Unternehmenskultur: Mit der „Corporate Culture Map“ auf den Gipfel

Unternehmenskultur: Auf dem Gipfel angekommen

Grüße vom Gipfel! Die Unternehmenskultur wurde mit der Corporate Culture Map angepasst!

Dass Chancengleichheit in der Belegschaft einem Unternehmen Vorteile bringt, ist mittlerweile durch viele Studien belegt. Wer Frauen ansprechende Arbeitsplätze bietet, kann deren Fachkräftepotential gezielt ausschöpfen.

Dass man dazu im Unternehmen die speziellen Belange der Frauen berücksichtigen muss, ist unbestritten, denn Frauen tragen auch heute noch mehrheitlich die Hauptlast bei der Carearbeit in den Familien – sei es für Kinder oder auch für Senioren.

Was sind also die Dinge, die sich ändern müssen, um ein Unternehmen familienfreundlicher aufzustellen? Um also eine widerstandsfähige, chancengleiche und digitale Unternehmenskultur 4.0 zu schaffen?

Wie kommt man beispielsweise in einem familiengeführten Traditionsunternehmen, das jahrelang überwiegend Männer beschäftigt hat, zu einer Unternehmenskultur, die Frauen anspricht? An genau dieser Fragestellung knüpft die Corporate Culture Map des Fraunhofer Instituts an.

 

Arbeiten mit der Corporate Culture Map (CCM)

Die Corporate Culture Map (CCM) ist ein kostenfreies Werkzeug, um im Bereich Unternehmenskultur Ziele zu definieren, Stolpersteine aus dem Weg zu räumen und letztendlich die Gipfel einer zeitgemaßen Unternehmenskultur zu stürmen.

Das Bild des Bergsteigens begleitet diejenigen, die sich auf den Prozess einlassen: Sie haben Rucksäcke mit Ressourcen zu füllen, Risiken zu analysieren, Meilensteine der Routenplanung festzulegen und – am Ziel angekommen - Gipfelgrüße zu versenden. Die einzelnen Etappen des Weges werden auf einer Karte (=Map) festgehalten.
Die Methode ist gedacht für Workshops mit Teams von 4 – 5 Personen, die sich etwa 3 Stunden dafür einplanen, um an den wichtigsten Bereichen ihrer Unternehmenskultur zu arbeiten.

Die Corporate Culture Map basiert auf dem GROW-Prozess, der für G=Goal, R=Reality, O= Options/Obstacles und W für „Will oder Wayfinding“ steht und sich im Coaching etabliert hat. So sollen Situationsanalyse, Zieldefinition und Handlungspotionen erarbeitet werden.

 

Die Corporate Culture Map am Beispiel eines mittelständischen Unternehmens

Im folgenden zeigen wir den Prozess der CCM anhand eines fiktiven mittelständischen Unternehmens auf. Das Unternehmen hat 300 Mitarbeitende, einen hohen Männeranteil und keine Frau in den Führungsetagen.

 

1. Der Unternehmenskultur-Check

Status-quo und Zieldefinition

Die CCM gibt vier Themenbereiche vor, die Herausforderungen der Unternehmenskultur betreffen: "Kollaboration", "Wissen und Entwicklung", "Nachhaltigkeit und Soziales" und "Chancengleichheit". Im Fall der fiktiven Firma ist - wie oben schon angeführt - der Fachkräftemangel eklatant, die Firma will mehr Frauen gewinnen und halten. Der Themenbereich „Chancengleichheit“ wird ausgewählt. Innerhalb des Themas werden von den Workshopteilnehmenden 1-10  Punkte dafür vergeben, wie der Status-quo ihres Unternehmen bei den Unterthemen "Gleichberechtigung", "Diversität", "Chancengleichheit" und "Inklusion" ist. Damit wird der drängendste Handlungsbedarf identifiziert und die Handlungsfelder priorisiert. Für die priorisierten Themenfelder müssen nun konkrete Ziele formuliert werden.

 

Der Ressourcen-Check

Jetzt geht es ans „Packen des Rucksackes“. Welche Ressourcen stehen im Unternehmen zur Verfügung? Wer oder was könnte bei der Erreichung des Zieles nützlich sein? Welche Fähigkeiten, Inititiativen und Zuständigkeiten etc. sind im Unternehmen vorhanden. Im Falle des traditionellen Beispielunternehmens gibt es ein informelles Frauennetzwerk unter den Kolleginnen, das eingebunden werden kann. Weitere Programme für Frauen bietet das Unternehmen dagegen nicht an.

 

Risikoanalyse - Von Gletscherspalten und Nebelfronten

Welche Stolperstellen gibt es auf dem Weg zum Ziel? Welche Strukturen im Unternehmen erschweren den Weg? Im Beispielunternehmen sind schnell zwei Nebelfronten identifiziert: „Wir kriegen auf die vakanten Stellen keine qualifizierten Frauen“ ist eine Denke, die bei den Führungskräften vorherrscht. Und: „Wir haben längst Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen“, wird von der Geschäftsleitung behauptet. All diese „Nebelfronten“ gilt es jetzt zu identifizieren.

Bei der sich anschließenden Routenplanung wird festgelegt, welche Stolpersteine in welcher Reihenfolge aufgearbeitet werden.

 

2. Die Umsetzung

In der Phase 2 – der Phase der Umsetzung – geht es jetzt um den Abgleich der Ziele und Routen mit möglicherweise betroffenen Personen im Unternehmen. Dazu haben die Entwickler der CCM verschiedenste fiktive Personen (Personas) geschaffen, aus deren Blickwinkel Ziele und die Umsetzung betrachtet werden können.

Aus deren Sicht sollen nun die Ziele für mehr Chancengleichheit noch einmal bewertet werden, um blinde Flecken der eigenen Wahrnehmung zu vermeiden. Da ist beispielsweise „Magdalena“ in deren Haut die Teilnehmenden nun schlüpfen können. Sie ist 35 und kommt nach einem Jahr Elternzeit wieder in die Firma. Oder „Thomas“, der seine Kinder alleine erzieht und ganz andere Ansprüche an die Unternehmenskultur hat, als andere männliche Kollegen. Oder Chantal, die potentielle Führungskraft…

 

Meilensteine auf dem Weg zum Gipfel

Auf der Karte sind zu diesem Zeitpunkt Ziele und Stolpersteine verzeichnet. Jetzt geht es darum, den Stolpersteinen die identifizierten Ressourcen zuzuordnen und Meilensteine zu definieren. Die umzusetzenden Maßnahmen werden konkret benannt und Personen zugewiesen, die sie bis zu einem definierten Termin bearbeiten sollen.

Ein Meilenstein in unserem Beispielunternehmen wäre möglicherweise eine Liste mit Aussagen von Kolleginnen zu erstellen, wo im konkreten Arbeitsalltag Unterschiede zwischen Männern und Frauen wahrgenommen werden oder die Wünsche von Eltern zu erheben, um die Situation greifbarer zu machen. Mit konkreten Zahlen und Beispielen lichtet sich der „Nebel“ allmählich.

 

Los geht’s mit Grüßen vom Gipfel

Ziele und Hindernisse sind definiert, jetzt geht es darum, die Tour im realen Leben umzusetzen. Als Motivationshilfe hat sich das Entwicklerteam der CCM einen besonderen Kniff ausgedacht: Um einen Vorgeschmack zu erhalten, dass der Weg zum Gipfel zwar mühsam, aber durchaus lohnend sein kann, schreiben die Wandergefährten einen Gipfelgruß. Der enthält die „atemberaubende Aussicht“ auf den Erfolg am Ende der Umsetzung, indem man sich die zukünftige und verbesserte Unternehmenskultur vor Augen hält.

Sie möchten die Corporate Culture Map für Ihr Unternehmen ausprobieren? Hier geht es zur digitalen Ausgabe der corporateculturemap.de

 

Weiterführende Informationen

Zur Entstehung der Corporate Culture Map: Die CCM ist das Ergebnis des Projektes „Corporate Culture Lab – ko-kreative Gestaltung einer widerstandsfähigen, chancengleichen Unternehmenskultur 4.0." Es wurde vom baden-württembergischen Wirtschaftsministerium gefördert und vom Fraunhofer IAO in Zusammenarbeit mit sieben Unternehmen aus Baden-Württemberg entwickelt.

 

Tipp

Hier die Methode der Corporate Culture Map gleich digital ausprobieren