Daten & Fakten zu Frau und Beruf

Die Gleichstellung von Frauen und Männern im Berufsleben ist ein Hauptanliegen der baden-württembergischen Wirtschaftspolitik. Die Handlungsfelder des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus orientieren sich dabei sowohl an den Bedürfnissen der Wirtschaft - Fachkräftemangel und demografischer Wandel - als auch an den Lebenswirklichkeiten der Frauen und Männer und deren Anforderungen - eigenständige und selbst bestimmte Berufstätigkeit, gleichberechtigte Teilhabe am Arbeitsmarkt und Verbesserung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

 

 

Es gibt noch viel zu tun, damit Frauen und Männer tatsächlich beruflich gleichberechtigt und gleichgestellt sind. Wir wollen die Rahmenbedingungen so gestalten, dass Frauen und Männer ein selbstbestimmtes Leben nach eigenen Vorstellungen führen können - zum Beispiel mit unseren landesweiten Kontaktstellen Frau und Beruf.

Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg

Frauen zunehmend erwerbstätig

In Baden-Württemberg liegt die Erwerbstätigenquote* der 15 bis 65 jährigen Frauen bei 75,5%, die der Männer bei 83,3% (2023). Im Bundesdurchschnitt liegt die Erwerbstätigenquote der Frauen in dieser Altersgruppe bei durchschnittlich 73,6%, die der Männer bei 80,8% (2023). Im Vergleich zum Bundesdurchschnitt sind in Baden-Württemberg prozentual mehr Personen erwerbstätig.

Auch hat die Erwerbstätigkeit der Frauen in Baden-Württemberg in den letzten Jahren deutlich zugenommen. 1992 lag die Erwerbstätigenquote der Frauen bei 59,5%, 2002 bereits bei 63,1% und 2012 bei 70,5%.


* Definition Erwerbstätigenquote nach Destatis: Anteil der Erwerbstätigen an der Bevölkerung bzw. an der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter (Bevölkerung im Alter von 15 und mehr Jahren)

 

Erwerbstätigenquote

Quelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus Arbeitsmarkt Erstergebnisse 2023

Immer mehr Frauen sind hochqualifiziert

Unter den Frauen von 20 bis 45 Jahren sind in Baden-Württemberg sind im Jahr 2023 nahezu 36,8 % hochqualifiziert.*  Bei älteren Frauen (45 Jahre bis zum Renteneintrittsalter von 67 Jahren) ist der Anteil der Hochqualifizierten noch deutlich geringer: 24,2 % von ihnen gelten als hochqualifiziert.

Bei den hochqualifizierten Männern in Baden‑Württemberg ist ein gegenteiliger Trend zu beobachten: Gut 38,9 % beträgt der Anteil der älteren männlichen Hochqualifizierten (45 bis 67-Jährige) im Jahr 2023. Bei der Altersgruppe der 20 bis unter 45-Jährigen liegt der Wert bei knapp 35,7 %. In dieser Altersgruppe sind Frauen sogar durchschnittlich etwas höher qualifiziert.


*Definition hochqualifiziert nach Destatis: Erwerbstätige im Alter von 15 bis 64 Jahren, die in akademischen Berufen oder als Fachkräfte in hochqualifizierten Berufen (zum Beispiel im Technik- oder Gesundheitsbereich) oder als Führungskräfte tätig sind.
Beinhaltet ebenso Berufe, die an Fachhochschulen, Berufsakademien sowie Berufsfachschulen erlernt werden. Charakteristisch für hochqualifizierte Berufe: setzen spezialisierte Kenntnisse im jeweiligen Fachgebiet voraus, Arbeitsabläufe müssen weitgehend selbst strukturiert werden, Arbeit umfasst oft auch Mitarbeiterverantwortung

Hochqualifizierte

Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg (statistik-bw.de), Mikrozensus Erstergebnisse 2023 – Bevölkerung in Hauptwohnsitzhaushalten. Anteil hochqualifizierter Frauen und Männer in Baden-Württemberg nach Alter (2023)

Berufswahl und Frauen in MINT-Berufen

Während sich das Bildungsniveau zwischen den Geschlechtern kaum noch unterscheidet, gibt es deutliche Unterschiede bei der Wahl des Fachbereichs. In Baden-Württemberg arbeiten knapp 1,7 Millionen Erwerbstätige in einem MINT-Beruf*, davon sind 18,0% bzw. 306.0000 Frauen. Bereits bei den Bildungsentscheidungen zeigen sich Geschlechterunterschiede. Frauen stellen 10,6% der Auszubildenden in gewerblich technischen Berufen und 33,0% der MINT- Studienanfängerinnen und -anfänger im ersten Fachsemester.

Der Frauenanteil an den Erwerbstätigen in MINT-Berufen in Baden-Württemberg ist von 2016 bis 2022 nahezu kontinuierlich von 15,7 % auf 18,0 % gestiegen, lediglich im Jahr 2017 ist ein leichter Rückgang auf 15,2 % zu verzeichnen. Der Frauenanteil von 18,0% liegt in etwa auf dem Niveau des Bundesdurchschnittes von 18,2% im Jahr 2022.


*Definition MINT nach Destatis: MINT steht für die Fächer Mathe­matik, Infor­matik, Natur­wissen­schaften und Technik (z. B. Ingenieur­wissen­schaften, Fertigung und Bau­wesen). 

Frauen in MINT-Berufen

Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg (Mikrozensus) Erwerbstätige Frauen in MINT-Berufen von 2016 bis 2022

Frauen im Land verdienen im Schnitt 22% weniger

In Baden-Württemberg beträgt der unbereinigte Gender Pay Gap* 22%. Frauen verdienten also im Durchschnitt 5,96 Euro weniger pro Stunde als Männer. Betrachtet man den bereinigten Gender Pay Gap** , welcher strukturelle Unterschiede des Verdienstunterschiedes berücksichtigt, so beträgt die Lücke 6% (2023).

Auf Bundesebene liegt der unbereinigte Gender Pay Gap bei 18%, der bereinigte** bei 6% gleich stark ausgeprägt wie auf der Landesebene (2023). Der bereinigte Gender Pay Gap hat sich in den letzten Jahren nur geringfügig verändert. In den Jahren 2014 und 2018 lag er sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene bereits bei 6 %, im Jahr 2022 bei 7 %.


* Definition unbereinigter Gender Pay Gap nach Destatis: Differenz zwischen den durch­schnittlichen Brutto­stunden­verdiensten von Frauen und Männern in Prozent des durchschnittlichen Brutto­stunden­verdiensts männlicher Beschäftigter
** Definition bereinigter Gender Pay Gap gemäß Statistischem Landesamt BW: Herausrechnen jenes Teil des Verdienstunterschieds, der auf strukturelle Unterschiede, wie zum Beispiel Unterschiede bei ausgeübtem Beruf, Bildungsstand, Dauer der Unternehmenszugehörigkeit oder dem Anteil von Frauen in Führungspositionen, zurückzuführen ist. Bereinigter Gender Pay Gap bezieht sich auf den Verdienstunterschied von Frauen und Männern in einer ähnlichen beruflichen Situation bzw. Position.

 

Gender Pay Gap

Gender Pay Gap 2023; Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg (statistik-bw.de)

Frauen leisten mehr Sorgearbeit als Männer

Der Gender Care Gap* beträgt in Baden-Württemberg 48,3%. Frauen leisten pro Woche durchschnittlich gut 9,5 Stunden mehr unbezahlte Arbeit – darunter Hausarbeit, Kinderbetreuung und Pflege - als Männer. Während Frauen 29,5 Stunden unbezahlte Care-Arbeit erbringen, sind es bei Männern knapp 20 Stunden.

Neben der unbezahlten Arbeit leisten Frauen in Baden-Württemberg im Durchschnitt knapp 16,5 Stunden Erwerbsarbeit und kommen damit auf insgesamt fast 46 Arbeitsstunden pro Woche. Männer sind durchschnittlich 23 Stunden pro Woche erwerbstätig. Ihre Gesamtarbeitszeit beträgt knapp 43 Stunden.

Auf Bundesebene liegt der Gender Care Gap bei 44,3%. Nach den Ergebnissen der Zeitverwendungserhebung (2022) empfindet jede vierte erwerbstätige Mutter (24,1%) ihre Zeit für Erwerbstätigkeit als zu knapp bemessen. Gleichzeitig findet jeder vierte erwerbstätige Vater (25,5%), dass er zu viel Zeit für die Erwerbsarbeit aufwendet.


*Definition Gender Care Gap gemäß Statitistischem Landesamt BW: Gender Care Gap drückt unterschiedliche Zeitverwendung von Männern und Frauen für »Sorgearbeit« bzw. »Care-Arbeit« aus. Diese unbezahlte Arbeit umfasst neben Hausarbeit, Haushaltsorganisation, Kinderbetreuung und Pflege von Angehörigen auch freiwilliges und ehrenamtliches Engagement sowie die Unterstützung haushaltsfremder Personen.

Gender Care Gap

         Gender Care Gap allgemein 2022

Jede zweite erwerbstätige Frau* arbeitet in Teilzeit

Während 50% der erwerbstätigen Frauen im Alter von 15 bis 64 Jahren in Baden-Württemberg einer Teilzeittätigkeit nachgehen, sind es bei den gleichaltrigen Männern nur 10%. Als Gründe geben 33% der Frauen die Betreuung von Kindern an und 18% die Betreuung von pflegebedürftigen oder behinderten Personen. Bei den Männern ist der Hauptgrund mit 29% die Aus- und Weiterbildung. Die Unterschiede in der Anzahl der bezahlten Arbeitsstunden wirken sich unter anderem auf den Gender Pension Gap aus. Der Gender Pension Gap liegt in Baden-Württemberg liegt im Jahr 2023 bei 34,0%. Ohne die von der Erwerbstätigkeit des Ehepartners bzw. der Ehepartnerin abgeleiteten Ansprüche auf Hinterbliebenenrente erhöht sich der Gender Pension Gap auf 46,6%.


*Im Alter von 15 bis 64 Jahren
Definition Gender Pension Gap gemäß Statistischem Landesamt BW: Geschlechtsspezifisches Gefälle bei den Alterseinkünften

Gender Pension Gap

Gender Pension Gap 2023

Alleinerziehende auf dem Arbeitsmarkt

In Baden-Württemberg leben im Jahr 2023 rund 300.000 alleinerziehende Mütter – das entspricht knapp der Einwohnerzahl von Karlsruhe. Zudem gibt es rund 80.000 alleinerziehende Väter. Damit sind knapp 80% der Alleinerziehenden Frauen. Die Anzahl alleinerziehender Eltern hat in den letzten Jahren zugenommen; im Jahr 2021 waren es noch insgesamt 332 000 Alleinerziehende in Baden-Württemberg.

Generell stellen Mütter deutlich häufiger ihre Erwerbstätigkeit zugunsten der Familie zurück. Während 87,1% der Väter allgemein im Alter von 20 bis 49 Jahren mit einem Kind unter 6 Jahren erwerbstätig sind, sind es bei den Müttern mit einem Kind unter 6 Jahren nur 50,5%.

Insbesondere für Alleinerziehende ist es oft schwierig einer (Vollzeit-)Erwerbstätigkeit nachzugehen und die eigene Existenz, auch im Alter, zu sichern. Betreuungs- und Bildungsangebote sind hierfür unabdingbar.


Quelle: Erster Bericht zur gesellschaftlichen Teilhabe (2024): Altersarmut in Baden-Württemberg

Alleinerziehende

Anzahl Alleinerziehende auf dem Arbeitsmarkt in Baden-Württemberg 2023

Betreuung für fast jedes dritte Kind unter drei Jahren

In Baden-Württemberg werden im Jahr 2023 102.765 Kinder im Alter von 0 bis unter 3 Jahren in der Kindertagesbetreuung* betreut – die Betreuungsquote** liegt somit bei 31,0%. Bei den 3 bis unter 6-Jährigen liegt die Quote bei 91,0%. Auf Bundesebene werden 36,4% der Kinder unter 3 Jahren und 90,9% der 3 bis unter 6-Jährigen betreut.

5 Jahre zuvor, im Jahr 2018 lag in Baden-Württemberg die Betreuungsquote für die Altersgruppe der 0- bis unter 3-Jährigen bei 29,1%. Damit ist die Betreuungsquote in den letzten Jahren nur geringfügig gestiegen. Insgesamt hat sich die Anzahl betreuter Kinder jedoch sowohl bei den unter 3-Jährigen als auch bei den 3- bis unter 6-Jährigen deutlich erhöht. Im Jahr 2013 waren es 335.727 Kinder, im Jahr 2018 377.775 und im Jahr 2023 sogar 412.051 Kindern.


*Definition Kindertagesbetreuung nach Destatis: Kinder in Kindertageseinrichtungen und Kinder in öffentlich geförderter Kindertagespflege, die nicht zusätzlich Kindertageseinrichtung oder Ganztagsschule besuchen
 
**Definition Betreuungsquote nach Destatis: Anteil betreuter Kinder an allen Kindern derselben Altersgruppe

 

Betreuungsquote

Betreuungsquote für Kinder in Baden-Württemberg und im Bundesdurchschnitt

Frauen in Führungspositionen unterrepräsentiert

Während der Frauenanteil an der Gesamtbeschäftigung bei rund 47% liegt (IAW Impulse 7/2023), ist er auf den Führungsebenen deutlich geringer. Der Anteil von Frauen an der Spitze* privatwirtschaftlicher Unternehmen in Baden-Württemberg beträgt 29%. Auf der zweiten Ebene sind es 39% (BMFSFJ - Gleichstellungsatlas). Deutschlandweit liegt der Frauenanteil an der ersten privatwirtschaftlichen Führungsebene bei 28% und an der zweiten Führungsebene bei 41%.

Im Zeitverlauf stagniert der Frauenanteil auf der zweiten Führungsebene in Baden-Württemberg bereits seit 2014 auf einem Niveau von 39%. Auf der ersten Führungsebene ist hingegen kontinuierlich ein leichter Anstieg zu beobachten. Im Jahr 2020 lag der Frauenanteil bei 28%, im Jahr 2018 noch bei 25% (BMFSFJ - Gleichstellungsatlas).


*Definition „oberste Ebene“ nach BMFSJ: Führungspositionen der obersten Ebene umfassen die Geschäftsführung, die Vorstände, eine Filial- und Betriebsleitung sowie Eigentümerinnen und Eigentümer

Migrantinnen auf dem Arbeitsmarkt

In Baden-Württemberg leben etwa 1.349.000 Frauen im Alter von 15 bis 64 Jahren mit Migrationshintergrund. 67,1% dieser Frauen sind erwerbstätig. 64,2% befinden sich in einer abhängigen Beschäftigung, davon sind 8,6% geringfügig beschäftigt und 2,8% selbstständig.

Im Vergleich zum Vorjahr 2021 hat sich die Erwerbstätigenquote der Migrantinnen deutlich um genau 2 Prozentpunkte erhöht. Allerdings arbeiten Frauen mit Migrationshintergrund im Durchschnitt seltener in Vollzeit (35,1%) als Frauen ohne Migrationshintergrund (38,4%).

Frauen in Führung

Quelle: BMFSFJ - Gleichstellungsatlas, IAB Betriebspanel (2022). Frauenanteil bei Führungsposition in der Privatwirtschaft

Frauen gründen seltener als Männer

Unter den 82.791 Gründerpersonen in Baden-Württemberg beträgt der Frauenanteil 32,8%. Bundesweit liegt der Frauenanteil mit 32,2% auf einem ähnlichen, etwas niedrigeren Niveau. Dieser Anteil an Existenzgründungen ist in den letzten Jahren relativ konstant geblieben. Im Jahr 2007 lag er landesweit bei 31,0%, und bundesweit bei 31,1%. Vor fünf Jahren, im Jahr 2017, lag der Anteil in Baden-Württemberg bei 30,2% und in Deutschland bei 30,1%.

Ein ähnliches Bild zeigt ein Blick auf die Statistik der Selbstständigen. In Baden-Württemberg gelten im Jahr 2023 etwa 460.000 Personen als selbstständig. Davon sind 154.000 Frauen, was einem Anteil von etwa 33,5% entspricht. Im Jahr 2022 waren es noch rund 32,3% und im Jahr 2021 rund 31,0%.


Quelle:  BMFSFJ - Gleichstellungsatlas

Gründerinnnen

Quelle: BMFSFJ, Gleichstellungsatlas 2024, Frauenanteil an Gründerpersonen

Quellen:

Die angegebenen Daten stammen, wenn nicht anders angegeben, vom Statistischen Landesamt Baden-Württemberg, der Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur für Arbeit dem Statistischen Bundesamt (Mikrozensus 2022, 2023) oder dem digitalen Gleichstellungsatlas des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Die Daten beziehen sich, wenn nicht anders angegeben, auf das Jahr 2022 (letzte Aktualisierung Mai 2024).