Fachkräfte ohne Abschluss – Mit Teilqualifizierung in den Job!

Quereinstieg: Frau in Küche in Gastronomie

Menschen ohne Berufsabschluss haben zum Beispiel in der Gastronomie gute Chancen.

Berufliche Arbeitsteilung und Spezialisierung sind so weit fortgeschritten, dass Unternehmen von Bewerberinnen und Bewerbern oft nicht das volle Spektrum an beruflichen Kompetenzen erwarten. Dies eröffnet Quereinsteigerinnen neue Chancen, wie eine Bertelsmann-Studie belegt.

Deutschland ist weltweit bekannt für seine fundierte Berufsausbildung mit dem Dualen Ausbildungssystem. Eine abgeschlossene „Lehre“ ist in den Augen vieler - neben dem Studium - immer noch ein Muss für ein erfolgreiches Berufsleben.

Doch seit der Fachkräftebedarf wegen der Verrentung der Babyboomer immer größer wird, verändert sich die Einstellung zur „vollumfänglichen Qualifikation“, also der abgeschlossenen Ausbildung mit Zertifikat. Und: Je höher der Spezialisierungsgrad in einer Branche ist, desto weniger ist das Gesamtwissen aus einer Berufsausbildung oder eines Studiums erforderlich.
 

Teilqualifizierte sind gefragt

Über „80 % der Unternehmen sind bereit, bei Bedarf auch Menschen ohne Berufsabschluss einzustellen“ (Bertelsmann-Studie). In einigen Berufen seien Teilqualifizierte sogar gefragter als vollqualifizierte Arbeitskräfte. Hier gibt es allerdings auch Unterschiede: Im kleinen Handwerksbetrieb, in dem alle für alles zuständig sind, ist eine vollumfängliche Ausbildung weiterhin stark nachgefragt. Im hochspezialisierten IT-Betrieb kann eine Mitarbeiterin auch ohne Abschluss passen, weil sie zum Beispiel genau die Programmiersprache beherrscht, die aktuell gebraucht wird.

In der Regel gilt: Je größer ein Unternehmen ist, desto größer ist das Interesse an teilqualifizierten Arbeitskräften.

Diese Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt bietet Jobsuchenden also gute Chancen für einen Umstieg in einen anderen Bereich. Mit erworbenen Teilqualifikationen passen sie auf viele spezialisierte Stellen. Und eventuell lässt sich danach Schritt für Schritt auch eine nachweisbare Berufsqualifikation erwerben. „In vielen Fällen müssten weder Unternehmen noch Beschäftigte auf den vollwertigen Abschluss warten“, so die Bertelsmann-Studie. Die Qualifikation kann Schritt für Schritt nachgeholt werden. 
 

Wie nachweisen, was man kann?

48 Prozent der Unternehmen halten es laut der Bertelsmann-Studie für schwierig, die Qualifikation von Menschen ohne Abschluss einschätzen zu können. Es gilt also, beruflich verwertbare Kompetenzen sichtbar zu machen. Hier bietet die Agentur für Arbeit mit „MYSKILLS“ eine mögliche Lösung an. Mit dem Tool lassen sich individuelle Teilqualifizierungen bestimmen und sichtbar machen. Auch das Verfahren ValiKom, gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung zielt darauf ab, Erfahrungen und Kenntnisse von Arbeitssuchenden transparent zu machen.

 

Teilqualifikation als zweiter Weg zum Berufsabschluss

Damit Teilqualifizierte ihre Kompetenzen besser nachweisen können, müssen sich zukünftig auch die Ausbildungsangebote ändern. Ein Weiterbildungssystem, das Teilqualifikationen auf dem Weg zum beruflichen Vollabschluss anbietet und zertifiziert, sei ein wichtiger Schlüssel zu einem zukunftsfähigen Arbeitsmarkt, erörtert die Studie. Die Arbeitgeberinitiative Teilqualifizierung - "Eine TQ besser!" hat ein Gütesiegel für Teilqualifizierungen entwickelt. Die Initiative Etapp des Bundes­ministeriums für Bildung und Forschung hat das Ziel, bundeseinheitliche Standards für Teilqualifizierungen zu schaffen.

 

Welche Branchen stellen Fachkräfte ohne Abschluss ein?

Die Bereitschaft, Teilqualifizierte zu beschäftigen, ist laut Bertelsmann-Studie bei den Fachverkäufern und Fachverkäuferinnen im Lebensmittelhandwerk und bei der Gebäudereinigung am höchsten. Sehr offen zeigten sich auch Unternehmen in Gastronomie und Hotellerie und im Baugewerbe. Hier reichen zumeist schon Kompetenzen in wenigen Bereichen aus, um einen Job zu bekommen.

Quelle: Bertelsmann-Studie  


Ihr Weg zu belegbaren Teilqualifikationen

 

Chance für Quereinstieg

Je schwieriger es ist, Stellen mit voll ausgebildeten Fachkräften zu besetzen, desto stärker suchen Unternehmen nach kompetenten Bewerberinnen auch ohne Berufsabschluss.