Dr. Jessica Wilzek und Alexise Atchadé

Mit perfektem Tandem das Ziel erreicht: Erfolgreicher Jobwechsel

Es war mehr als ein Programm, es war eine Wende in meinem Leben

Zu dieser klaren Erkenntnis kommt Alexise Atchadé, nachdem sie 2023 am Mentorinnen-Programm für Migrantinnen der Kontaktstelle Frau und Beruf Ostwürttemberg-Ostalbkreis teilgenommen hat. Geboren und aufgewachsen an der Elfenbeinküste kam sie mit 21 Jahren nach Deutschland. Ihr Ziel: Deutsch lernen, studieren und dann in die Heimat zurückkehren, um dort als Dozentin an der Uni zu arbeiten. Wie so häufig im Leben, kam es anders als geplant. Und genau an dem Punkt, an dem sich die Karriereträume aufzulösen scheinen, bedeutet das Mentorinnen-Programm für viele Frauen einen Wendpunkt in ihrem Leben. Alexise Atchadé hat sich selbst wieder gefunden, ihre Stärke und ihren Mut.

 

Träume ausgraben, statt sie zu begraben

Alexise Atchadé lernte nicht nur Deutsch, sie schloss auch ihr Politikwissenschaftsstudium an der Uni Freiburg erfolgreich ab. Danach nahm Alexise einen Job als Projektleiterin in Sierra Leone an, bei dem sie mit verschiedenen privaten Unternehmen und Regierungen zusammenarbeitete. Einerseits ein Traumjob, andererseits bedeutete dies, dass sie nur alle 3 Monate nach Deutschland kommen konnte, um ihren Mann und ihr Kind zu sehen. Aufgrund der Entfernung zu ihrer Familie entschloss sich Alexise zur Rückkehr nach Deutschland. Sie fand zwar einen Assistenz-Job bei einem anerkannten Wirtschaftsinstitut, aber der entsprach nicht ihrer Qualifikation. Der Plan, dass die Familie nach Elfenbeinküste zurückkommen würde, zerbrach an der Krankheit eines der Kinder.

Als sie mit ihrer Familie in den Ostalbkreis umzog, wurde ihr dazu geraten  während ihrer Elternzeit an einer Umschulungsmaßnahme zur Kauffrau für Büromanagement teilzunehmen. Die Programmkoordinatorin des Mentorinnen-Programms Susann Radmacher hatte zuvor privat mit Alexise am selben Wohnort Bekanntschaft gemacht und erzählte ihr von der Kontaktstelle Frau und Beruf. Sie empfahl ihr die Teilnahme am Mentorinnen-Programm 2023 für Frauen mit Migrationshintergrund, da ihr das Ziel der Umschulung fraglich erschien und sie das Potenzial der zukünftigen Mentee bereits erahnt hatte. Alexise nahm Kontakt zu Isabel Sandel, der Mentoring-Mitarbeiterin der Kontaktstelle, auf. Danach ging alles sehr schnell. Kurz nachdem sie der Leiterin ihren Lebenslauf zugesandt hatte, meldete diese sich mit der Nachricht zurück, dass sie eine passende Mentorin für Alexise gefunden hätte. Die Mentorin hieß Jessica Wilzek, Referentin für akademische Personalentwicklung an einer Hochschule. Einem ersten Onlinegespräch zu Dritt folgte das erste gemeinsame Treffen.

Bereits nach diesem Gespräch, verspürte ich neue Energie. Ich hatte mein Diplom schon in die Schublade gelegt. Aber jetzt hatte ich das Gefühl, dass ich doch noch etwas damit anfangen werde.

Alexise Atchadé

Das 100 %-Match

Der Erfolg eines Tandems hängt wesentlich davon ab, ob das Match die beiden richtigen Frauen zueinander bringt. Die Mitarbeiterin Isabel Sandel hat mit ihrer Einschätzung richtig gelegen: Zwischen Jessica Wilzek und Alexise Atchadé hat es 100-prozentig gepasst.

Wir hatten beide von Anfang an das Gefühl, die gleiche ‘Sprache‘ zu sprechen. Ich kenne viele Mentoring-Programme, aber das von Frau und Beruf ist etwas ganz Besonderes.

Jessica Wilzek

Hinzu kamen Parallelen in den Lebensläufen der beiden Frauen und die bekannte Frage: Wie komme ich dahin, wo ich mit meinem Studium eigentlich hinwollte?

Jessica Wilzek zeigte ihrer Mentee weitaus mehr berufliche Möglichkeiten auf, als Alexise Atchadé gedacht hätte und die ihren ursprünglichen Plänen sehr nahekamen. So führte eine erste Bewerbung auf eine Koordinierungsstelle bei einer Organisation, die sich für mehr Frauen in Führungspositionen, Politik und Wissenschaft einsetzt, bereits zu einem Vorstellungsgespräch. Ein ermutigendes Ergebnis. Alexise recherchierte weiter und fand ein interessantes Stellenangebot des Regierungspräsidiums Stuttgart. Und dieses Mal funktionierte es. Seit September 2023 ist Alexise dort in verantwortungsvoller Position beschäftigt.

Durch das Programm habe ich noch andere Potenziale bei mir entdeckt. Dadurch wurde mir klar, dass man an der Stelle weitermachen kann, wo man bereits etwas erreichen konnte.

Alexise Atchadé

Entsprechend ambitioniert sehen ihre Pläne für die nächsten Jahre aus. Ihr großes Ziel heißt Berlin, wo sie mit ihrer Familie leben möchte. Für Alexise ist klar: „Jetzt habe ich den Mut, das durchzuziehen“.

Am Mentorinnen-Programm wachsen beide

Als Mentorin konnte Jessica Wilzek auch für sich persönlich sehr viel mitnehmen: „Der ganze Prozess hat mich nachhaltig beeindruckt und auch bei mir einiges angestoßen. Man reflektiert sich selbst und macht eine Standortbestimmung“, bestätigt sie. „Außerdem haben mich Alexises Kraft und ihre Zielstrebigkeit sehr beeindruckt. Das Mentorinnen-Programm kann gut funktionieren, wenn sich beide gut verstehen. Das i-Tüpfelchen ist natürlich, wenn eine Freundschaft daraus entsteht, so wie bei uns.“                                                

Alexise hat das Programm so viel Kraft in ihrem Leben zurückgegeben, dass sie kürzlich einen Verein mit dem Ziel gegründet hat, Kindern mit Trisomie 21 in ihrem Heimatland Elfenbeinküste das Lernen und eine berufliche Orientierung zu ermöglichen. Stellvertretende Vorsitzende ist Jessica Wilzek. Eine starke Geschichte, die erst ihren Anfang genommen hat.     

Infos zum Format Mentorinnen-Programm für Frauen mit Migrationshintergrund finden Sie hier: https://www.frauundberuf-bw.de/mentorinnen-programm

Kontaktstelle Ostwürttemberg-Ostalbkreis, März 2024

Dr. Jessica Wilzek (l) und Alexise Atchadé (r)

Mentorin Dr. Jessica Wilzek (l) und Mentee Alexise Atchadé (r) (Foto: Isabel Sandel)

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