere nicht direkt sichtbar. Unsere Umwelt nutzt ein Rückschlussverfahren, um auf unseren Markenkern zu schließen. Konkret werden alle Informationen, die mit unseren Sinnen gesammelt werden, genutzt, um wie bei einem Puzzle das Bild über einen Menschen zusammenzusetzen - dieses Bild über einen Menschen, das bei anderen entsteht, wird in der Fachsprache Image genannt. Unsere Sprache und Stimme, das Aussehen, Mimik und Gestik, die Körperhaltung, unsere Accessoires und natürlich unser Verhalten im Berufsalltag z.B. in Meetings oder gegenüber Kolleginnen, Kollegen und Vorgesetzten, transportieren unsere Marke in Images.
TIPP
Bei den Überlegungen zum Selbstmarketing helfen die Kontaktstellen Frau und Beruf weiter.
Für die Entwicklung einer starker Marke gilt, dass sich der bisherige Eindruck und die Wahrnehmung bei jeder Begegnung bestätigen sollten. Der modisch gestylte Kollege ist immer gut gekleidet. Die souveräne Chefin vermittelt immer den Eindruck zu wissen, wo es langgeht. Die Betonung liegt dabei auf "immer". Bei jeder Begegnung bestätigt sich der Eindruck und die Wahrnehmung der Marke wird damit stabil und authentisch.
Je nach Position, Ausbildung oder auch Erscheinungsbild haben wir spezifische Erwartungen an einen Menschen. Von einer Geschäftsführerin erwarten wir ein souveränes Auftreten und die aktive Gesprächsführung in Meetings, an einen Juristen stellen wir hohe Anforderungen in punkto Rechtstreue, bei der Marketingchefin einer Modemarke erwarten wir, dass sie selbst modisch gekleidet ist. Man kann die Bildung der eigenen Marke unterstützen, indem man mit dem eigenen Verhalten auf diese stereotypen Erwartungen einzahlt.
Eine starke Markenpersönlichkeit ist prägnant (hat ein erkennbar eigenständiges Profil) und kohärent d.h. unterschiedliche Menschen erleben diese Persönlichkeit in ähnlichen Situationen immer gleich. Die strenge Chefin wird von allen Mitarbeitern als streng erlebt. Die aufstrebende Jungmanagerin wird von allen als arbeitsam und ehrgeizig beschrieben. Die erfahrene Produktionsleiterin entwickelt in allen Situationen schnelle, pragmatische Lösungen. Starke Marken sind starke Persönlichkeiten, die einen eindeutigen Eindruck in ihrer Umwelt hinterlassen.
Die Kunst, die Ich-Marke zu entwickeln, verlangt es, den inneren Kern der eigenen Persönlichkeit zu erkennen, um ihn gezielt zu stärken, zu kommunizieren und vielleicht auch weiterzuentwickeln. Wichtig ist aber auf jedem Fall: Nur wenn ich diese Persönlichkeit auch im beruflichen Umfeld konsistent kommuniziere und mich entsprechend im Unternehmen verhalte, wird diese Markenpersönlichkeit auch als authentisch wahrgenommen und bringt mir berufliche Vorteile.
TIPP
Die Kontaktstellen Frau und Beruf erarbeiten mit Ihnen Ihre individuelle Strategie der Selbstvermarktung.