Women in Tech: Mehr Frauen in die Digitalisierung

Eindrücke des Workshops "Women in Tech: Digitalisierung braucht Frauen" (Fotos: Romy Kam)

Im Workshop des Wirtschaftsministeriums Baden-Württemberg auf dem Digitalgipfel BW 2023 diskutierten die Teilnehmenden lebhaft darüber, warum es notwendig ist, dass Frauen sich beruflich aktiv in die digitale Transformation und digitale Technologien wie KI einbringen und wie sich mehr Frauen für eine Karriere in der Digitalisierungsbranche begeistern ließen. Nur 16 Prozent der Arbeitnehmenden in Digitalberufen sind Frauen – es herrscht ein großer Handlungsbedarf, damit Frauen an diesen spannenden Wachstumsfeldern der Zukunft mehr teilhaben und die Chancen ergreifen, die darin liegen.

 

Baden-Württemberg fördert Interesse an MINT-Berufen

Dr. Birgit Buschmann, Leiterin des Referats Wirtschaft und Gleichstellung im Wirtschaftsministerium, informierte über die Maßnahmen, die das Land ergreift, um Mädchen und Frauen für die so genannten MINT-Berufe zu begeistern und Unternehmen bei einer modernen digitalen und chancengleichen Unternehmenskultur zu unterstützen. Ob die Girls‘ Digital Camps, das MINT-Mentoring-Projekt für Schülerinnen „CyberMentor“, die Landesinitiative „Frauen in MINT-Berufen“, die Förderung des Vereins „Women in AI and Robotics“ oder Angebote an Unternehmen wie die Corporate Culture Map oder den Wettbewerb zu  vorbildlicher Unternehmenskultur in einer digitalen Arbeitswelt im Projekt „familyNET 4.0“ – das Land Baden-Württemberg engagiert sich vielfältig. "Um die Chancen der Digitalisierung zu nutzen, müssen wir den digitalen Gender Gap abbauen. Wir brauchen alle Talente von Frauen und Männern, Diversität und Chancengleichheit, um die digitale Transformation erfolgreich gestalten zu können", erklärte Birgit Buschmann die Notwendigkeit dieser breiten Förderung.

Teil dieser zahlreichen Projekte des Wirtschaftsministeriums sind auch die zwei zentralen Landesportale www.frauundberuf-bw.de sowie www.spitzenfrauen-bw.de, die im Anschluss von Projektleiterin Prof. Dr. Elke Theobald präsentiert wurden. Eine dieser erfolgreichen Spitzenfrauen und positives Role Model für Frauenkarrieren in der IT, war zum Interview zu Gast: IT-Bereichsvorständin der LBBW Christiane Vorspel. Für sie, die ihren Weg in die IT in den 1980er Jahren begonnen hatte, sind IT-Berufe viel kreativer als man und frau glaubt. Das Klischee von bebrillten Nerds, die einsam in dunklen Kellern vor sich hin programmieren, ist laut Vorspel eben auch nur ein Klischee. In IT- oder Tech-Berufen geht es viel häufiger um ein Denken „out of the box“ und darum, Lösungen für komplexe Probleme zu finden. „Das hat oft schon etwas Künstlerisches“, schwärmt Christiane Vorspel. Sie rät Frauen dazu, mutig zu sein, beruflich ruhig Dinge auszuprobieren, sich Digitalisierung selbst auch zuzutrauen und sich nicht abschrecken zu lassen von vermeintlich zu hohen Anforderungen in Stellenanzeigen.

Und wenn mal etwas nicht funktioniert? „Dann einfach aufstehen, Krönchen richten und weitermachen“, fügte Vorspel schmunzelnd hinzu. Bessere Möglichkeiten als heute, in technische oder Digitalisierungsberufe einzusteigen, gäbe es nicht. Auf eine entsprechende Frage aus dem Plenum hin bestätigte sie, dass ab einer kritischen Masse von ungefähr 25-30 Prozent Frauenanteil in früher männlich dominierten Jobs auch die Teamkultur positiv beeinflusst wird hin zu mehr Selbstverständlichkeit gemischter Teams. Die LBBW fördere beispielsweise Frauenkarrieren ganz gezielt über interne Frauennetzwerke.

Dass auch ein Quereinstieg in technische/digitale/ IT-Berufe heute besser denn je gelingen kann, zeigten die Beispiele zweier Teilnehmerinnen im Workshop: eine heutige Projektleiterin in einem IT-Unternehmen kommt ursprünglich aus der Verwaltung und hat vor rund drei Jahren den Umstieg gewagt und es bisher nie bereut. Auch eine Juristin war dabei, die heute Geschäftsführerin eines Zentrums für Digitalisierung an der Schnittstelle zwischen Forschung und Praxis ist.

Professorin Nicola Marsden von der Hochschule Heilbronn betonte, dass es wichtig sei, dass Frauen sich aktiv in die Digitalisierung allgemein und bei der Entwicklung von Technologien wie KI einbringen, damit der Gender Bias nicht weiter verfestigt wird. Denn leider reproduzieren einige Anwendungen auf dem Markt Geschlechterstereotypen, weil sie auf Basis bereits verzerrter Daten funktionieren. Ihrer Meinung nach kann und muss die Gesellschaft das ändern, indem bei der Entwicklung von Technologien bewusst Verantwortlichkeit hergestellt wird: Menschen müssen sich wieder verantwortlich fühlen für die Folgen von Technologien und auch korrigierend eingreifen, selbst wenn niemand vorsätzlich diskriminierend gehandelt hat.

Mehr noch, KI könne sogar zu mehr Gerechtigkeit verhelfen, indem die Menschen sie dafür einsetzen und trainieren, verzerrte Geschlechterstereotype aufzuspüren. Die Werkzeuge für eine faire KI seien da, sie müssten nur genutzt werden.

Was ist Gender Bias?

Gender Bias (von englisch gender „soziales Geschlecht“ und bias „Vorurteil“) oder geschlechtsbezogener Verzerrungseffekt bezeichnet eine verzerrte Wahrnehmung durch sexistische Vorurteile und Stereotype. Gedankliche Annahmen, Eigengruppenbevorzugung und statistische Fehler können Attributionsfehler und Bestätigungsfehler erzeugen, die zu einer falschen Darstellung geschlechtsspezifischer Verhältnisse führen. (Quelle: Wikipedia)