So kombiniert man verschiedene Einkommensquellen

Karin Kirschner

Karin Kirschner berät Frauen, die unterschiedliche Einkommensquellen kombinieren wollen.

Die neue "Patchworkerinnen"-Broschüre ist da

Manche Frauen sind angestellt und betreiben als Nebenjob von zuhause aus einen Online-Shop. Andere erarbeiten einen Zuverdienst zur Rente. Oder sie sind freiberuflich tätig und erzielen ein zusätzliches Einkommen im Angestelltenverhältnis: „Patchworken“ beschreibt diese Erwerbsmodelle, also die Kombination verschiedener Einkommensquellen einer Arbeitnehmerin. Patchworken ist für viele Frauen im heutigen Berufsleben ein mögliches Arbeitsmodell.
Die neu aufgelegte Broschüre der Kontaktstellen Frau und Beruf "Die Patchworkerinnen" (PDF, 2024) klärt dazu auf. 

 

Frau und Beruf hat sich mit Karin Kirschner, der Autorin der Broschüre "Patchworkerinnen" unterhalten:

 

Patchworken ist im heutigen Berufsleben ein Arbeitsmodell für Frauen. Was heißt das eigentlich?

Patchworken ist für mich das gleichzeitige Ausüben von mehreren verschiedenen Tätigkeiten bei unterschiedlichen Arbeit- oder Auftraggebern. Die Anfragen dazu, die mich als Beraterin erreichen, sind in den letzten Jahren gestiegen und sind für mich auch eine Folge des hohen Anteils von Frauen, die in Teilzeitarbeitsverhältnissen arbeiten.

In Deutschland sind 78% aller Teilzeitarbeitenden Frauen (Quelle: IAQ, Institut für Arbeit und Qualifikation Duisburg). Das ist sicher auch eine Folge der geschlechtsspezifischen Aufteilung von Erziehungs- und Betreuungsaufgaben in den Familien. Diese Aufteilung ist in der Lebensrealität von Frauen nicht festgeschrieben, sondern unterliegt ständigen Veränderungen.

Gründe und Anlässe dafür, sich fürs Patchworken zu öffnen sind unterschiedlich. Bessere Betreuungsmöglichkeiten für die Kinder, der Wunsch selbstbestimmt zu arbeiten sind häufige Motivationen fürs Patchworken. Steigende Kosten aus dem privaten Umfeld, finanzielle Einbrüche während der Pandemie kommen gerade aktuell hinzu.

Was das alles nicht leichter macht: Die deutschen Sozialversicherungssysteme, in denen Arbeit stattfindet, sind nicht unbedingt auf Patchworken eingestellt. Das ist seit vielen Jahren meine Beratungsrealität. Viele Fragen werden gestellt und viele Frauen berichten von der Fülle von Informationen, die zwar verfügbar sind über Internet, die die Sozialversicherungsträger jeweils einzeln auch veröffentlichen. Alleine das „Puzzeln“ bleibt individuelle Aufgabe.
Deshalb schreibe ich Broschüren wie die jetzt vorliegende und erkläre, was warum wie funktioniert.

 

Was ist aus Ihrer Sicht heute besonders wichtig für Frauen, die mehrere Tätigkeiten kombinieren?

Sich nicht verwirren lassen und kluge Entscheidungen zu treffen. Nicht jedes Modell ist passend. Modelle haben Vor- und Nachteile. Die Angebote zum Patchworken sollten Frauen stets überprüfen, bevor eine Entscheidung fällt. Ein Angebot auch ablehnen, wenn es nicht passt, ist sinnvoll. Nicht alle Erwartungen können erfüllt werden. Die wichtigste und empfindlichste Ressource, die fürs Patchworken gebraucht wird, ist Zeit. Ich rate dazu, geizig mit der Zeit umzugehen. Zeit ist ein endliches Gut.

 

Was raten Sie Frauen, die sich nebenberuflich selbstständig machen wollen?

  • Wer bisher nur angestellt war, kommt nicht drum herum, sich um die steuerlichen Regelungen und den Anforderungen für das Finanzamt zu kümmern und sie zu verstehen.
  • Betriebswirtschaftlich sollten sie sich öffnen dafür, eine Leistung in Aufwand und Ertrag zu bewerten und sich auf schwankende Einkommen einstellen.
  • Auch wenn eine Gründung „nur nebenberuflich“ sein soll und sie neue Felder betreten wollen, hilft Kompetenz dabei, gute Ergebnisse zu erzielen und Kunden und Kundinnen zufrieden zu stellen.
  • Erst planen und dann handeln. Ziele zu setzen hilft bei der Orientierung dafür, wohin die Reise gehen soll. Sich entscheiden, womit sie anfangen wollen. Sich damit anzufreunden, dass trotz guter Planung die Zukunft immer ungewiss ist.
  • Einen Businessplan als Instrument zu verstehen, das flexibel für die Realität bleibt. Sich zutrauen, ein Risiko einzugehen, wenn die Neugier und die Lust groß sind und das Risikopotential überschaubar ist. 
     

Hintergrundinfo

 

Karin Kirschner ist Erziehungswissenschaftlerin, Businesscoach, ReSourcetrainerin, Gründungscoach (zertifiziert), Medienfachwirtin (IHK)