Wie kleine und mittelständische Unternehmen wettbewerbsfähiger werden

Frau repariert Auto

Chancengleichheit und Vielfalt bringen Vorteile - für Frauen UND Unternehmen

Europaweit fällt es kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU)(1) noch schwer, gleichwertige Arbeitsbedingungen sowie eine chancengleiche und vielfältige Unternehmenskultur umzusetzen und vorzuleben. Gleichzeitig bestehen enorme Fachkräfteengpässe in den Unternehmen, die sich durch den demographischen Wandel noch verstärken werden.

Das EU-Projekt "Debuting"(2) hat es sich zum Ziel gemacht, zu verdeutlichen, dass Gleichstellung ein relevanter gesellschaftlicher Aspekt im Arbeitsmarkt der Zukunft ist und eine integrative Unternehmenskultur die Grundlage bildet, um dem drohenden Arbeitskräftemangel effektiv zu begegnen. Es unterstützt Clusterinitiativen und Intermediäre dabei, das Bewusstsein für mehr Gleichstellung und Vielfalt, insbesondere in KMUs, zu fördern.

Mehr Arbeitskräftepotential durch Chancengleichheit und Vielfalt

Stimmen die Rahmenbedingungen, stocken Frauen beispielsweise ihre Arbeitszeiten auf, bleiben länger im Unternehmen, sind zufriedener und produktiver. Ein Gewinn für Frauen und die Unternehmen. Doch wie entwickelt man als kleines oder mittelständisches Unternehmen Geschäftsmodelle und eine Arbeitskultur, die auf Chancengleichheit und Vielfalt basieren?

Hier setzt das länderübergreifende EU-Projekt „Debuting"(1) an. Elf Partner aus zehn europäischen Regionen – von Schweden bis Italien – nehmen daran teil und untersuchen die Frage „Chancengleichheit und Vielfalt - Wie geht das in der Praxis?“. Wie können KMU dabei unterstützt werden, wettbewerbsfähig und innovativ zu bleiben, um so neue Marktchancen zu erlangen? Und welche Rolle haben regionale Netzwerke bei der Bewusstseinsbildung für mehr Gleichstellung in der Wirtschaft?

 

Regionale Cluster

Das Projekt basiert auf dem  so genannten Cluster-Ansatz. Die Idee hinter der Cluster-Strategie ist es, die Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft einer Region zu stärken, indem die enge Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, Forschungseinrichtungen, Bildungseinrichtungen und staatlichen Stellen durch eine starke regionale Vernetzung gefördert wird. Dies kann dazu beitragen, den Wissensaustausch zu erleichtern, die Effizienz zu steigern, Innovationen zu fördern und letztendlich das Wachstum und die Entwicklung der Unternehmen im betreffenden Cluster zu unterstützen.

Das Land Baden-Württemberg verfolgt mit dem Projekt "Debuting" das Ziel, die KMU vor Ort zu stärken, indem es den Austausch zwischen den erfolgreichen Innovationsmediären und den politisch geförderten Gleichstellungsinitiativen  vorantreibt, um den Transfer von Angeboten in die Unternehmen zu optimieren und neue Handlungsansätze zu entwickeln. Diese sollen Unternehmen bei der Beantwortung der Frage, wie die Firmen sich chancengleich und integrativ aufstellen können, unterstützen. Das Wirtschaftsministerium des Landes beteiligt sich mit seinem Referat Wirtschaft und Gleichstellung am Projekt und die Regio-Cluster-Agentur BW koordiniert die Projektaktivitäten im Land. Im Projekt findet in gemeinsamen Treffen mit den Partnerregionen eine Analyse des Status-quo sowie ein Wissensaustausch durch die Vorstellung verschiedener Good Practices statt. Dabei sollen sich die Inhalte darauf konzentrieren, den Unternehmen die wirtschaftlichen Mehrwerte einer chancengleichen, diversityorientierten Arbeitswelt zu verdeutlichen.

Vorteile einer geschlechtergerechten Unternehmenskultur

Nach den ersten Ergebnissen des Debuting-Projekts kann Chancengleichheit und Vielfalt den Unternehmen auf vielen Ebenen Vorteile bringen:

  • Erhöhte Rentabilität:
    Studien zeigen, dass inklusive(3) Unternehmen mit einer gleichmäßigen Geschlechterverteilung eine höhere Rentabilität haben und langfristig erfolgreicher sind.
  • Erhöhte Innovation, Kreativität und bessere Entscheidungsfindung
    Eine vielfältigere, also diversere(4) Mitarbeitendenschaft bedeutet Zugang zu unterschiedlichen Ideen und Ansätzen, wodurch Innovation und Kreativität gesteigert werden. Erhöhte Vielfalt führt zu besserer Entscheidungsfindung, Problemlösungs- und Innovationskraft sowie zu einem Wachstum der Kreativität.
  • Kompetente Mitarbeiter gewinnen und halten
    Heutzutage legen viele Arbeitssuchende bei der Wahl eines Arbeitgebers Wert auf Chancengleichheit und Inklusion. Unternehmen mit gleicher Geschlechterverteilung weisen eine geringere Mitarbeiterfluktuation auf: Sie können ihre Mitarbeitenden und somit wertvollen Fähigkeiten besser halten: Die Schaffung eines guten Arbeitsumfelds, in dem sich alle willkommen fühlen, trägt dazu bei, Talente zu halten.
  • Ein integrativer Arbeitsplatz führt auch eher zu engagierteren und loyaleren Mitarbeitenden, die ein höheres Maß an Vertrauen und Zufriedenheit bei ihrer Arbeit empfinden. Auch krankheitsbedingte Fehlzeiten am Arbeitsplatz sind geringer.
  • Geschlechtergleichheit und soziale Nachhaltigkeit
    Eine integrative Kultur trägt dazu bei, einen positiven Ruf und Vertrauen bei Kunden, Partnern und der Gesellschaft insgesamt zu schaffen. Soziale Nachhaltigkeit ist ein wichtiger Teil der Unternehmensverantwortung – Unternehmen können und sollten eine aktive Rolle beim Aufbau einer gleichberechtigten und integrativen Gesellschaft übernehmen und gleichzeitig zur Förderung der Gleichstellung und zur Sicherung der Kompetenzen der Zukunft beitragen.

 

Begriffserklärungen

 

(1) KMU

Der Begriff KMU umfasst Kleinst­unternehmen, kleine Unternehmen und mittlere Unternehmen. Das Statistische Bundesamt definiert KMU nach Umsatz- und Beschäftigten­größenklassen.

Größenklasse Tätige Personen Jahresumsatz
1: und kein Kleinstunternehmen
2: und kein kleines oder Kleinstunternehmen
Kleinstunternehmen bis 9 und bis 2 Mill. EUR
Kleine Unternehmen1 bis 49 und bis 10 Mill. EUR
Mittlere Unternehmen2 bis 249 und bis 50 Mill. EUR
Großunternehmen über 249 oder über 50 Mill. EUR
Quelle: Destatis

 

(2) Debuting

Der Begriff Debuting (englisch) ist eine Abkürzung des Projektnamens “Developing Business Through Inclusiveness and Gender awareness - New Cluster Competence” was übersetzt bedeutet: “Unternehmensentwicklung durch Inklusion und Gender-Bewusstsein - Neue Cluster-Kompetenz”. Der Name schafft eine Verbindung zu dem Begriff "Debütieren" - also mit etwas Neuem herauszukommen.

 

(3) inklusiv, Inklusion

Inklusion bedeutet, eine Umgebung zu schaffen, in der sich Personen – ungeachtet oberflächlicher oder versteckter Unterschiede – willkommen und wertgeschätzt fühlen. Es bedeutet auch, dass keinem Menschen der Zugang zu Bildung, Ressourcen, Chancen oder einer anderen Behandlung basierend auf den Eigenschaften verwehrt wird, die ihn einzigartig machen.

Quelle: https://www.betterup.com/de/blog/diversity-vs-inclusion

 

(4) divers, Diversität

Ein diverser Arbeitsplatz zeichnet sich dadurch aus, dass dort Menschen mit den unterschiedlichsten Hintergründen (bezogen auf Geschlecht, Erziehung, Religion, Familienstand, Bildung, sexuelle Orientierung, Behinderung, Lebenserfahrung u.v.m.) beschäftigt sind und gefördert werden. 

Quelle: https://www.betterup.com/de/blog/diversity-vs-inclusion