Auszubildende im KFZ-Bereich
Sie werden medizinische Fachangestellte oder Kauffrauen - Mädchen wählten auch im Jahr 2021/22 häufiger Ausbildungen im Dienstleistungssektor und sind in technischen Berufen nach wie vor unterrepräsentiert. Doch es gibt auch Veränderungen in den typischerweise von Männern dominierten Berufen. Gerade Angebote wie der Girls’Day tragen positiv dazu bei.
Die Hälfte der jungen Frauen bewegen sich bei der Wahl ihres Ausbildungsplatzes in einem Spektrum von nur 10 Berufen - dabei gibt es in Deutschland mehr als 330 duale Ausbildungsberufe.
Diese Berufswahl hängt oft mit Rollenklischees zusammen, die sich nach wie vor in der Gesellschaft halten. Nach diesen Klischees seien Jungs eher technikbegeistert und Mädchen feinfühlig und sprachbegabt. Daraus folgen - oft unbewusst – Schlussfolgerungen, dass Frauen „typischerweise“ gut für soziale und kommunikative Berufe geeignet seien und Männer Ingenieure oder Handwerker werden sollten. Diese Stereotype können junge Menschen beeinflussen und dazu beitragen, dass sie ihre individuellen Stärken und Interessen aus dem Blick verlieren. Das kann im späteren Berufsleben nicht nur zur Unzufriedenheit mit dem persönlichen Berufsweg führen, sondern lässt auch schlummernde Talente und Ressourcen für den Arbeitsmarkt ungenutzt. Angesichts des akuten Fachkräftemangels hat diese stereotype Berufswahl negative Auswirkungen auf unsere Gesellschaft.
Um diese Rollenklischees bei der Berufswahl aufzubrechen gibt es Angebote wie den Girls’Day: Mädchen wird es an diesem Tag ermöglicht, in Berufe zu schnuppern, die nicht den Rollenklischees entsprechen. Sie schauen sich einen Tag lang beim Schreiner um, gehen zu einem Automobilhersteller in die Bereiche „Metall - Elektronik – IT“ oder erleben einen Tag in der Software-Entwicklung bei einem IT-Unternehmen. Girls'Day-Berufe sind Berufe, in denen Frauen bislang in der Unterzahl sind, d.h. konkret der Frauenanteil unter 40 Prozent liegt.
Die Liste der TOP 10 der von Mädchen gewählten Ausbildungsberufe zeigt das bisherige Berufswahlmuster
Dass die „Girls’Days“ eine positive Wirkung haben, belegt jetzt eine aktuelle Studie. Für die Erhebung zur Wirkungsweise des Girls’Day wurden mehr als 5.000 Schülerinnen ab elf Jahren vor und nach ihrer Teilnahme am Aktionstag 2022 befragt. Das wichtigste Ergebnis vorweg: Die Begeisterung der Mädchen für den Orientierungstag ist mit 94 Prozent sehr hoch.
Von den Befragten gaben 42 Prozent sogar an, in dem während des Girls’Days besuchten Unternehmen arbeiten zu wollen. Vor dem Girls'Day konnten sich beispielsweise nur zwölf Prozent der befragten Mädchen vorstellen, einen IT-Beruf zu ergreifen - nach der Teilnahme stieg der Anteil um 9 Punkte auf 21 Prozent. Bei technischen Berufen war der Anstieg noch höher, nämlich bei plus 11 Prozent (von 6 auf 17 Prozent).
Auch das Handwerk profitiert von Angeboten des Girls'Day: 27 Prozent der befragten Schülerinnen konnten sich nach dem Besuch eines Handwerksbetriebes während des Girls’Days eine Ausbildung im Handwerk sehr gut vorstellen. Zuvor waren es nur 17 Prozent.
FAZIT: Durch den Girls' Day rücken also technische und IT-Berufe genauso wie Handwerksberufe bei Mädchen und jungen Frauen in den Fokus und sie können sich nach der Teilnahme vorstellen, eine Ausbildung oder ein Studium in diesen Bereichen zu absolvieren.
Denn auch beim Studium findet eine enge Auswahl statt und Studienanfängerinnen im ersten Hochschulsemester wählen aus nur 20 Studienfächern (bei insgesamt 270 Studienfächern) aus. Darunter befinden sich nur sechs Fächer, die dem naturwissenschaftlich-technischen oder IT-Bereich (MINT) zugeordnet werden.
MINT-Fächer unter den TOP 20 der Studienanfängerinnen 2022
Die Veränderung ist da
Dass sich in den einzelnen Berufen tatsächlich was verändert, zeigt eine detaillierte Analyse des Statistischen Bundesamtes (Stand April 22, erscheint vermutlich NEU 23).
Der Frauenanteil in manchen ausgesprochen männerdominierten Ausbildungen ist gestiegen. So haben 783 Frauen im Jahr 2020 einen Ausbildungsvertrag zur Landwirtin abgeschlossen. Ihr Anteil stieg seit 2010 um 10 Punkte auf 21 Prozent. Auch am Steuer schwerer Trucks stieg der Anteil angehender Berufskraftfahrerinnen von 3 auf 10 Prozent.
Unter den Auszubildenden im Tischlerhandwerk erhöhte sich der Frauenanteil ebenfalls. 15 % der 2020 neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge wurden von Frauen unterzeichnet, 2010 waren es nur 10 %.
Im Jahr 2020 haben 2 256 Männer einen Ausbildungsvertrag zum Friseur abgeschlossen – ein Beruf, der von weiblichen Azubis dominiert ist. Der Männeranteil betrug damit bei Neuabschlüssen in diesem Ausbildungsgang 31 %. Zehn Jahre zuvor, 2010, waren es nur 1 611 Männer, was damals einem Anteil von 12 % entsprach.
Für die Jungen gibt es analog zum Girls' Day einen Boy´s Day
Um Schülerinnen auf dem Weg in die digitale Welt zu begleiten und sie für alle damit verbundenen Themen und zukunftsweisenden Berufe zu begeistern, werden in Baden-Württemberg die "Girls‘ Digital Camps" angeboten. Mädchen und junge Frauen von Klasse 6 bis Klasse 8 erhalten konkrete Einblicke in digitale Anwendungen und Berufsfelder. Die Teilnehmerinnen stärken durch das praktische Erleben ihr Selbstbewusstsein im Umgang mit und in der Gestaltung von digitaler Technik und erleben, wie vielfältig, kreativ, zukunftsorientiert und gesellschaftlich relevant digitale Anwendungen und Berufe sind. Zur Website.
Bundesweit sind über 10.000 Schnupperangebote beim Girls´Day am 27.4.2023 ausgeschrieben.
Wie man sich für eine der Stellen anmeldet, erfährt man hier.
Girls‘ Digital Camps
Kennen Sie auch schon die Girls‘ Digital Camps für Mädchen der Klassen 6-8?